Ja was ist denn jetzt los?
Da redet man die Leistung des 1. FC Köln, nach einem 1-0 Erfolg auf St. Pauli, so schlimm, dass sogar der Coach in der Pressekonferenz der Hals anschwillt und dann spielt der effzeh mal eben den Mitkonkurrenten aus Berlins Osten schwindelig. Kurzzeitig sind wir am überlegen gewesen auch diese Partie als spielerische Hilflosigkeit zu verkaufen, allerdings würde uns das kein Augenzeuge abnehmen. Und da wir hier ja die seriösesten Berichterstatter über den besten Fußballverein der Welt sind, da unabhängig, unbezahlt und mit klarstem Herzblut verfasst – werden wir das ganze mal auf die Euphorieschiene hieven. Denn das ist erlaubt, hat der Trainer gesagt und der hat zwar immer unrecht, laut den Medien, aber in diesem Fall machen wir mal eine Ausnahme:
„Willkommen Bundesliga, in der schönsten Stadt Deutschlands!“
(alle Urheber Rechte vorbehalten – gez. Michael Trippel)
Ausgangslage
Durch den Heimsieg der Paulianer am Freitagabend gegen den FSV Frankfurt rutschte der effzeh, ohne eine Minute gespielt zu haben, auf den vierten Tabellenplatz vor – sechs Punkte hinter dem drittplatzierten 1. FC Kaiserslautern, die am Montag in Berlin bei der Hertha antreten müssen. Das Spiel gegen die Eisernen war quasi ein so genanntes 6 Punkte Spiel. Mit einem Sieg konnte der FC auf drei Punkte an den Relegationsplatz heranrutschen und dann würde die Mär vom Aufstieg fortdiskutiert werden – in allen Kneipen, allen Stammtischen und allen sozialen Netzwerken dieser Welt!
Für eine Truppe die in den Medien für ihre Spielweise auseinandergenommen wurde, gar nicht mal so schlecht. Außerdem konnte Stani wieder auf seinen kompletten Kader, außer dem Langzeitverletzten Adil Chihi , zurückgreifen.
Union, die in diesem Jahr noch nicht verloren haben und insgesamt seit August immer mit einem Tor in der Ferne auftrumpfen konnten, hatte die Möglichkeit mit einem Sieg wieder voll ins Geschäft um Platz 3 einzusteigen. Allerdings plagten Coach Neuhaus einige Sorgen – so musste er gleich viermal umstellen: Stuff, Pfertzel, Jopek (nach Gelb-Sperre) und Silvio spielten für Kapitän Mattuschka (grippaler Infekt), Kohlmann (Adduktorenprobleme), Zoundi und Schönheim, der kurzfristig angeschlagen passen musste.
Spielverlauf
Vor 42.000 Zuschauer begann der effzeh stark, machte sofort Druck und zeigte den Eisernen wer Herr im Hause ist. Die Berliner schienen von Anfang an schwer beeindruckt und waren in allen statistischen Werten unterlegen: Ballbesitz, Zweikämpfe, Torschüsse. Es war also wie meist im RES. Der FC verschleuderte so einige gute Chancen – ein bisschen Pauli lag in der Luft. Clemens scheiterte an der Latte (6.), McKenna brachte keinen Druck hinter dem Ball bei einer aussichtsreichen Kopfballsituation (12.) und Maierhofer tat es ihm von 5 Metern aus gleich (13.).
Der FC schien sich alle Kritik zu Herzen genommen zu haben, denn sowohl spielerisch als auch vom Tempo her, war das sehr ansehnlich was unsere Truppe da auf den verschneiten Rasen zauberte. Die überfällige Führung fiel dann in der 18. Minute: Der Freistoß vom formverbesserten Lehmann landete im Strafraum, wo sich McKenna im Luftduell gegen Nemec durchsetzte und anschließend ins linke Eck sehenswert einköpfte.
Der typische FC würde jetzt einen Gang zurückschalten, doch an diesem Samstag zunächst nicht. Die Geißböcke spielten weiterhin kombinationsschnell, auch wenn der ein oder andere Pass nicht ankam. Vor allem die linke Seite wo Clemens und Bigalke das ein oder andere mal schnell spielten gefiel. Die Berliner reagierten nur und erarbeiteten sich kaum gefährliche Chancen – einzig Terodde war ein, zweimal im 16er aufgetaucht, kam aber an den bärenstarken Maroh & McKenna kaum vorbei.
