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Vorspiel

#KOESGW-Vorspiel: Pott-Nostalgie trifft jungen effzeh

Die U21 des 1. FC Köln trifft in der Regionalliga West auf die SG Wattenscheid 09 und es liegt Nostalgie in der Luft. Ein Vorspiel voller Ruhrpott-Charme, Kindheitserinnerungen und unfähigen Führungsfiguren.

Foto: Ronald Wittek/Bongarts/Getty Images

Die U21 des 1. FC Köln trifft in der Regionalliga West auf die SG Wattenscheid 09 und es liegt Nostalgie in der Luft. Ein Vorspiel voller Ruhrpott-Charme, Kindheitserinnerungen und unfähigen Führungsfiguren.

Wenn ich an die SG Wattenscheid 09 denke, dann fallen mir spontan zwei der wichtigsten Momente meines Lebens ein: Da ist zum einen der Erwerb meines ersten Panini-Sammelalbums 1995 mit Bernd Schuster auf dem Cover. Auf den letzten Seiten fanden sich Sticker zu den prominentesten Zweitliga-Teams und noch immer ist mir da dieses Bild von Michael Preetz im Trikot der SG 09 im Gedächtnis.

Zum anderen muss ich an einen eisernen 3000-Meter-Lauf bei Minusgraden anlässlich meines Sporteignungstests in Bochum (der schließlich auch zum Studium an der DSHS Köln berechtigte) denken, der im ehrwürdigen Lohrheidestadion stattfand, noch immer die Heimat der Sportgemeinschaft aus dem Bochumer Vorort.

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22 Jahre nach Erwerb des Stickeralbums und gut sieben Jahren nach Bestehen meines Sporteignungstests trifft die SG Wattenscheid 09 am 22. Spieltag der Regionalliga West auf die U21 des 1. FC Köln. Das zeigt im Lichte der vorangestellten Erinnerungen mehreres: Der Ruhrpott-Klub, der zwischen 1990 und 1994 sogar vier Jahre in der Bundesliga verbrachte, hat einen ziemlich brachialen Abstieg hingelegt, gleichzeitig aber eine ziemlich aufregende Geschichte vorzuweisen. Und: Ich bin auch ziemlich alt geworden.

Foto: Bongarts/Getty Images

Banach schießt Wattenscheid in die Bundesliga

Ein Blick in die Vergangenheit, genauer in mein Geburtsjahr: Die SG Wattenscheid 09, seit Jahrzehnten im Schatten der großen Ruhrpott-Vereine von Textilunternehmer und Mäzen Klaus Steilmann geführt, spielte anno 1989 bereits seit 15 Jahren in der 2. Bundesliga, trotz nicht unerheblicher Ambitionen ohne rechte Chancen auf den Aufstieg.

Unter Trainer Hans Bongartz, der die zu dieser Zeit enorm fortschrittliche Viererkette bei der SG 09 einführte, gelang in der Saison 1989/90 dann doch der langersehnte Aufstieg in die oberste Spielklasse.

Erheblichen Anteil daran hatte der 22-jährige Maurice Banach, der sich in dieser Saison mit 21 Treffern zum Zweitliga-Torschützenkönig krönte und im Anschluss an den Rhein zum großen 1. FC Köln wechselte.

Graue Maus und großer 1. FC Köln

Der glorreiche effzeh hatte parallel zur Wattenscheider Aufstiegssaison mit Trainer Christoph Daum und den späteren Weltmeistern Häßler, Illgner, Littbarski und Steiner lange um die Meisterschaft gekämpft, musste sich letztlich aber als Zweiter nur dem FC Bayern geschlagen geben.

Für Teams wie den effzeh und den FC Bayern waren die Schwarz-Weißen in der Bundesliga eine graue Maus. So betitelte sie Uli Hoeneß, so wurden sie inmitten des Potts, zwischen Teams wie Schalke, Dortmund oder gar Bochum, gesehen. Dennoch hielt sich der Verein dank für die damaligen Verhältnisse modernen Fußballs sensationell vier Jahren lang in der Bundesliga.

Gegen Ende des Wattenscheider Bundesliga-Märchens trat Mäzen Steilmann, der sich den Traum eines jeden Gönners erfüllt hatte und seinen eigenen Verein ganz nach oben geführt hatte, schließlich ab und übergab an seine Tochter Britta, die Trainer-Legende Bongartz zum Rücktritt trieb. Der Anfang vom Untergang im Bochumer Vorort.

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Nostalgie statt Geld trotz Altintop, Sane und Co.

Zurück in die Gegenwart: Sowohl der 1. FC Köln als auch die SG Wattenscheid 09 haben zwischenzeitlich etliche Krisen durchgemacht. Während der effzeh dank einer treuen Fanbasis, den Faktoren Großstadt und großem Namen sowie einer mittlerweile funktionierenden Führungsetage erstmals seit der erwähnten Phase Anfang der 90er wieder von europäischem Fußball träumen kann, ist vom einstigen Glanz der SG09 nur noch wenig übrig.

Einzig das Lohrheidestadion steht noch und ist noch immer Heimspielstätte der Wattenscheider. Die in die Jahre gekommene Arena mit ihrer Laufbahn, der schmucklosen Haupttribüne und den über 11.000 Stehplätzen, die einen modrig-sympathischen 60er-Jahre-Charme verkörpern, ist mit ihrer bröckelnden Nostalgie wohl in vielem Symbol für den Niedergang des Vorortklubs, der zuletzt noch Anfang des Jahres in die Schlagzeilen geriet, weil die Spieler im Januar noch immer auf die Gehälter aus dem letzten Jahr warteten.

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In der Führungsetage regiert derzeit wohl tatsächlich das Chaos. Vor zwei Wochen wurde zum völligen Missfallen der Fans Sportvorstand Hartmut Fahnenstich entlassen, die derzeit machthabende Familie Vit steht in der Kritik.

Trotz einer seit Jahren ertragreichen Jugendarbeit, die unter anderem die Altintop-Brüder, Leroy Sané, Niko Bungert, Pierre-Michel Lasogga oder den großen Marius Ebbers hervorbrachte, herrscht chronisch Finanznot und Sponsorenmangel beim Pott-Klub.

Glowacz-Sohn Wattenscheids Top-Mann

Auf dem Platz läuft es dagegen besser für die SG. Mit 32 Punkten steht man auf dem sechsten Platz der Regionalliga West, hat damit zwar schon 14 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Mönchengladbach II, allerdings auch schon zwölf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsregionen.

Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Trainer Farat Toku lässt ansehnlichen Fußball spielen, gerade die Offensive um Stürmer Daniel Keita-Ruel und den offensiven Mittelfeldspieler Manuel Glowacz, Sohn von effzeh-Legende Jürgen, beeindruckt. Für den in Köln geborenen Glowacz, mit neun Toren und elf Vorlagen der absolute Top-Mann der Wattenscheider in dieser Saison, ist das Spiel im Franz-Kremer-Stadion daher ein ganz Besonderes.

Die U21 des 1. FC Köln, die derzeit mit 28 Punkten auf dem zehnten Platz der Regionalliga West liegt, könnte mit einem Sieg nicht nur bis auf einen Punkt an das Ruhrpott-Team heranrücken, sondern sich wohl auch bis auf weiteres aus jeglicher Abstiegsdiskussion heraushalten.

Prokoph führt junge effzeh-Truppe an

Dabei wird Trainer Patrick Helmes wohl wieder auf Treffer von seinem Top-Stürmer Roman Prokoph hoffen. Der 31-Jährige, der vor der Saison von Hannover 96 II kam, hat in dieser Saison bereits 14 Tore erzielt und war auch beim 1:0-Hinspielsieg in der Lohrheide mit einem Elfmetertreffer der Matchwinner.

Der treffsichere Routinier ist Leader der jungen Helmes-Truppe, die sich im Winter mit Stanley Ratifo verstärkte und immer wieder Spieler aus der Profiabteilung auf den Rasen schickt. An diesem Wochenende könnten die Zuschauer im FKS beispielsweise Lukas Klünter im Einsatz sehen.

Es dürfte ein enges und spannendes Match werden zwischen zwei beiden Teams, die ihre Stärken eher in der Offensive haben und in den letzten direkten 17 Duellen nie 0:0 spielten. Anpfiff ist um 14 Uhr im Franz-Kremer-Stadion.

[accordions] [accordion title=”Die Bilanz”] Die Profimannschaft des 1. FC Köln traf bislang zwölfmal auf Wattenscheid 09, wobei die SG lediglich ein Duell gewinnen konnte (Bundesligasaison 1992/93, 4:2). Ansonsten gab es sieben Siege für den effzeh und vier Unentschieden. Der letzte direkte Vergleich liegt schon mehr als 17 Jahre zurück. In der 2. Runde des DFB-Pokals 1999/2000 gewann der effzeh 7:1 in der Lohrheide. Bester Mann damals? Christian Timm mit vier Toren. Zwischen der Zweitvertretung des effzeh und Wattenscheid gab es sogar schon 17 Spiele, fünf davon gewann der effzeh, sieben die Wattenscheider.[/accordion] [accordion title=”Der Schiedsrichter” load=”hide”]Geleitet wird das Spiel von Mitja Stegemann. Der 28-jährige Bonner pfeift seit 2012 Spiele in der Regionalliga, davon drei des 1. FC Köln II. Zwei gingen verloren (0:3 in Verl, 1:2 in Mönchengladbach), eines gewann der effzeh mit 3:1 gegen Schalke II.[/accordion] [accordion title=”Das Personal” load=”hide”]Bei der Zweiten des effzeh fehlt Roman Zengin wegen einer Gelb-Rot-Sperre. Wattenscheid plagen vor dem Spiel in Köln kadertechnisch nur wenige Sorgen.  Haymenn Bah-Traore kehrt nach abgesessener Gelbsperre wieder in den Kader zurück. Nur Berkant Canbulu und der Langzeitverletzte Fabio Manuel Dias sind nicht dabei.[/accordion] [/accordions]

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