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Nachspiel

Heimpunkt gegen Wolfsburg: Und mühsam ernährt sich das Eichhörnchen!

Wieder kein Heimsieg für den 1. FC Köln, aber die Enttäuschung nach dem Punktgewinn gegen Wolfsburg ist überschaubar – die Leistung war nämlich nicht schlecht.

Foto: Lars Baron/Getty Images

Ja, es hatte schon Unentschieden in dieser Saison gegeben, bei denen nach dem Schlusspfiff den Mienen der FC-Spieler deutlich mehr Enttäuschung abzulesen war. Gewiss, man hatte eine zweimalige Führung aus der Hand gegeben, und auch der ersehnte erste Heimsieg war nicht gelungen. Und trotzdem, Markus Gisdols Team hatte vor allem in der ersten Halbzeit eine kämpferisch wie spielerisch gute Leistung gezeigt und auch nach der Pause den schnellen Ausgleich gut verkraftet, den in dieser Saison noch ungeschlagenen Wolfsburgern bis zum Schluss Paroli geboten und nicht unverdient einen Punkt zum 2:2-Remis gerettet.

Eine abwechslungsreiche Partie von Beginn an

Bis auf den verletzten Rafael Czichos hatte Gisdol derselben Formation vertraut, die vor Wochenfrist den BVB 2:1 besiegt hatte. Die Partie braucht nicht lange, um Fahrt aufzunehmen. Elvis Rexhbecaj prüfte Koen Casteels im Wolfsburger Tor mit einem fulminanten Schuss aus 20 Metern (9. Spielminute), während auf der Gegenseite Timo Horn gegen den durchgebrochenen Wout Weghorst retten musste (11.). All dies war lediglich das Vorspiel zum ersten Höhepunkt der Partie.

Jan Thielmann erzielt das 1:0  Foto: Lars Baron/Getty Images

Salih Özcan erlief einen langen Ball von Marius Wolf und passte millimetergenau zu Jan Thielmann, dessen noch leicht abgefälschter Schuss ins linke Toreck der Wolfsburger einschlug (17). Es war das erste Bundesligator des 18jährigen Angreifers, der bei diesem Torschuss auf den Tag genau genauso alt war wie ein gewisser Lukas Podolski bei seinem ersten Treffer im Fußball-Oberhaus.

Ein etwas ungestümer Zweikampf von Sebastiaan Bornauw führte dann zu einem Freistoß unweit des Kölner Sechzehners. Timo Horn wählte eine Position nahe des linken Torpfostens und sah tatenlos zu, wie der weder sehr hart noch sehr genau geschossene Freistoß zum 1:1-Ausgleich im rechten Toreck des Kölner Gehäuses einschlug (29.).

Erneute Führung und schneller Ausgleich

Der bis dahin sehr starke Salih Özcan musste wenig später mit muskulären Problemen ausgewechselt und durch Dominick Drexler ersetzt werden. Noch vor der Pause gelang den Kölnern die erneute Führung. Einen Diagonalball des ansonsten recht unauffälligen Iso Jakobs nutzte Elvis Rexhbecaj zu einer punktgenauen Vorlage für Ondrej Duda, der den Ball humorlos zur 2:1-Führung ins Dachgebälk des Wolfsburger Tors hämmerte (42.).

Das 2:1 durch Ondrej Duda  Foto: Lars Baron/Getty Images

Nach der Halbzeit dauerte es nur zwei Minuten, bis Weghorst sich im Rücken von Sava-Arangel Cestic wegschlich und eine wohlgetimte Flanke zum 2:2 einköpfte. Danach berannten die Wolfsburger das Kölner Tor, kamen jedoch lediglich durch Renato Steffen noch zu einer großen Torchance, die der Schweizer Nationalspieler jedoch nicht nutzen konnte.

Ein trauriger Tag für Anthony Modeste

Das Spiel befand sich schon in der Nachspielzeit, als sich Anthony Modeste an der Mittellinie für seine Einwechslung bereitmachte. Beim BVB hatte er vergeblich auf Einsatzminuten gehofft und seiner Enttäuschung darüber dadurch Ausdruck gegeben, dass er den Sieg seines Teams ohne jede Regung zur Kenntnis nahm. Nun verhinderte der Schlusspfiff von Schiedsrichter Sven Jablonski den Einsatz des Torjägers.

