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Nachspiel

Die Qualen der Lausitz

Der FC kommt am Karnevalssamstag nicht über ein torloses Remis hinaus. Ein Tor hätte das Spiel aber auch nicht verdient gehabt.

© effzeh.com
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An Karneval steht das normale Leben still. Zumindest in der schönsten Stadt Deutschlands. Fußball wird dennoch gespielt – wenn man das, was der FC allzu häufig praktiziert, denn überhaupt so nennen kann. In der Vergangenheit wurde uns von den rot-weißen Göttern an Fastelovend immer einiges geboten. Man erinnere sich an die glorreiche 0:5-Peitsche beim Zweitliga-Letzten Rot-Weiss Essen. Oder den 2:1-Überraschungserfolg bei Bayern München. Eine Sensation gab es dieses Mal nicht: Der FC quälte sich und die 1600 mitgereisten kölschen Jecken mit einer lahmen Partie in Cottbus, die torlos endete.

Ausgangslage

„Wir haben nur noch 6-Punkte-Spiele“ verkündete FC-Kapitän Miso Brecko vor der Partie. Und ein besonders wichtiges sollte es in Cottbus sein. Unsere achtplatzierten Geißböcke trafen im Stadion der Freundschaft auf die drei Ränge besser postierten Cottbuser, die am vergangenen Spieltag auswärts beim FC St. Pauli ein torloses Remis erzielen konnten. Nachdem am Freitag bereits der 1.FC Kaiserslautern gewonnen hatte und somit den Abstand auf den FC um drei Punkte erhöhen konnte, waren beide Teams gefordert, wollten sie den Anschluss an den Relegationsplatz halten.

Die Bilanz sprach für die kölschen Karnevalisten: Die letzten vier Begegnungen im Stadion der Freundschaft konnte der 1.FC Köln für sich entscheiden. Beim letzten Aufeinandertreffen in der 2. Liga im Jahr 2005 gewann der FC mit einem überragend aufgelegten Lukas Podolski 5:3. Sein Tänzchen mit der gesamten Cottbuser Defensive inklusive anschließendem Treffer wurde später zum Tor des Monats gekürt. Für Abwehrrecke Kevin McKenna war es die Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Insgesamt 68 Spiele absolvierte der kanadische Nationalspieler für den FC Energie, bevor er 2007 nach Köln wechselte.

Überraschend veränderte Holger Stanislawski, grippegeschwächt an der Seitenlinie, sein Team im Vergleich zur Vorwoche nicht. Er folgte der Maxime „Never change a winning team“. Das hieß, das vor Timo Horn erneut ein 4-1-4-1-System praktiziert wurde. Adam Matuschyk sollte als alleiniger Sechser vor der Viererkette (bestehend aus Jonas Hector, Dominic Maroh, Kevin McKenna und Miso Brecko) die Defensive zusammen halten. Vor ihm agierten Bröker, Jajalo, Clemens und Royer als zweiter Viererriegel hinter Sturmspitze Anthony Ujah.

Spielverlauf

Es ging gut los für den FC, der die erste große Gelegenheit im Spiel hatte. Wie schon im Hinspiel zeigte sich Cottbus-Keeper Kirschbaum allerdings auf dem Posten und wehrte Ujahs Schuss souverän ab. Danach präsentierten sich die Teams nicht so recht in Offensivlaune – echte Strafraumszenen waren Mangelware. Highlight der Anfangsphase: Die gelbe Karte gegen Linksverteidiger Jonas Hector nach einer astreinen Schwalbe des FC Energie. Insgesamt machte Schiedsrichter Dankert keinen guten Eindruck an diesem Tag.

Selbiges galt allerdings auch für die Offensivreihen der Kontrahenten. Der FC machte zwar einen geordneten Eindruck, jedoch verbuchten die Gastgeber höhere Spielanteile. Positiv zu vermerken in dieser Phase des Spiels: Die Viererkette um den kanadischen Holzfäller Kevin McKenna blieb stabil und ließ nichts anbrennen. Auch Timo Horn, gehandicapt durch einen Nasenbeinbruch, strahlte eine enorme Ruhe aus. Kurz wird es noch einmal brenzlig in den Strafräumen beider Teams: Erst verfehlt Royer mit einem Distanzschuss das Tor der Gastgeber, danach kommt Cottbus-Kapitän Uwe Möhrle zum Kopfball, kann aber ebenfalls die Kugel nicht im Tor unterbringen.

Der Offensivdrang bleibt leider ebenso in der Kabine wie Jonas Hector, der gelbvorbelastet von Trainer Stanislawski ausgetauscht wird. Für ihn kam Christian Eichner im Spiel. Der FC bekommt das Spiel mit zunehmender Dauer nun besser in den Griff, bleibt aber weiterhin im Angriff zu harmlos. Stanislawski versucht mit Umstellungen zu verändern: Erst ersetzt Lehmann Royer, danach bläst der FC mit der Einwechslung von „Ösi-Latte“ Maierhofer zur Schlussoffensive. Belohnt wird das in der 85. Minute mit der besten Chance des Spiels: Breckos Flanke findet in der Mitte Bröker, der freistehend vor dem Tor zum Kopfball kommt. Kirschbaum reagiert sensationell und verhindert das dritte Saisontor des Kölner Angreifers. Danach passiert rein gar nichts mehr.

Spieler im Fokus

Timo Horn: Die personifizierte Bierruhe. Und das in seinem Alter. Ließ sich auch von seinem Nasenbeinbruch nicht daran hindern, sämtliche Aktionen der Cottbuser zunichte zu machen. Wird immer mehr zum Garant einer starken Abwehr.

