Una manita, ein Händchen, so nennt man in Spanien einen Sieg mit so vielen Toren wie Fingern einer Hand. Den Dortmundern gelang dies am Freitagabend zwar nicht in lupenreiner Form, denn dann hätte für den Gegner die Null stehen müssen, aber auch so fühlte sich die 1:5-Niederlage für den 1. FC Köln ernüchternd genug an.
Die ersten 53 Sekunden der Partie offenbarten ein Muster des Dortmunder Spiels, das sich noch einige Male wiederholen sollte. Der BVB spielte “hintenrum”, nicht behäbig, sondern schnell und gekonnt, die Kölner versuchten in der Hälfte des BVB zu attackieren, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Dies gelang nicht, irgendwann landete der Ball bei Mats Hummels, der einmal aufschaute und dann einen langen Pass auf Reus spielte, präzise, mit perfektem Timing, genau in die Schnittstelle der FC-Defensive.
Reus legte nach rechts ab auf Sancho, der spielte einen perfekten Ball auf Guerreiro, Timo Horn versuchte vergeblich mit einer Fußabwehr an den Ball zu kommen – 0:1. Welch ein Beginn! “Der Spielverlauf war für uns heute extrem unglücklich, wir haben direkt mit der ersten Situation das 0:1 bekommen,” sagte Markus Gisdol dann auch.
Kalte Dusche nach der Halbzeit
Das Muster des ersten Tores wiederholte sich nach einer halben Stunde, Pass Hummels, Ballannahme Reus, es stand 0:2. “Dieses zweite Tor ärgert mich eigentlich am meisten,” sagte Markus Gisdol, “weil wir das oft genug angesprochen haben, den langen Ball von Hummels hinter die Kette!”
Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images
Für Aufregung sorgte in der 1. Halbzeit noch ein Zweikampf zwischen Bornauw und Hakimi. Schiedsrichter Osmers zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt, wurde aber vom VAR darauf hingewiesen, dass sich die Szene vor dem Strafraum abgespielt hatte. Folglich entschied er auf Freistoß, den es allerdings genau wie auch die gelbe Karte für den jungen Belgier ebenfalls nicht hätte geben dürfen, weil Bornauw den Ball gespielt hatte.
Nach der Pause erhöhte Sancho schnell auf 0:3, bevor Mark Uth mit seinem satten Linksschuss die Kölner wieder ins Spiel zurückholte. Nach einer perfekten Flanke von Kingsley Ehizibue verpasste Jonas Hector wenig später den zweiten Kölner Treffer nur knapp. Aber da war ja noch Erling Braut Haaland, und der schnürte nach seiner Einwechslung dann noch einen Doppelpack zum 1:5 und ließ die Verantwortlichen des 1. FC Köln etwas ratlos zurück. Man hatte zwar ordentlich mitgespielt, aber nie wirklichen Zugriff auf die Dortmunder Offensive bekommen.
“Wir werden aus dieser Partie mit unseren jungen Burschen lernen und werden das Spiel sauber analysieren, damit wir zukünftig in solchen Spielen das Ergebnis besser gestalten können.”
So konstatierte Markus Gisdol: “So richtig weiß ich noch nicht, was ich mit dem Spiel von unserer Seite anfangen soll. Irgendwie fühlt es sich nicht wie ein 5:1 an, irgendwie waren wir knapper drin in der Partie.” Trotz des ein oder anderen guten Moments im Spiel der Kölner bietet dem Trainer die Begegnung zweifellos genügend Material für eine umfangreiche Aufarbeitung. “Wir werden aus dieser Partie mit unseren jungen Burschen lernen und das Spiel sauber analysieren, damit wir zukünftig in solchen Spielen das Ergebnis besser gestalten können.”
Das sieht auch Mannschaftskapitän Jonas Hector so: “Wir haben die Chancen und die Tore zu einfach hergegeben, das darf dir hier nicht passieren. Wir müssen das Spiel aufarbeiten. Wir müssen da ansetzen, dass wir kompakter stehen.“
Wichtige Lehren für die kommenden Spiele
Dies wird auch bitter nötig sein für die Begegnung mit den spielstarken Freiburgen am nächsten Sonntag. Um da zu bestehen, muss man besser in der Defensive agieren, nicht so vogelwild, wie in manchen Phasen des Dortmund-Spiels. Auch mit Jhon Cordoba, seinem einzigen Stoßstürmer, wird Markus Gisdol möglicherweise das Gespräch suchen, um zu ergründen, warum die Torgefahr, die er in den letzten Spielen zu Hause verströmte, auswärts nicht einmal im Ansatz erkennbar ist. Vielleicht wird der Kölner Trainer aber auch ansprechen, dass ein erfolgreicher Abstiegskampf eine sichere Bank zwischen den Pfosten voraussetzt. Die war Timo Horn gegen Wolfsburg, in Dortmund war er das nicht.
Und eine Woche später geht es gegen die andere Borussia, die vom Niederrhein, und deren Spiel ist ebenfalls auf Tempo, Aggressivität und verwirrenden Kombinationen angelegt. Embolo, Pléa und Thuram werden der Kölner Defensive ordentlich einheizen, die Mannen um Rafael Czichos und Sebastiaan Bornauw werden einen arbeitsreichen Sonntagnachmittag erleben.
Man kann nur hoffen, dass sie bei der Aufarbeitung des Dortmund-Spiels gut zuhören und lernen, schnell lernen. Damit es nicht wieder bei den Gegentreffern zu una manita, dem Händchen, kommt.