Ein Gastbeitrag von Frank Steffan
Weltmeister, Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger: Das sind die Titel, die Wolfgang Overath im Laufe seiner 14-jährigen Profifußball-Karriere sammelte. Er nahm an drei Weltmeisterschaften teil, absolvierte 81 Länderspiele, bestritt mehr als 400 Bundesligaspiele, er war jahrelang Kapitän des 1. FC Köln. Seine sportliche Karriere ist glanzvoll und sie ist unvergessen. Was kann einem Mann, der nun 75 Jahre alt wird, Besseres widerfahren? Privates Glück beispielsweise.
Auch das hat Wolfgang Overath erreicht. Der ehemalige Spitzenfußballer ist seit Jahrzehnten glücklich verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne, eine Adoptivtochter und er hat es wahrlich zu was gebracht. Er dürfte nach seiner aktiven Karriere noch ungleich mehr verdient haben als in den besagten 14 Jahren und schon zu dieser Zeit war er ein echter Spitzenverdiener. Entgegen der landläufigen Meinung: Bereits in den siebziger Jahren wurde ziemlich gut verdient, wenn man ein Topstar war. Insofern kann der Mann aus Siegburg rundum zufrieden sein und man darf annehmen, dass er das auch ist.
Overath: “Ich war immer auf der Sonnenseite”
„Wenn ich die Wahl hätte, würde ich gerne das gleiche Leben noch einmal leben. Ich habe Glück mit meiner Frau und meinen Kindern. Ich war immer auf der Sonnenseite und bin es noch“, betont der nun 75-Jährige gegenüber der “Kölnischen Rundschau” und gab auch Einblick in seine persönlichen Wünsche: „Dass die Gesundheit weiter mitspielt und es in meinem Leben so weitergeht wie bis zum heutigen Tag”, unterstreicht Overath seine Ansicht.
Wenn ich die Wahl hätte, würde ich gerne das gleiche Leben noch einmal leben. Ich habe Glück mit meiner Frau und meinen Kindern. Ich war immer auf der Sonnenseite und bin es noch.
Der gebürtige Overath ist ein Musterbeispiel dafür, wie es positiv laufen kann, wie man das Optimum aus allem herausholt, wenn man mit Talent, Fleiß, Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen ans Werk geht. Noch heute ist Overath offenbar kerngesund, hält sich mit Dauerläufen und Fußball fit. Kaum verwunderlich: Der einstige Weltklasse-Regisseur kann immer noch fantastisch Fußballspielen. Legendär sind seine Auftritte in Prominententeams und seine Privatturniere in der Sporthalle des Geißbockheims, die immer donnerstags stattfanden und so lange dauerten, bis sein Team gewonnen hatte.
Regisseur, Dirigent, Spielmacher – eine echte Nummer 10
Auch das zeichnet den Weltmeister von 1974 aus. Doch was hat den Spieler Overath so bedeutend gemacht? Als er mit 18 Jahren zum 1. FC Köln kam, gesellte er sich zu einer Truppe, die mit Topstars regelrecht gespickt war, die zum damaligen Zeitpunkt das Nonplusultra im deutschen Fußball darstellte. Der effzeh war bereits ohne Overath 1962 zum ersten Mal Meister geworden, man stand ganz, ganz oben, als er dazu kam. Hans Schäfer dominierte die Truppe und ihm ordnete sich Overath unter. An ihm konnte sich der junge Overath orientieren, mit ihm konnte er wachsen. Das Team, in das er hineinkam, funktionierte perfekt und der talentierte Mittelfeldspieler passte bestens dazu.
Mit Overath wurde der 1. FC Köln noch besser und fuhr 1964 seine zweite Meisterschaft ein. Overath erzielte unter anderem das erste Bundesligator des 1. FC Köln, er machte jedes Spiel mit und wurde noch von Sepp Herberger in die Nationalmannschaft berufen. Als Schäfer 1965 aufhörte, dauerte es nicht lange, bis Overath seine Rolle komplett übernahm. Er kreierte allerdings einen eigenen, unverwechselbaren Stil.
Die Rolle der Nummer 10 wurde ursächlich von ihm geprägt, er hat das Urheberrecht darauf. Für seine Interpretation der Nummer 10 wurden Begriffe wie Regisseur und/oder Dirigent angewendet, was der Sache durchaus nahe kam. Das Spiel seiner Mannschaft lief über ihn, er bestimmte das Tempo, er schlug die Pässe und er ging, wenn er es für ratsam hielt, in die Spitze. Er setzte die Mitspieler ein, er lenkte das Spiel. Sein unverkennbares Markenzeichen waren die langen, hohen Pässe, die zumeist millimetergenau ankamen. Sie waren mehr oder weniger seine Erfindung und zugleich sein Alleinstellungsmerkmal.
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Köln und eine gescheiterte Ära als Vereinspräsident