Zum 69. Geburtstag konnte sich der 1. FC Köln in Freiburg nicht vorzeitig beschenken. Der Trip in den Breisgau hielt vielmehr eine bittersüße Erkenntnis bereit.
Eigentlich war es doch schon vor dem Anpfiff klar. Eigentlich sah der 1. FC Köln in Freiburg gefühlt noch nie gut aus. Letzter effzeh-Sieg im Breisgau 1996, danach ziemlich viel Auf-den-Sack-kriegen im Schwarzwald. Eigentlich waren die Vorzeichen viel zu gut. Eintracht Frankfurt? Verlor in Leverkusen. Borussia Dortmund? Blamierte sich in Darmstadt bis auf die Knochen. TSG 1418 Hoffenheim? Gab die Partie in Wolfsburg aus der Hand. Hertha BSC? Kam gegen wiedererstarkte Schalker nicht zum Zug.
Der 1. FC Köln? Mit der Chance zum Abschluss des Spieltags beim SC Freiburg auf Rang drei zu springen. Ja wirklich: Der 1. FC Köln. Am 20. Spieltag. Auf einem Platz, der zur direkten Champions-League-Teilnahme berechtigt. An seinem 69. Geburtstag. Anderthalb Wochen vor Fastelovend. Absurd. Absurd schön. Zu schön, um wahr zu sein. Wir sind halt immer noch der effzeh, oder?
I’m forever blowing bubbles,
pretty bubbles in the air
So begann der Kampf zwischen Kopf und Herz. Die Ratio diktiert einem: Hey, wir sind immer noch der 1. FC Köln. Dieser effzeh, der nie eine Chance auslässt, eine Chance auszulassen. Spätestens nach der Hoffenheim-Niederlage ist doch eigentlich klar, wie das da in Freiburg ausgehen wird. Es wird wie immer, es wird wie erwartet, es wird eine Niederlage. Aber hey: Das ist gar nicht schlimm, wir sind Siebter und im Rennen um Europa. Ist das nicht geil?
Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images
Und das Herz schlägt nicht ruhiger. Ganz im Gegenteil – fiebrig und aus dem Takt hüpft es und schreit lauthals: EY ALTER, DRITTER. NACH DEM 20. SPIELTAG. WIE GEIL WÄRE DAS DENN? WIR. DER EFFZEH. AUF KURS KÖNIGSKLASSE. HAHAHA, STARK, ODER? NUR IN FREIBURG GEWINNEN, IST DOCH EIN KLACKS! EINES TAGES, EINES TAGES, EINES TAGES WIRD’S GESCHEH’N… JUNG, BESTELL DEN ROSENMONTAGSZUG FÜR MORGEN, WIR MACHEN DAS DING KLAR!!!
they fly so high, nearly reach the sky
and like my dreams they fade and die
Und so kam es, dass man sich zwar einredete, keine Erwartungen zu hegen und total locker zu sein und mit einer Niederlage rechnet – und dennoch enttäuscht aus der Partie gegen Freiburg herauszugehen. Irgendwie findet diese verdammte Schlampe namens Fußball immer einen Weg, einem das Wochenende zu versauen. Der effzeh, mit einem mehr als soliden Debütanten Neven Subotic, war in Freiburg wieder einmal nicht konsequent genug, wie schon in Hamburg zu fehleranfällig und letztlich nicht giftig genug, um uns kurzfristig träumen zu lassen. Die Fehlerkette bei Gegentor Nummer eins reichte von Thomas Kessler bis Frederik Sörensen, beim zweiten von Peter Stöger bis Thomas Kessler.
Da reichte auch das 50. Bundesliga-Tor von Monsieur Modeste nicht – der effzeh zeigte im Breisgau, warum die Träume von Mailand, Kopenhagen und Baku aktuell eher Schäume sind. Die Partie zeigte eigentlich dasselbe wie schon das Pokalaus in Hamburg: Die Stöger-Schützlinge müssen nah an ihr Limit kommen, um solche Aufgaben wie bei einem wenig überraschend starken Sport-Club erfolgreich lösen zu können. Bröckelt auch nur ein Mosaikstein, läuft insbesondere in der Offensive nicht alles wie gemalt, bekommt das Gebilde hässliche Risse. Das ist nicht neu, das ist nicht schlimm, aber in Phasen der Euphorie immer eine bittersüße Erkenntnis, die vermutlich in den Köpfen aller schon angekommen ist, aber in den heißen Herzen noch nicht.
Fortune’s always hiding, I’ve looked everywhere
I’m forever blowing bubbles, pretty bubbles in the air
Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images
Die Momentaufnahme, dieser eher müde Auftritt in der zweiten Halbzeit, diese leichtfertig vergebene Chance auf Platz drei, trübt allerdings diese bisher so überzeugend verlaufene Spielzeit nur im Augenblick. Denn die Patzer der Konkurrenz, die uns aufs Podest hätte spülen können, bedeuten auch, dass wir durch die Niederlage keinen Schaden in der Tabelle erlitten haben. Der effzeh ist immer noch mitten in der Verlosung, wenn es um einen Platz unter den ersten Sieben geht. Und wenn wir nächste Woche Schalke schlagen (nicht so laut, du naives Herz), dann sind wir doch wieder ganz dick im Geschäft (jetzt übertreibst du es aber!). Nicht lernfähig? Ach Gott, wir doch nicht.
Suwiesu, wat all vorbei ess, weiß ich suwiesu.
Obwohl, wat heiß he ” Suwiesu” ?
Mer weed doch dräume dürfe, aff un zo
Suwiesu: Wer dräump ess lang noch keine Idiot.
Klar, mer verläuf sich he un do,
doch wer nie dräump, ess schon lebendig duut.