Foto: imago images/Poolfoto

Modeste winkte enttäuscht ab, ging stattdessen schnurstracks in die Kabine, ohne seine Mannschaftskameraden abzuklatschen. Ein klärendes Gespräch über die Bedeutung des Mannschaftssports im Allgemeinen und das Verhalten der einzelnen Teammitglieder im Besonderen scheint hier angebracht. Zumal sich in naher Zukunft an seiner Situation wohl wenig ändern wird. Dazu funktioniert der “Not-Sturm” zu gut. Noch mehr als gegen den BVB zeigte er gegen die “Wölfe”, dass er mehr ist als eine Notlösung. Sowohl Ondrej Duda als auch Jan Thielmann rechtfertigten ihre Aufstellung nicht nur durch die von ihnen erzielten Tore.

Die Stimmen zum Spiel

Markus Gisdol lobte die kämpferische und spielerische Leistung seiner Mannschaft: “Vorweg ein großes Lob an meine Mannschaft, von dem, was wir heute wieder an Einsatzbereitschaft an den Tag gelegt haben, auch was wir spielerisch in der 1. Halbzeit abgeliefert haben. Wir haben gegen Dortmund ein klasse Spiel gemacht und waren heute gegen ein ungeschlagenes Top-Team gut. Wir sind auf einem guten Weg und müssen an die Leistungen anknüpfen. Dafür werden wir konsequent arbeiten.”

Foto: Lars Baron/Getty Images

Ja Thielmann freute sich über sein erstes Bundesligator: “Ich bin sehr glücklich über mein erstes Bundesliga-Tor, trotzdem sind die Gefühle gemischt. Grundsätzlich können wir zufrieden sein, gegen gute Wolfsburger zumindest einen Punkt hier behalten zu haben. Aber nach zweimaliger Führung hätten wir natürlich gerne auch einen Dreier geholt. Durch den Sieg gegen Dortmund sind wir etwas selbstbewusster geworden und haben das heute auf dem Platz auch über weite Strecken gezeigt. Das müssen wir nächste Woche wieder auf den Platz bringen.”

Durch den Sieg gegen Dortmund sind wir etwas selbstbewusster geworden und haben das heute auf dem Platz auch über weite Strecken gezeigt.

Ondrej Duda sprach die unterschiedlichen Halbzeiten an: “Natürlich bin ich froh, an meinem Geburtstag getroffen zu haben, aber mit zwei Punkten mehr wäre ich jetzt deutlich glücklicher, weil wir die Punkte benötigen. Nichtsdestotrotz ist es so, dass wir mit vier Punkten aus den beiden Spielen gegen Dortmund und Wolfsburg leben können. Hätten wir heute verloren, hätte der Sieg in Dortmund nachträglich gar nicht so gut geschmeckt, aber wir haben uns heute einen Punkt erkämpft. Die erste Hälfte war nicht schlecht von uns, wir standen kompakt und haben streckenweise auch guten Fußball gespielt. In der zweiten Hälfte haben wir dann leider sehr früh den Ausgleichstreffer bekommen und standen danach tiefer. Wir hatten ein paar Kontersituationen, haben daraus aber nichts gemacht. Die erste Hälfte war deutlich besser als die zweite. Am nächsten Wochenende wollen wir wieder einen Sieg holen.”

Der Blick auf das nächste Spiel

Am nächsten Samstag geht es nach Mainz. Eine Partie, die sicherlich viel mehr ist als ein Karnevalsderby, ist doch der Tabellenfünfzehnte beim Tabellensiebzehnten zu Gast. Kein Sechs-Punkte-Spiel, das es mathematisch nicht gibt, und doch eine Begegnung, die den Weg weisen kann aus der bedrohten Zone heraus oder mitten in größte Abstiegssorgen.

Gewiss, die Kölner reisen mit etwas mehr Selbstbewusstsein an, als dies in den vergangenen Monaten der Fall war, aber auch mit einigen Sorgen im Gepäck. Ausgerechnet Salih Özcan, zur Zeit in ausgezeichneter Form, droht mit einer Muskelverletzung auszufallen, auch Marius Wolf musste gegen Wolfsburg das Spielfeld verletzt verlassen. Viel wird davon abhängen, wie die Abwehr um Bornauw, Cestic und Jannes Horn den gefährlichen Mainzer Stoßstürmer Jean-Philippe Mateta in den Griff bekommt. It’s crunchtime – mit einem guten Ende für den 1. FC Köln?

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