Ein eher ungewohnter Anblick bot sich beim Heimspiel des 1. FC Köln gegen Holstein Kiel: Während seit Monaten die Protestbanner der aktiven Fanszene gegen den Vereinsvorstand vor der Südtribüne prangen, meldeten sich diesmal auch die Verfechter der derzeitigen Clubführung zu Wort: „Durch dick un durch dünn – wigger mit Markus & Tünn“ stand auf einem Spruchband, das während des gesamten Spiels im Süden zwischen Ober- und Unterrang hing.
Weiter mit Markus Ritterbach und Toni Schumacher – das war auch die Parole für andere FC-Fans, die sich die bisherigen Vizepräsidenten auch nach der Mitgliederversammlung im September weiter in entscheidender Rolle wünschen. Dass das nicht zwingend so sein muss, hatten Medienberichten in der Woche vor der Kiel-Partie nahe gelegt: Angeblich sei Werner Wolf der Favorit des Mitgliederrats, wenn es um die Nachfolge von Werner Spinner als Präsident des 1. FC Köln geht.
Mitgliederrat nimmt Stellung auf der FC-Homepage
Dass das erst im vergangenen Jahr gewählte Gremium mit Ritterbach und Schumacher als Teil des neuen Vorstandsvorschlags plant, wurde nach den Querelen in der jüngsten Vergangenheit als unwahrscheinlich angesehen. „Will der Mitgliederrat Toni loswerden?“, titelte ein großes deutsches Boulevardblatt, dem Ritterbach anvertraute, sie hätten von den Entwicklungen der vergangenen Tage erst aus der Zeitung erfahren. Angeblich, so hieß es in dem Bericht, seien noch keine konkreten Gespräche zwischen Mitgliederrat und den beiden Vizepräsidenten geführt worden.
“Eine Entscheidung ist bislang nicht gefallen. Es gibt daher derzeit auch nichts zu verkünden!”
Einen öffentlichen Eindruck, den der Mitgliederrat offenbar so nicht stehen lassen wollte. In einer Stellungnahme auf der Vereinshomepage betonte Gremiumsvorsitzender Carsten Wettich: „Eine Entscheidung ist bislang nicht gefallen. Es gibt daher derzeit auch nichts zu verkünden“, so der Rechtsanwalt. Die Findungskommission des Mitgliederrats, die in enger Absprache mit den Beirats- und Aufsichtsratsvorsitzenden agiert, habe in den vergangenen Wochen eine Reihe von Sondierungsgesprächen geführt, weitere sollen laut Stellungnahme noch folgen. Wettich: „Wir werden den Prozess zielgerichtet fortsetzen, um am Ende unseren Mitgliedern einen Vorschlag für ein sorgfältig ausgewähltes Vorstandsteam zu unterbreiten, bestehend aus einem Präsidenten und zwei Vizepräsidenten.“
Keine konkreten Gespräche – auf Wunsch des Vorstands
Gespräche mit Toni Schumacher und Markus Ritterbach hat es tatsächlich noch nicht gegeben – allerdings auf Wunsch der amtierenden Vizepräsidenten, wie Wettich festhält. „Wir haben die drei amtierenden Vorstandsmitglieder jeweils eingeladen, sich mit uns zusammenzusetzen. Diese haben jedoch uns gegenüber und bekannter Maßen auch öffentlich erklärt, die Kräfte für den Aufstieg bündeln und das Gespräch mit uns hintenan stellen zu wollen. Sie haben uns angekündigt, man werde auf uns zukommen“, erklärt der Mitgliederratsvorsitzende und fügt an: „Diese Entscheidung haben wir akzeptiert, den Vorstandsmitgliedern aber zugleich erklärt, dass wir diesen Zeitpunkt für zu spät halten und auch mit anderen Kandidaten sprechen werden. Die Gesprächseinladung der Findungskommission an die beiden derzeitigen Vizepräsidenten gilt selbstverständlich weiterhin und wir wünschen uns ein baldiges Treffen.“
Weitere Unterstützung erhält das Vorstandsduo derweil von Seiten eines ehemaligen FC-Spielers und -Verantwortlichen. Stephan Engels bricht in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Lanze für seinen ehemaligen Teamkollegen Toni Schumacher und dessen Mitstreiter Markus Ritterbach. „Ich spreche hier nicht nur für mich, sondern auch für den größten Teil der Altinternationalen des FC. Uns gefällt es nicht, wie mit den Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach umgegangen wird“, sagt der ehemalige Nationalspieler, der zuletzt bis 2015 die Regionalliga-Reserve der „Geißböcke“ betreute. Engels: „Vor sieben Jahren hieß es schon: Vorstand raus, Wolfgang Overath raus. Jetzt lese ich das Gleiche, es wiederholt sich – selbst nach dem Rücktritt von Werner Spinner. Das muss ja irgendwo herkommen.“
Engels bemängelt Umgang mit Schumacher und Ritterbach
Mit den Kritikpunkten an den beiden Verantwortlichen beschäftigt sich der 58-Jährige im Interview allerdings nicht, sondern sieht den 1. FC Köln unter der Führung des Duos auf einem guten Weg. „Ich frage mich, was dagegen spricht, dass er versucht, ein Vorstandsteam mit Schumacher und Ritterbach zusammenzustellen? Ich freue mich, wenn die Ankündigung von Montag stimmt, dass man mit ihnen ernsthaft sprechen will. Beide haben sehr gute Arbeit abgeliefert und mitgeholfen, dass der Verein so gesund dasteht. Ich finde das Quartett mit beiden und den Geschäftsführern Wehrle und Veh überzeugend“, betont Engels.
“Ich freue mich, wenn die Ankündigung von Montag stimmt, dass man mit ihnen ernsthaft sprechen will. Beide haben sehr gute Arbeit abgeliefert und mitgeholfen, dass der Verein so gesund dasteht.”
„Wir sollten doch froh sein, dass sich ein Ex-Weltklassetorhüter so mit dem FC identifiziert. Warum ist die Idee nicht, eine dritte Person zu suchen, die mit den beiden arbeitet?“, fragt der Ex-Profi und bringt abermals Wolfgang Bosbach als Ergänzung ins Gespräch. Engels’ Haltung ist jedenfalls klar – und die der restlichen Alt-Internationalen vermeintlich auch. „Wir wollen Kontinuität und Ruhe. Ich kenne Toni seit Ewigkeiten, er identifiziert sich mit dem FC bis auf die Unterhose. Nur dann, wenn er der Meinung ist, dass er, Markus Ritterbach und ein zu benennender Dritter die bessere Lösung für die Zukunft des FC ist als ein anderes Team, dann würde er auch in eine Kampfabstimmung ziehen. In dem Fall ist für mich klar, wie ich und viele der Altinternationalen sich positionieren würden“, so Engels.
Ob es allerdings dazu kommen wird, ist derzeit noch gar nicht klar. Die Beteiligten haben sich noch nicht dazu geäußert, ob und mit wem sie als mögliches Vorstandsteam anzutreten gedenken. Dem Mitgliederrat obliegt das Vorschlagsrecht für ein Trio, das auf der Mitgliederversammlung im September dann zur Wahl steht. Mögliche weitere Kandidaten müssten fast 3.000 Unterschriften sammeln, um eine Kampfkandidatur zu starten.