Die Mehrzahl und vor allem klareren Möglichkeiten hatte weiterhin die Heimmannschaft. So vergab z.B. Dominik Maroh kurz vor der Pause, als sein Drehschuss aus 14 Metern nur knapp über das Gehäuse der Hauptstädter ging.
Die 1-0 Pausenführung war mehr als verdient und man musste sich schon Sorgen machen, ob diese Geschichte nicht doch noch 1-1 ausgeht, auf Grund des hohen Anfangstempo und auf Grund der Erkenntnisse aus vergangenen Heimspielen anno 2012.
Beide Trainer reagierten zur Pause und tauschten jeweils auf der Spielmacherposition: Strobl ersetzte beim FC Bigalke, während Özbek auf der Gegenseite für Silvio kam.
Die Kölner machten tatsächlich dort weiter, wo sie aufgehört hatten und legten nach 52 Minuten nach – und wieder war ein Freistoß der Ausgangspunkt: Wieder trat Lehmann den Ball in den Sechzehner zu Maroh, der per Kopf zu Maierhofer weiterleitete. Der Lange nahm die Kugel an, jeder befürchtete schon den Schuss Richtung Junkersdorf, doch er drehte sich dann um seinen Bewacher Stuff und schloß aus der Drehung ins linke untere Eck ab – 2:0. Das sah gekonnt aus, war aber bestimmt nicht so gewollt und wenn doch:Chapeau!
Nach diesem Treffer war das Spiel so gut wie durch. Der effzeh schaltete einen Gang zurück, was Stani weniger gut fand und so kamen die Unioner etwas besser ins Spiel, ohne aber die große Gefahr auszustrahlen und wenn war Timo Horn souverän auf seinen Posten.
Insgesamt hatte man nie den Eindruck, dass noch etwas anbrennen konnte im Gegenteil: Clemens vergab noch die dickste Chance, alles klar zu machen, als er den Ball bei einer Drei-gegen-Eins-Situation leichtfertig hergab (77.).
Am Ende blieb es bei dem völlig verdienten 2:0 Sieg und die Fans feierten die Mannschaft.
Schönes Spiel, schöner Sieg – weiter so!
Spieler im Fokus
Jonas Hector: Unglaublich was Jonas da spielt auf der ungewohnten Linksverteidiger-Position. In dieser Verfassung werden wir einen Christian Eichner wohl nie wieder im Dress des 1.FC Köln sehen. Spielerisch versiert, zweikampfstark und immer mit Blick für die Situation mutiert er Woche für Woche zu einen der besten Spielern auf dem Platz. So auch gegen Union Berlin. Was ich mir für die Zukunft vielleicht noch wünsche, wäre wenn er noch etwas mutiger nach Vorne marschieren würde. Manchmal wirken seine Offensivsituation noch etwas ängstlich. Aber so schnell wie dieser Junge dazulernt, mache ich mir darüber auch keine Gedanken mehr.
Stefan Maierhofer: Willkommen in Köln Major! Die Latte scheint angekommen und ich werde ihn ab heute nur noch Pferdelunge nennen. In seinen Laufwegen manchmal etwas wirr hin-und herrennend, zeigte er mit seiner Körpersprache, seinem Engagement und schließlich mit seinem vorentscheidenden Tor, was er für die junge Truppe leisten kann. So kann er noch enorm wichtig werden in Spielen wo es enger zu geht. Für die Zukunft sollte er dann aber auch noch die leichteren Dinger versenken, um uns vor Herzinfarkten zu bewahren.
Kevin McKenna: Ist mit Maroh zusammen zu einen der besten IV Pärchen der 2. Liga gewachsen und belohnte sich selbst mit einem hervorragenden Kopfballtor. Wenn es wirklich „aggressive Leader“ im Fußball gibt, so ist dieser Ausdruck durch McKenna entstanden. Spielerisch limitiert aber mit ungeheurer Kopfballstärke und mit viel Herz. So einen braucht jede Mannschaft. Zum Glück hat der effzeh ihn noch bis 2014.Mindestens.
