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Nachspiel

Das #FCAKOE-Nachspiel: Der 1. FC Köln ist wieder da!

“The dream is over, Baby”: Nach dem apathischen Auftritt in Augsburg herrscht beim 1. FC Köln Enttäuschung vor. Die Träume von Europa sind wohl geplatzt.

Foto: Jan Hetfleisch/Bongarts/Getty Images

Leave the mourning to the morning
yeah, pain can be killed
with aspirin tablets & vitamin pills
but the memories of hope & of glorious defeat
are a little bit harder to beat.
(Frank Turner – Love Ire & Song)

Wir müssen reden. Dringend. Über den 1. FC Köln. Über Europapokal-Träume. Über Enttäuschungen. Über Erwartungshaltungen. Über Eckbälle, Fehlpässe, Kopfprobleme. Über Euphorie, über Rauschzustände, über Katergefühle. Über Absturzparanoia, über Versagensängste und über Formschwächen. Über Anspruchsdenken, Realitätsverlust und über gefühlte Wahrheiten. Über das Team, das uns viel Freude bereitete. Über uns und unseren Habitus.

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Am Ostersamstag hat es sich wohl erledigt. Mit einer indiskutablen Vorstellung schenkte der effzeh etwas her, was so greifbar nah zu kommen schien. Die ultimative Gelegenheit. Andere schwächeln, kommen nicht aus dem Startblock, verheddern sich in Trainerwechseln, bauen abermals extrem ab oder kommen im Endspurt ins Stolpern. Jetzt sind wir dran. Das ist unser Jahr, das ist unsere Chance. Endlich Europa. Nach einem Vierteljahrhundert. Und nun? Nichts ist. Nach einer Rückkehr des beliebten Aufbaugegners aus der Domstadt. The dream is over, Baby – der 1. FC Köln, den wir kennen- und hassliebengelernt haben, ist wieder da!

Der Geschmack des Erfolgs macht gierig

Foto: Jan Hetfleisch/Bongarts/Getty Images

Die Landung nach dem Höhenflug ist hart, aber gerecht. Pausenlos über dem Limit zu spielen ist kaum möglich. Eine traurige Erkenntnis, die auch Jonas Hectors Beine bleischwer werden ließ. Die Qualität in der Mannschaft reicht für kurze Zwischensprints aus, aber nicht für den Marathon Richtung Europa. Spielerisch nicht stark genug, die einst so schlafwandlerisch gefundene Balance scheint gänzlich verloren, Formdellen wichtiger Akteure schlagen im falschen Moment ungewöhnlich hart zu, in der zweiten Reihe wird zu viel herumgezollert und gerudnevst. Und ständig diese Verletzungen von Leistungsträgern – kommen zurück, sind nicht ganz auf der Höhe, kommen einen Schritt zu spät. Es ist ein Trauerspiel.

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Wohin nun mit der ganzen Leidenschaft, dem euphorischen Wollen und Fiebern, dieser brennenden Sehnsucht nach mehr? Es wird auch in diesem Jahr nichts. Die Enttäuschung ist so verständlich wie irrational. Wer einmal Blut geleckt hat, will mehr davon. Der Geschmack des Erfolgs macht gierig. Es wäre schön gewesen, die Schwäche der anderen in dieser Saison auszunutzen. Selbst an diesem Wochenende: Alles spielt für den glorreichen effzeh, die Konkurrenz verliert – und am Ende ist die kleinste Hürde zu hoch, wenn man nicht mehr abspringen kann. Es wirkte mitunter wie einst in der Rückrunde 2012: Zu den Gegentoren wird Kaffee und Kuchen serviert, die eigenen Offensivbemühungen versanden zwischen Hektik, Unsicherheit und Unvermögen. Eine Mannschaft auf der Suche nach sich selbst. Es ist ein Trauerspiel!

Den Umgang mit Normalität lernen

Foto: Jan Hetfleisch/Bongarts/Getty Images

Oder etwa nicht? Auch im dritten Jahr in Folge hat sich der effzeh gesteigert. Bereits am 27. Spieltag die mystische 40-Punkte-Marke geknackt, zu keinem Zeitpunkt etwas mit dem Abstiegskampf zu tun. Kämpft, trotz eher schwacher Rückrunde, weiter um einen Platz unter den besten sechs Teams der Bundesliga. Spielt also eine starke Saison, die beste seit einem Vierteljahrhundert. Kann umworbene Leistungsträger wie Timo Horn langfristig an sich binden.

Die Enttäuschung, den ganz großen Wurf wahrscheinlich nun doch nicht zu schaffen, steckt den meisten aktuell noch tief in den Knochen. Die schwachen Auftritte im Derby oder bei den Auswärtsspielen in Augsburg oder Hamburg. Die Realität wird irgendwann wieder hinter dem grauen Schleier der Frustration hervorlugen und gar nicht so schlecht aussehen: Der 1. FC Köln ist mittlerweile ein ganz normaler Teil der Bundesliga – und entwickelt sich völlig normal weiter. Normalität – den Umgang damit müssen wir in Köln alle noch lernen.

Wir träumen von Europa, vom Europapokal
nur einmal erste Runde, wo wir spiel’n ist uns egal
wir folgen Dir nach Moskau, nach Rom
schwenken Fahnen in Amsterdam.
In Mailand gibt’s Pyro, in Warschau Krawall
und in London singen wir dann:
Wir träumen von Europa, vom Europapokal
nur einmal erste Runde, wo wir spiel’n ist uns egal…

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