Es war stürmisch unter der Woche am Geißbockheim, der Herbstwind pfiff nur so durch den Kölner Grüngürtel. Auch sportlich ging es alles andere als ruhig zur Sache beim 1. FC Köln: Das 0:4 gegen Hertha BSC hatte die „Geißböcke“ noch länger beschäftigt, der phasenweise desaströse effzeh-Auftritt hatte die ersten heftigeren Diskussionen rund um Trainer Achim Beierlorzer und den mit ordentlich Geld zusammengestellten Kader zur Folge. Kein sonderlich guter Zeitpunkt, um zu einem der Überraschungsmannschaften dieser Saison reisen zu müssen. Beim FC Schalke 04, zuletzt mit vier Siegen in Serie, geht es für den Aufsteiger nicht nur um wichtige Zähler, sondern vor allem sportlich wieder in die Spur zu finden.
„Wir dürfen unseren Glauben in die eigene Stärke aber nicht verlieren. Das macht die Spiele nur noch schwieriger. Wir müssen mit breiter Brust ins Spiel auf Schalke gehen“, forderte effzeh-Coach Achim Beierlorzer auf der abschließenden Pressekonferenz vor dem am späten Samstagnachmittag stattfindenden Topspiel des 7. Bundesliga-Spieltags. „Die Mannschaft muss selbstbewusst in die Spiele gehen. Wir müssen investieren, um das Momentum auf unsere Seite zu ziehen“, so Beierlorzer, der unter der Woche viele Einzelgespräche mit seinen Spielern geführt hatte.
Zu Gast bei der “Mannschaft der Stunde”
Bereits direkt nach der Berlin-Pleite hatte der Kölner Trainer Klartext gesprochen, seiner Mannschaft noch auf dem Platz in einer lautstarken und emotionalen Ansprache die Leviten gelesen. Ausgerechnet bei der „Mannschaft der Stunde“ soll nun die Trendwende aus kölscher Sicht erfolgen. Dass dies keine leichte Aufgabe werden wird, legen die letzten Leistungen der „Königsblauen“ nahe. Zuletzt stürzte das Team des neuen Trainers David Wagner den Spitzenreiter aus Leipzig mit einer abgezockten Leistung und schob sich durch den vierten Erfolg in Folge in die Spitzengruppe der Bundesliga vor.
„Das Erfolgsgeheimnis von Schalke ist momentan das Team. Man hat den Eindruck, dass sie füreinander da sind. Sie haben defensive Stabilität gefunden – und individuelle Spieler, die herausragen“, schielt Beierlorzer dabei vor allem auf den königsblauen Offensiv-Freigeist Amine Harit, den es für die zuletzt äußerst wacklige Kölner Defensive zu stoppen gilt. Mannschaftliche Geschlossenheit, defensive Konsequenz und mehr Durchschlagskraft in der Vorwärtsbewegung: Das sind die Aufgaben, die sich dem effzeh beim Auswärtsauftritt auf Schalke stellen.
“Wir müssen an die Laufleistung aus dem Dortmund-Spiel anknüpfen. Das ist die Grundlage, um zu punkten.”
Gerade läuferisch ließen die „Geißböcke“ zuletzt Bundesliga-Format vermissen – und das, obwohl Kölns Trainer Beierlorzer Wert auf eine aggressive und intensive Spielweise legen wollte. „Wir hatten gegen Dortmund eine Laufleistung, die völlig ok war. Daran müssen wir wieder anschließen. Das ist die Grundlage, um zu punkten“, formuliert der effzeh-Coach im Vorfeld der Partie dann auch deutlich. Gefordert seien auf dem Platz vor allem Führungsfiguren wie Jonas Hector, Marco Höger, Anthony Modeste oder auch Torwart Timo Horn – allesamt zuletzt weit unter ihren Möglichkeiten geblieben.
Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit schließen
„Deine besten Spieler müssen auch deine besten Spieler sein“ – diese klaffende Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit gilt es beim 1. FC Köln schnellstmöglich zu schließen. Ein Blick in die Statistik sollte den „Geißböcken“ dabei Mut machen: Seit 2011 hat der effzeh in der Bundesliga nicht mehr auf Schalke verloren – aus diesen vier Partien holten die Kölner satte zehn Zähler. Im Fokus in den Auswärtsspiel bei den „Knappen“ stand dabei meistens Anthony Modeste, der bei seinen beiden Partien in der Veltins-Arena im effzeh-Dress jeweils treffen konnte.
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Auch insgesamt ist die Kölner Bilanz gegen S04 positiv: Gegen kein Team hat der 1. FC Köln in der Bundesliga so oft gewonnen (36 Siege) wie gegen den FC Schalke 04. Ein 37. Erfolg würde nicht nur die Verantwortlichen am Geißbockheim aufatmen lassen. Viel wird auch am späten Samstagnachmittag darauf ankommen, ob die Beierlorzer-Schützlinge, die auf Jorge Meré (Rotsperre), Dominick Drexler (Adduktorenverletzung), Christian Clemens und Birger Verstraete (beide Reha) verzichten müssen, es schaffen, sowohl ihr durchaus vorhandenes Potenzial abzurufen als auch die taktische Marschroute umzusetzen.
Aggressiv, doch nicht überhart. Aktiv, doch nicht übermotiviert. Ambitioniert, doch nicht zu gierig. Dass die Mannschaft das kann, hat sie in dieser Saison immer wieder über Strecken bewiesen. Jetzt gilt es, diese Ansätze auch über 90 Minuten auf den Platz zu bringen – und sich nicht selbst wieder durch leichte Fehler um den Lohn zu bringen. Gelingt das dem 1. FC Köln auf Schalke nicht, dürften die nächsten stürmischen Tage am Geißbockheim bevorstehen.