Fazit
Wenn der 1. FC Köln wirklich vorhaben sollte erst in der nächsten Saison aufzusteigen, so sollten sie langsam mal anfangen Punkte, wie in der Vorrunde, liegen zu lassen. Denn in dieser Verfassung sehe ich auch für den 16. der Bundesliga schwarz, der momentan der FC Augsburg wäre. Nimmt man sich den Spielplan zur Hilfe so ist ein megafettes Plus für unseren effzeh gegenüber den Mitkonkurrenten zu verzeichnen. Ja klar ist das alles sehr euphorisch gedacht und vielleicht auch noch voller Herzblut und Adrenalin, da ich an solchen Samstagen wie diesen, die ganze Welt umarmen könnte vor Glückseligkeit. Aber wenn sogar Freunde von Ligamitkonkurrenten die realistische Chance eines Wiederaufstiegs in Betracht ziehen, so hat sich die junge Truppe um Stani zumindest höllischen Respekt verschafft. Gut so!
Ich mag das.
Ich scheiß in diesem Fall auch dann auf alle Experten dieser Welt, die da kein System erkennen wollen. Ich scheiß dann auch auf Kölner Fans, die meinen man müsse gegen zehn Paulianer – auf Ackerboden – im Hexenkessel – Zauberfußball vom anderen Stern spielen a la Borussia Dortmund – die vor lauter Zauberei dann 4-1 gegen den HSV auf den Sack bekommen.
Wer mal dreckig siegt, wer auch mal spielerisch überlegen siegt, wer hinten kaum noch Chancen zulässt und vorne mindesten 1 Tor mehr macht als der Gegner, steht verdient dort wo er steht. Nachher interessiert es eh keinen mehr.
Ich bin 600km weit entfernt von Heimat. An solchen Samstagen verfluche ich diese Situation.
Euphorie ist nicht verboten!
Wegen solchen Momenten liebe ich den Fußball und insbesondere meinen EFFZEH!
Danke Jungs.
[tube]http://www.youtube.com/watch?v=eM25_h2bQw4&feature=youtu.be[/tube]Stimmen zum Spiel
Stanislawski:“Wir haben einen recht ordentliche Partie gemacht, ohne jetzt in Euphorie auszubrechen. Am Anfang hatten wir schon zwei oder drei richtig gute Chancen gehabt, sind gut in die Partie gekommen. Was mir ein bisschen gefehlt hat, war nach dem 1:0 – da sind wir ein wenig passiver geworden und haben nicht mehr ganz so druckvoll und mutig nach vorne gespielt. Das darf uns einfach nicht passieren und das haben wir in der Halbzeit auch angesprochen. Wir haben aber auch kaum Torchancen der Berliner zugelassen. Ich freue mich, dass Stefan Maierhofer sich für eine engagierte Leistung belohnt hat. An seine turbulente Spielweise muss ich mich auch noch dran gewöhnen, er rennt dann quer übers Feld…. Aber er ist engagiert, er will immer und ist einfach ein positiver Typ.
Wir freuen uns jetzt über die drei Punkte. Letzte Woche hat die Mannschaft kein frei bekommen, diesmal aber, um einfach mal durchzupusten und am Dienstag konzentrieren wir uns dann auf Frankfurt, was wieder ein völlig anderes Spiel wird.
Zur Defensivleistung ist zu sagen, wir geben unheimlich wenig Torchancen für den Gegner weg und spielen als Mannschaft da sehr gut nach hinten. Wir haben mit Timo Horn einen Keeper, der unheimliche Ruhe ausstrahlt, auch für sein Alter und alles souverän hält. Insgesamt hat sich da die Defensive gefunden, auch die Kette davor arbeitet sehr gut gegen den Ball, Vorne gehen sie auch drauf – wir sind da sehr zufrieden. Den Finger in die Wunde legen wir halt in der Abschlussschwäche, auch heute hatten wir da wieder die ein oder andere Situation, die wir hätten ruhiger zu Ende spielen müssen. Dann wird es auch einfacher Fußball zu spielen.
