Mit einem Duell bei Arsenal kehrt der glorreiche 1. FC Köln auf die Europapokal-Bühne zurück. Es ist die vorläufige Krönung eines langen, steinigen Wegs.
Am 14. September 2012 sah die Realität des 1. FC Köln traurig aus. Zum Start in den fünften Spieltag stand der einst ruhmreiche Verein auf dem 17. Tabellenplatz der 2. Bundesliga. Mit nur einem Punkt, einem verunsicherten Gebilde namens Mannschaft und mit einem Haufen Schulden auf der Bank. Wir standen nicht vor dem Abgrund, wir waren mittendrin im Sturzflug.
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Am 14. September 2017 sieht die Realität des 1. FC Köln gar nicht mehr so traurig aus. Zwar läuft es in der Bundesliga alles andere als nach Wunsch, aber fünf Jahre nach dem Fast-Kollaps heißt der Gegner nicht mehr Aue, sondern Arsenal. Wie Phönix aus der Asche erhob sich der effzeh und machte wahr, was viele nicht einmal mehr zu träumen wagten. Europapokal, wir spielen wieder im Europapokal!
Auswärts bei Arsenal: Was gibt es Schöneres?
Und, ihr lest richtig, kehrt gegen einen besonderen Gegner auf die internationale Bühne zurück: Der Arsenal FC, sonst eigentlich Stammgast in der Champions League, muss sich beim Trostpreis Europa League zum Auftakt in die Gruppenphase mit den „Geißböcken“ messen. Emirates, Arsène Wenger, ein Spitzenteam: Was könnte es Schöneres geben, um nach einem Vierteljahrhundert Europapokal-Abstinenz eine große Sause in London zu feiern?
In das Duell geht der effzeh als klarer Außenseiter: Arsenal ist trotz Abwärtsspirale in den vergangenen Jahren immer noch ein absolutes Spitzenteam der Premier League. Ausnahmekönner wie Alexis Sanchez, Mesut Özil oder Alexandre Lacazette schnüren für die „Gunners“ die Stiefel, besonders im Offensivbereich muss sich die Wenger-Elf auch international nicht verstecken. Defensiv allerdings zeigte Arsenal zuletzt so manche Schwäche, nicht immer stimmte die Balance im Team voller starker Einzelkönner.
Özil & Co. werden geschont
Einige davon werden die zahlreich anreisenden effzeh-Fans (effzeh.com berichtete) allerdings nicht bewundern dürfen: Gleich sieben Hochkaräter lässt Wenger draußen, wenn die „Gunners“ auf die „Geißböcke“ treffen. Neben Özil und Lacazette werden auch Petr Cech, Aaron Ramsey, der Ex-Gladbach Granit Xhaka und Danny Welbeck geschont, Laurent Koscielny fehlt gesperrt. “Wir nehmen Köln ernst, aber ich habe eine sehr große Mannschaft mit sehr vielen Spielern. Alle Spieler, die morgen spielen werden, sind top Premier-League-Spieler”, betont Wenger gegenüber Sport1. Nach den Länderspielen und der Partie gegen Bournemouth seien einige eben müde.
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Doch die schlechte Nachricht: Auf Peter Stögers Schützlinge wartet immer noch ein stark besetzter Gegner, der seine Stärken besonders in der Offensive hat. Schwerstarbeit wird auf die effzeh-Abwehrreihe zukommen, sollen Alexis Sanchez und Co. vom eigenen Tor ferngehalten werden. Dabei könnte den mies gestarteten „Geißböcken“ vor allem die Außenseiterrolle zugute kommen: Gegen massiv verteidigende Gegner tat sich Arsenal häufiger schwer, mit schnellen Kontern war die Wenger-Elf leicht zu knacken.
Stöger: “Ich habe ein ganz gutes Gefühl”
Das könnte dem effzeh, der nur auf den erkrankten Artjoms Rudnevs verzichten muss, in die Karten spielen. Es kommt dabei darauf an, sich schnell an die Gegebenheiten auf diesem Niveau anzupassen und noch schneller jeglichen Respekt vor dem Kontrahenten abzulegen. Vor allem ist es aber wichtig, den Frust aus der Liga schnellstmöglich abzuschütteln und mit klarem Kopf und leichtem Herzen an die Sache zu gehen.
„Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass wir gegen Champions-League-Mannschaften gute Ergebnisse erzielen können. Es wird schwer, aber ich habe ein ganz gutes Gefühl“, ist Peter Stöger vor dem Duell beim prestigeträchtigen Kontrahenten optimistisch: „Das ist eine richtig lässige Aufgabe. Jeder hat sich das Los gewünscht, es ist eine große Chance, uns zu präsentieren“, betont der Österreicher.
Wir wollen uns in drei Wochen nicht kaputt machen lassen, wovon wir 25 Jahre geträumt haben.
Ein “absolutes Highlight” nach 25 Jahren Warten
Auch Kapitän Matthias Lehmann ist voller Vorfreude vor dem Auftakt gegen Arsenal: „An so einem Tag kribbelt es schon, wenn Du morgens aufstehst. Wir freuen uns alle extremst drauf. Das wird ein absolutes Highlight“, erklärte der Routinier in der Pressekonferenz. Und nicht nur bei ihm dürfte es kribbeln: Schon am Mittwoch wagten zahlreiche Kölner den Sprung auf die Insel und machten in London bereits auf sich aufmerksam.
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Fünf Jahre, nachdem dieser Klub auf der Intensivstation lag und schon die letzte Ölung nahte. Fünf Jahre, in denen einfach sehr, sehr viel passte. “Wir wollen uns in drei Wochen nicht kaputt machen lassen, wovon wir 25 Jahre geträumt haben”, betonte effzeh-Keeper Timo Horn. Es ist angesichts der Ausgangslage auch eine Partie gegen das Vergessen. Und für die Erinnerung, welchen Weg wir allesamt gegangen sind.
[accordions] [accordion title=”Die Aufstellungen” load=”hide”]Arsenal: Ospina – Mustafi, Mertesacker, Monreal – Bellerin, Elneny, Wilshere, Kolasinac – Sanchez, Iwobi – Giroud1. FC Köln: Horn – Klünter, Meré, Heintz, Hector – Lehmann, Höger, Jojic – Osako, Bittencourt – Cordoba[/accordion] [accordion title=”Der Schiedsrichter” load=”hide”]Die Partie wird Javier Estrada Fernández leiten. Der 41-jährige Spanier gilt als Schiedsrichter, der mit der Kartenvergabe nicht lange fackelt. So zückte er beispielsweise beim Europa-League-Duell des FC Schalke 04 bei PAOK Saloniki gleich siebenmal Gelb. In den Zweikämpfen dürfte daher zur Vorsicht geraten wird.[/accordion] [accordion title=”Die Bilanz” load=”hide”]Selbstbewusst verkündet die UEFA-Website: Noch nie sind der 1. FC Köln und Arsenal in einem Wettbewerb des europäischen Verbandes aufeinandergetroffen. Aber war da nicht was? Genau, 1970/71 zog der effzeh dank Auswärtstorregel (1:0/1:2) über die “Gunners” ins Halbfinale des Messe-Cups ein. Das war allerdings kein Wettbewerb der UEFA, die zur Saison 71/72 den UEFA-Cup einführte.[/accordion] [/accordions]