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Vorspiel

Der 1. FC Köln auswärts beim VfL Wolfsburg: Dreh dich nicht um, das Abstiegsgespenst geht rum

Nach der Heimniederlage gegen Augsburg muss der 1. FC Köln schnell wieder in die Spur finden. Viel Zeit bleibt in der Englischen Woche auch nicht, steht doch die Auswärtsaufgabe beim VfL Wolfsburg auf dem Programm. Die “Wölfe” kriseln sogar noch deutlich mehr als die “Geißböcke”.

Foto: Focke Strangmann - Pool/Getty Images

Von Derby-Euphorie ist rund um den 1. FC Köln nicht einmal 20 Tage nach dem überraschend deutlichen 4:1 gegen den rheinischen Rivalen aus Mönchengladbach nur noch wenig zu spüren. Nach der schwachen Leistung in Bielefeld, die beim 1:1 immerhin einen Punkt einbrachte, mussten die „Geißböcke“ im Heimspiel gegen Augsburg eine gleich in mehrfacher Hinsicht bittere 0:2-Niederlage einstecken. Zum einen war damit der Nimbus des einzigen zuhause ungeschlagenen Teams für den FC Vergangenheit, zum anderen holten die Kölner durch das überflüssige Ergebnis einen direkten Kontrahenten im Abstiegskampf wieder zurück in die Verlosung.

Bis auf drei Punkte sind die Fuggerstädter, die mit Platz 16 den Relegationsrang belegen, auf das Team von Trainer Steffen Baumgart herangerückt. Der Blick, er muss am Geißbockheim tabellarisch nun dringend nach unten gerichtet werden. “Mit zwei schlechten Ergebnissen rutscht man schnell unten rein“, analysiert auch der FC-Coach im Vorfeld der Partie gegen den VfL Wolfsburg, bei der erneut Mittelfeldmotor Ellyes Skhiri erkrankt fehlen wird, und sieht bei seinem Team vor allem offensiv ordentlich Luft nach oben: „Vieles in unseren bisherigen Spielen war gut, aber nicht zielbringend genug. Wir hatten viele Tormöglichkeiten, die wir nicht genutzt haben. Gerade da müssen wir den nächsten Schritt gehen. Drei Punkte nach unten sind nicht viel!“

Ein Duell zweier angeschlagener Boxer

Das ist in der Tat so – die Bundesliga präsentiert sich im Mittelfeld so eng wie lang schon nicht mehr: Zwischen den Augsburgern auf Rang 16 und der siebtplatzierten Eintracht aus Frankfurt liegen lediglich fünf Punkte. Mittendrin neben dem 1. FC Köln auch der VfL Wolfsburg, der bisher eine turbulente Saison absolviert. Die VW-Tochter startete unter Mark van Bommel mit vier Siegen in die Spielzeit, um dann praktisch auf der Stelle zu treten. Die Konsequenz: Der Niederländer musste gehen, der ehemalige Bremer Coach Florian Kohfeldt ersetzte den einstigen „Aggressive leader“ des FC Bayern an der Seitenlinie der „Wölfe“. Wirklich besser wurde es aber nicht in der Autostadt, die vergangenen fünf Pflichtspielen gingen für die Niedersachsen allesamt in die Binsen.

“Wir hatten viele Tormöglichkeiten, die wir nicht genutzt haben. Gerade da müssen wir den nächsten Schritt gehen.”

So ist das Auswärtsspiel der „Geißböcke“ am Mittellandkanal nicht nur ein ein Duell zweier angeschlagener Boxer, die im vorletzten Kampf des Jahres nach dem verloren gegangenen Punch suchen, sondern auch ein Aufeinandertreffen zweier Tabellennachbarn, die kurz vor Weihnachten die Angst vor dem Abstiegsgespenst umtreibt. Für den FC, bisher auswärts noch ohne Erfolg in dieser Bundesliga-Saison, könnte sich auf fremdem Platz die Möglichkeit eröffnen, die “Wölfe“ noch tiefer in den Schlamassel zu ziehen. Die Wolfsburger, mehr oder minder seit Monaten im freien Fall, wollen dagegen die letzte Chance vor der Winterpause auf Punkte nutzen, müssen sie doch zum Hinrundenabschluss zum Branchenprimus FC Bayern reisen.