Grundsätzlich ist Euphorie nichts negatives. Wir freuen uns jetzt einfach und wissen, dass noch einiges zu tun ist. Wir gucken da jetzt auch nicht so auf Lautern, die stehen da zurecht wo sie stehen, weil sie einfach mehr Punkte haben und wir zu inkonstant gespielt haben. Unsere Mannschaft entwickelt sich, sie nimmt Gegebenheiten an, die der 2.Liga Fußball hergibt – dazu gehören auch dreckige Spiele. Im Moment spielen wir einfach konstant und wir sind als Mannschaft einfach im Moment schwer zu schlagen. Wir ruhen uns darauf nicht aus, sondern geben weiter Gas und gucken was dann zum Schluss dabei herumkommt. Jeder der uns dabei euphorisch unterstützt ist herzlich Willkommen. Wir hatten heute wieder 42.000 Zuschauer im Stadion das ist gigantisch und das macht auch den Spielern Spaß und wir freuen uns auch wenn uns viele nach Frankfurt begleiten, weil das wieder ein völlig anderes Spiel wird vor geringer Kulisse.
Euphorie ist erlaubt, aber wir drehen jetzt nicht durch!“
Bigalke: „Das Hinspiel haben wir ja, trotz 1-0 Führung, noch aus der Hand gegeben – gegen Hertha konnten wir auch nicht gewinnen und heute haben wir das erste mal gegen meine Heimat gewonnen. Das ist doppelschön und ich denke wir sind auf einem richtig guten Weg. Major ( Maierhofer d. Red.) hat sich nicht verrückt machen lassen und hat heute ein super Tor gemacht, was äußerst wichtig war, denn danach war das Spiel durch.
Jetzt guck ich mir entspannt auf der Couch am Montag die Hertha an, die kann ja da so gut wie sicher den Aufstieg klar machen. Den ein oder anderen werde ich vorher auch noch einmal anrufen und motivieren und dann denk ich mal werden sie das Spiel auch gewinnen.
Wir haben jetzt 2 Tage frei und wissen gar nicht was wir mit der ganzen freien Zeit machen sollen. Ich werde barfuß laufen gehen, wenn Natur genießen, dann richtig!“
Maierhofer:“Dreckstor war das! Jetzt kennen mich auch die letzten hier! Nicht nur als sympathischen Österreicher, sondern auch als einen, der mal das Ding reinhaut! War echt ein geiles Gefühl vor der Südkurve das Tor zu machen. Ich freue mich, dass ich der Mannschaft heute hab helfen können – mit dem Tor, aber auch mit meiner Laufleistung, auch wenn ich heute den ein oder anderen Meter zu viel gemacht habe. Es ist schön vom Trainer das Vertrauen zu bekommen, gerade hier vor heimischer Kulisse. Insgesamt haben wir auch heute wieder den Kampf angenommen und darüber hinaus auch spielerische Akzente gesetzt. Sind verdiente 3 Punkte!“
McKenna:“ Wir stehen als Mannschaft sehr gut und das fängt vorne an, leider haben wir nicht mehr Tore gemacht fürs Torverhältnis. Die Kritik der letzten Woche empfand ich als unfair. Major hat ein super Tor heute gemacht, man sieht, dass die Jungs vorne ackern und rackern – in jeden Zweikampf gehen und sich reinhauen. Das machen sie jedes Spiel, das freut mich total und von daher war die Kritik völlig überzogen.
Ich hab ein bisschen Schmerzen im Knie aber ich denke das ist nichts Schlimmes.“
1. FC Köln: Horn – Brecko, Mc Kenna, Maroh, Hector – Clemens, Lehmann (85. Jajalo), Matuschyk, Bigalke (46. Strobl) – Ujah (65. Bröker), Maierhofer
1. FC Union Berlin: Haas – Pfertzel, Stuff, Puncec, Parensen – Jopek, Menz, Silvio (46. Özbek), Kopplin – Terodde (66. Skrzybski), Nemec
Tore: 1:0 McKenna (18.), 2:0 Maierhofer (52.)
Gelbe Karten: Maroh, Ujah, Bröker – Parensen, Puncec, Pfertzel
Zuschauer: 42.000
Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück)