Um 21.25 Uhr krächzt ein sichtlich angeschlagener Werner Spinner die wenig überraschenden Worte ins Mikrofon. „Wir nehmen die Wahl an“, erklärte der 67-jährige Präsident des 1. FC Köln, der soeben zusammen mit seinem Vorstandskollegen Toni Schumacher und Markus Rittersbach mit überwältigender Mehrheit von den Mitgliedern des Vereins in seinem Amt bestätigt wurde. Es war der erwartbare Höhepunkt einer erwartbar harmonischen Versammlung, zu der 2.189 stimmberechtigte Mitglieder den Weg in die Kölnarena gefunden hatten.
Zuvor hatte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle erneut eine Rekordbilanz vorgelegt: 107 Millionen Euro Umsatz, 10,5 Millionen Euro Gewinn von Steuern – das hatte es zuvor in der Vereinsgeschichte noch nicht gegeben. Das Eigenkapital des Klubs stieg zum Ende des Geschäftsjahres 2015/16 auf 9,2 Millionen Euro, die Nettoverschuldung sank im Gleichschritt auf 19,9 Millionen Euro. “Wir sind unsere schrittweise Entwicklung auch in der abgelaufenen Saison weiter gegangen – wobei dieser Schritt in der Saison 15/16 in vielen Bereichen erfreulicherweise ein ziemlich großer war”, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle, der bereits eine weitere Rekordbilanz für das laufende Geschäftsjahr prognostizierte.
Dass sich der FC auf dem besten Weg der finanziellen Gesundung ist, lies die Herzen der Mitglieder ebenso höher schlagen wie die Anwesenheit der Mannschaft um Trainer Peter Stöger. Bei nahezu jeder Erwähnung gab es tosenden Applaus. Spätestens als Jörg Schmadtke („der beste Sportchef der Bundesliga“, O-Ton Werner Spinner) die sportliche Bilanz resümierte, kannte die Stimmung im „Henkelmännchen“ kein Halten mehr. „Der Kern unserer Mannschaft ist zusammen geblieben und hat sich zum FC bekannt. Wir haben eine langfristige Perspektive mit einem Kader, der großes Entwicklungspotenzial hat. Wir versuchen alles, um uns stetig zu verbessern”, betonte Schmadtke, der gegenüber den Mitgliedern auch den Vorwurf entkräften wollte, er agiere auf dem Transfermarkt zu passiv. Der Sehnsucht nach dem internationalen Parkett widersprach der Ex-Profi nicht: Keiner arbeite beim FC, um auf Dauer nur gegen den Abstieg zu spielen. „Wir haben auch Träume. Und die sind manchmal nicht so weit weg von denen der Fans.“
Doch in all die Jubelstimmung rund um den 1. FC Köln mischten sich auch kritische Stimmen: Werner Spinner kritisierte die Vorkommnisse rund um das Heimspiel gegen Leipzig und die Instrumentalisierung durch den Ligakontrahenten, Toni Schumacher griff die Kritiker des Geißbockheim-Ausbaus scharf an und Alexander Wehrle kündigte im Falle einer Verzögerung des Projekt eine härtere Gangart an: „Am 10. November wird hoffentlich ein entsprechender Beschluss gefasst. Ist das nicht der Fall, wird es sportlich. Wir können auch mit Schienbeinschonern spielen“, so der Finanz-Geschäftsführer. Auch die Kölner Sportstätten, die zum Saisonstart die Parkgebühren am Stadion ohne Absprache mit dem FC erhöht hatten, bekamen mehrmals ihr Fett weg. Es blieben aber letztlich die einzig harten Töne an diesem harmonischen Abend: Beim FC, das machte auch diese Mitgliederversammlung deutlich, ist derzeit alles im rot-weißen Bereich.