Der Ball schlug in der langen Ecke ein, Kenneth Kronholm hatte keine Chance. Wenige Minuten zuvor verhinderte der Kieler Schlussmann noch das 0:3, als er den Elfmeter von Simon Terodde hielt. Gegen den Schuss von Jhon Cordoba konnte Kronholm dann aber nichts mehr ausrichten. Es lief die 46. Spielminute. Und es passte zum Auftritt des 1.FC Köln, dass das 3:0 kurz nach der Halbzeitpause fiel. Wochenlang war die Mannschaft kurz nach dem (Wieder-)Anpfiff unkonzentriert und kassierte Gegentore. Gegen Holstein Kiel war sie hellwach und belohnte sich für einen überzeugenden Auftritt. “Es war natürlich absolut entscheidend, dass wir das 3:0 so schnell nachgelegt haben, danach war das Spiel gelaufen”, erklärte Torhüter Timo Horn nach der Partie. “Zum Ende hin kamen die Kieler noch mal ein bisschen, aber ich glaube im Endeffekt war es ein sehr überzeugender Sieg.“
Stimmt. Der effzeh dominierte am Sonntag in der Offensive eindrucksvoll und ließ der Kieler Defensive kaum Luft zum Atmen. Simon Terodde, Jhon Cordoba, Dominick Drexler und Jonas Hector unterbrachen das Kieler Aufbauspiel regelmäßig. Das 2:0 resultierte aus starkem Pressing, mit dem die Kölner Fehler ihrer Gegner erzwangen. Und wäre die Chancenverwertung an diesem Spieltag noch stärker gewesen, hätte Kenneth Kronholm auch gut und gerne acht Mal hinter sich greifen können. “Wir haben viele Chancen herausgespielt, müssen dann vor der Halbzeit eigentlich schon die Entscheidung herbeiführen”, bestätigte Dominick Drexler im Anschluss an den Sieg gegen sein Ex-Team.
Defensiv nicht ohne Wackler
Von dem „Zu-Null“-Spiel sollten sich die Kölner aber nicht täuschen lassen: Ihre Defensive wies erneut einige Lücken auf. “Es klingt ein bisschen blöd, wenn ich das sage, aber in der ersten Halbzeit hätten wir auch einen kriegen können”, räumte Trainer Markus Anfang später ein. Konnten die Kieler sich den Ball im letzten Spielfelddrittel zurechtlegen, brannte es im Kölner Strafraum. Glücklicherweise gelang Holstein das jedoch nicht allzu oft.
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Dennoch bleibt Jorge Meré oft der einzige, der auch in solchen Situation noch zu überzeugen weiß. Für die erste Liga scheint der jetzige Kölner Abwehrverbund jedoch noch nicht gerüstet zu sein. Vor allem die Tempo-Defizite betreffen nicht nur die letzte Defensivreihe. Die meisten Bundesligateams würden bereits die Zentrale bestehend aus Marco Höger und Johannes Geis vermutlich überrennen. Torwarttrainer Andreas Menger müsste seine „Zu-Null“-Würste in der Bundesliga wahrscheinlich einfrieren, anstatt sie zu grillen. In der zweiten Liga bedeutet das für den 1. FC Köln zwar noch kein größeres Problem, es dürften aber im Transfersommer ebendiese Positionen im Fokus stehen.
Der Kapitän ragt heraus
Trotz der Defensivprobleme: Die dreiwöchige Pause wirkte sich beim effzeh keinesfalls negativ aus. Schon gar nicht bei Jonas Hector: Der Kapitän überragte auf dem Platz. Endlich zeigte Hector wieder die Spielintelligenz und Ballsicherheit, die ihn auszeichnet, die aber zuletzt seltener sichtbar geworden war. Am Sonntag war alles wieder da: Der 28-Jährige belohnte sich für sein Engagement mit einem Tor und zwei Assists, darunter auch der sehenswerte Steilpass auf Anthony Modeste zum 4:0. “Wir wollten vorwärts verteidigen, wir wollten aktiv und mutig sein”, freute sich Anfang über den von seiner Mannschaft erfolgreich umgesetzten Plan. “Es ist einfach toll, wenn es dann am Ende aufgeht und die Jungs sich so belohnen.“
Tätsächlich verschafft der Sieg gegen Kiel dem effzeh einen Puffer von sieben Punkten auf einen Nichtaufstiegsplatz – mit einem Sieg beim Nachholspiel in Duisburg könnte dieser sogar auf satte zehn Punkte ansteigen. Eine sehr gute Ausgangslage. “Die Gegner müssen gucken, dass sie erstmal punkten, da haben wir jetzt einen gewissen komfortablen Vorsprung, den wir nicht mehr hergeben wollen”, gibt Dominick Drexler auch prompt die Richtung vor. “Aber wer glaubt, dass wir jetzt ein Prozent nachlassen, im Training oder im Spiel, der wird sich täuschen.”
Bevor das Nachholspiel auf dem Programm steht, trifft die Mannschaft aber zunächst auf den 1. FC Heidenheim. Dort haben die “Geißböcke” dann die Gelegenheit, den Eindruck aus dem Hinspiel (1:1) zu zerstreuen, offensiv lieferten die Kölner damals eine dürftige Vorstellung ab. Doch wenn die Mannschaft die Form vom Sonntag konservieren kann, spricht vieles für einen Auswärtssieg. Und den raschen Wiederaufstieg.