Dominic Maroh: Scheint endlich angekommen zu sein in Köln. Bärenstark im Zweikampf, harmoniert prächtig mit Kevin McKenna. In der Spieleröffnung ist der 25-Jährige jedoch stark verbesserungswürdig.

Thomas Bröker: Rackerte und ackerte, ohne Glanzlichter zu setzen. Verpasste kurz vor Schluss das goldene Tor. Es wäre sein erster Treffer seit dem 6. Spieltag gewesen – und der erste aus dem laufenden Spiel.


Fazit


Ein leistungsgerechtes Remis zweier Teams, die nicht gezeigt haben, Aufstiegskandidaten zu sein. Der FC liegt nun acht Punkte und sechs Plätze hinter dem Relegationsplatz, der derzeit vom 1.FC Kaiserslautern belegt wird. Das blödsinnige Dauergerede vom Angriff auf Platz 3 sollte nun erst einmal in der Mottenkiste verschwinden. Besser ist das – sowohl für die Mannschaft als auch für das Umfeld.

Insbesondere auswärts lässt die Mannschaft zu häufig die Spielkontrolle vermissen, um wirklich ambitioniert nach oben schielen zu dürfen. Die guten Leistungen auf fremdem Platz sind bisher eindeutig in der Unterzahl, lediglich in Paderborn und in München konnte der FC überzeugen. Letztlich fehlt es auch in der Offensive an der individuellen Qualität, ein solches Drecksspiel wie in Cottbus mit einer Aktion zu entscheiden.

Stimmen zum Spiel

Maroh: In der ersten Halbzeit hat der Schiri meiner Meinung nach überhaupt nicht gut gepfiffen, viel zu viele Standards haben wir da bekommen. Das haben wir ihm auch gesagt und in der zweiten Hälfte wurde es besser.  Hier in Cottbus kommt auch immer viel von Außen herein, viel Aggression. War irgendwie unnötig. Ist auch zu wenig wenn man nur ein 0:0 verwalten will und auf den Lucky Punch hofft. Da müssen wir noch dran arbeiten. Schade, dass Thomas zum Schluss den Ball nicht reinmacht. Wir hatten 2 oder 3 richtig große Chancen, an Cottbusser kann ich mich nicht erinnern.
Aber 0:0 passt auch zu der Atmosphäre hier glaube ich.
Wir sind in unserer Entwicklung noch nicht soweit dieses Kurzpassspiel zu machen. Zu Hause klappts ja manchmal aber Auswärts haben wir das Verteidigen im Kopf. Erstmal gut stehen und dann fehlt uns einfach die Umschaltbewegung nach vorne. Vielleicht auch der Mut. Geht weiter jetzt.

Bröker: Aus dem Spiel heraus hatten wir die besseren Torchancen. Cottbus kam nur durch Standards, wo der Schiri sein Übriges dazu getan hat, der hat sehr viele Dinger gepfiffen wo man dachte „Boah muss das jetzt sein?“. Aber war okay, damit musst du leben und am Ende auch mit dem Punkt zufrieden sein. Es ist auch nicht einfach hier zu spielen. Die Zuschauer, die hitzige Atmosphäre ist echt nicht einfach. Die Fans haben uns wieder toll unterstützt und es ist schade, dass wir keine 3 Punkte mitgenommen haben, dann müssen wir das eben in Pauli tun.

McKenna: War ein gerechtes 0:0 und es war schön nochmal hier zu sein. Meine Frau kommt ja aus Cottbus, von daher ist das hier auch ein stückweit mein Zuhause. Jetzt hoffe ich aber in Hamburg drei Punkte zu holen.

Horn: Die Cottbusser haben deutlich mehr gedrückt als noch im Hinspiel – hatten ihre Torchancen aber hauptsächlich durch Standards. Wir hatten zwei / drei gute Gelegenheiten aus dem Spiel heraus. Wenn Bröki den zum Schluss macht bleiben wir oben dran. So sind es nun leider 8 Punkte.
Im Endeffekt ist das 0:0 aber gerecht.

Stanislawski: Ich glaube das wir eine sehr intensive Partie erlebt haben. Beide Mannschaften wollten das Spiel gewinnen. Wir hatten ein paar gute Möglichkeiten aus dem Spiel heraus, hatten da aber leider nicht die nötige Ruhe vor dem Tor. Wir hatten insgesamt wenig Chancen weggeben
und kurz vor Schluss mit Thomas Bröker nochmal die Hundertprozentige auf dem Kopf. Da haben wir gesehen, dass er leider nicht so gut köpfen kann. Insgesamt war es aber ein interessanteres 0:0. Das wir uns auch verdient haben und ich freue mich sehr, dass trotz Karneval 1800 Zuschauer uns begleitet haben. Respekt. Die fahren in der früh los und kommen erst spät nachts in Köln wieder an. Dafür ein großer Dank.



Energie Cottbus: Kirschbaum – Schulze, Möhrle, Börner, Bittroff – Banovic, Kruska – Farina (60. Ludwig), Fomitschow – Sanogo, Stiepermann (60. Mosquera)

1. FC Köln: Horn – Brecko, Mc Kenna, Maroh, Hector (46. Eichner) – Matuschyk – Bröker, Jajalo (80. Maierhofer), Clemens, Royer (71. Lehmann) – Ujah

Tore:

Gelbe Karten: Kruska, Mosquera – Hector, Royer, Matuschyk, Clemens

Zuschauer: 10.201

Schiedsrichter: Dankert (Rostock)

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