Wolfsburg mit dem “Messer zwischen den Zähnen”

Kaum verwunderlich, dass die Ansagen aus der Autostadt vor der Begegnung äußerst martialisch daherkommen. „Ja, wir dürfen enttäuscht sein. Ja, wir müssen auch selbstkritisch sein. Aber wir haben nur wenig Zeit. Wir dürfen uns nicht verkriechen. Das muss jetzt der Moment sein, wo man das Messer zwischen die Zähne nimmt und sagt: Dagegen wehren wir uns jetzt! In diese Stimmung sollten wir schnellstmöglich kommen. Loslegen, machen – und dagegen angehen“, formuliert es Wolfsburgs Coach Florian Kohfeldt, der bei seinem Team zuletzt bei der Auswärtsniederlage in Stuttgart (0:2) den „unbedingten Willen, gewinnen zu wollen“ vermisste. Für das Köln-Spiel fordert er ganz klar eine Reaktion: „Wir müssen mutig und konsequent sein und uns der Situation stellen.“

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

Sich der Situation stellen: Das muss nach der Heimniederlage gegen Augsburg auch das Team von Steffen Baumgart. „Ich werde alles daransetzen, dass wir unseren Weg weitergehen. Wir wollen unseren Fußball weiterspielen und weiterentwickeln, um die nötigen Punkte einzufahren und gar nicht weiter nach unten zu geraten“, sagte der FC-Coach im Vorfeld des Wolfsburg-Spiels: „Wir können darüber reden, dass unser Fußball besser aussieht und wir mehr Punkte haben als in der vergangenen Saison. Fakt ist aber, dass wir nicht viel Vorsprung auf Platz 16 haben. Es wird ein langer Weg für uns. Deshalb wollen wir in Wolfsburg punkten. Wir wissen, was auf uns zukommt. Es geht darum, das wir unseren Fußball spielen.“

Flankenfokus gegen Defensivkünstler

Trotz der momentan bescheidenen Phase der „Wölfe“, bei denen die Fans zuletzt sogar den Rauswurf des früheren Kölner Sportchefs Jörg Schmadtke forderten, will Baumgart nichts von der vermeintlich schweren Lage des Gegners wissen. „Natürlich könnte man über Wolfsburg sagen, dass sie gerade eine schwierige Phase haben. Die Mannschaft hat schon viele gute Spiele in diesem Jahr gemacht“, so der FC-Trainer, der den Niedersachsen eine „hohe Qualität“ bescheinigt. Dazu zählt auch der ehemalige Kölner Sebastiaan Bornauw, der sich nach Stotterstart bei der VW-Tochter in die Startelf gekämpft hat und nun nach seinem nicht ganz umstrittenen Wechsel im Sommer erstmals auf seinen ehemaligen Kollegen treffen wird.

“Wir wissen, was auf uns zukommt. Es geht darum, das wir unseren Fußball spielen.”

Der Belgier dürfte dabei auch sportlich besonders im Fokus stehen, legt der FC doch in dieser Saison viel Wert auf das Flügelspiel und entsprechende Flanken. Die „Geißböcke“ schlugen laut bundesliga.de in dieser Spielzeit bisher ligaweit die meisten Flanken aus dem Spiel (233) und erzielten in der Folge bereits überragende zehn Treffer – Bundesliga-Bestwert. Auf der Gegenseite hat Wolfsburg noch kein einziges Gegentor im Anschluss an eine Flanke schlucken müssen, nur Dortmund gelang das ebenfalls. Auch deshalb wird es interessant sein zu beobachten, wessen Spielphilosophie sich unter der Woche durchsetzt. Und ob der FC seine hohe Intensität inmitten der Englischen Woche gegen eine Mannschaft, die zu den laufschwächsten der Bundesliga zählt, auf den Platz bringen kann.

Letzter Kölner Sieg in Wolfsburg 2010

Schon der Beginn der Partie dürfte für das Baumgart-Team von großer Bedeutung sein: Kommt Wolfsburg auf Wiedergutmachungskurs wie gefordert „mit dem Messer zwischen den Zähnen“ aus den Startlöchern, müssen die „Geißböcke“ direkt dagegenhalten und die mögliche Verunsicherung bei den Gastgebern ausnutzen. Die Bilanz spricht leider für die Niedersachsen: Seit acht Spielen sind die „Wölfe“ zuhause gegen den FC ungeschlagen, fuhren dabei sechs Siege ein. Den letzten Erfolg am Mittellandkanal fuhren die Kölner im Januar 2010 ein: Dank Toren von Kevin Pezzoni, Sebastian Freis und Adil Chihi schlug man den amtierenden Meister mit 3:2. Mehr als elf Jahre später wäre es an der Zeit, wieder drei Punkte in Wolfsburg bejubeln zu können. Und vielleicht kegelt man als netter Nebeneffekt damit auch einen gewissen Sportdirektor der „Wölfe“ aus dem Amt. Es gäbe sicherlich Schlechteres.

https://twitter.com/fckoeln/status/1470711930973298692

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