Leipzig wächst auf ganzer Linie. So und so ähnlich lauteten Überschriften, als 2015 bekannt wurde, dass Leipzig die am schnellsten wachsende Großstadt Deutschlands sei – inzwischen hat die sächsische Metropole immerhin mehr als 570.000 Einwohner. Ab dem Jahr 2012 hatten sich Berichte über “Hypezig” gehäuft, die Leipzig zur hippen Szene-Stadt erklärten. “Wie Berlin, nur besser“, schrieb beispielsweise Spiegel Online. Positive Attribute einer Stadt, die fast genau fünfhundert Kilometer Fahrtstrecke östlich von Köln liegt.
Dort, im Osten, war und ist Vieles anders. Vieles, nicht alles. Immerhin hat Leipzig als Gründungsort des DFB eine lange und große Fussballtradition. Genau wie der 1. FC Köln wurde der VfB Leipzig dreimal deutscher Meister und ist dabei unbenommen sogar mit dem Titel aus dem Jahr 1903 der allererste Deutsche Meister überhaupt. Im Jahr 1950 gegründet, gewann die BSG Chemie Leipzig direkt die Fussballmeisterschaft der DDR. Während sich an dieser Stelle die Analogie zwischen BSG Chemie Leipzig und dem VfB Leipzig zeigt, findet sich der positive Vergleich zum 1. FC Köln genau hier: BSG Chemie wurde ein zweites und letztes Mal Meister – im Jahr 1964. Wann wurde der 1. FC Köln noch zum zweiten Mal Deutscher Meister? Genau.
Leipzig und Köln haben ja so viel gemeinsam … und wenn man dann aufwacht, ist Fussball in Leipzig derzeit jedoch bedeutungsgleich mit den zwei Buchstaben “ERR BÄH” – oder um mit den Worten von “Neues Deutschland” zu sagen: “Insgesamt hat die Stadt exakt das kulturelle Niveau und Lebensgefühl all jener anderen trübdeutschen Provinzfürstentümer, Bielefeld, Karlsruhe, Oldenburg, deren einziger Vorzug es ist, in sinnvoller Nähe keinerlei Alternative zu sich selbst zu haben”.
Ungeschlagen in den fünften Spieltag
Während Red Bull Leipzig in seiner langen Bundesliga-Tradition von vier Partien noch gänzlich unbesiegt ist, hat der effzeh – die älteren Leser erinnern sich – im April 2016 schon mal eine Niederlage kassiert. Einige Flecken tun sich aber auch auf dem Fell der Bullen auf, denn die letztjährige Zweitligasaison endete für sie mit einer Niederlage beim jetzigen Drittligisten MSV Duisburg, die DFB-Pokal-Saison begann für RB gar mit dem Ausscheiden gegen Dynamo Dresden.
Spätestens mit den Siegen gegen Dortmund (1:0) und beim HSV (4:0) ist aber klar, dass Leipzig in der Bundesliga angekommen ist und auch sportlich alles andere ist als ein normaler Bundesliga-Neuling. Peter Stöger beschrieb die Stärken Leipzigs auf der Pressekonferenz: “Es ist eine richtig starke Mannschaft, die tolle Spiele abgeliefert hat. Sie sind sehr jung, extrem laufstark und arbeiten sehr gut gegen den Ball. Es wird eine sehr interessante und schwierige Aufgabe für uns werden, davon können wir ausgehen”.
Natürlich braucht sich der effzeh hierbei nicht zu verstecken, ging er doch als Tabellenzweiter bzw. erster Bayernjäger (hust!) in die aktuelle Spielrunde. Die Siege gegen Freiburg (3:0) und auf Schalke (3:1) machen dabei fraglos Lust auf mehr – wobei klar sein dürfte, dass die Euphorie unter den Fans und im Umfeld größer ist als beim FC-Team, das sich längst auf die bevorstehende Begegnung am Sonntag um 17.30 Uhr konzentriert.
“Maximal G” statt “Toleranz” … äh … statt “REWE”
Wie effzeh.com berichtete läuft der 1. FC Köln mit einem anderen Trikotsponsor auf und stößt damit auf unterschiedliche Reaktionen. Auf der Brust der Geißböcke wird “Maximal G” prangen – bereits in der vergangenen Saison hatte der Club Gebrauch von der Option gemacht, statt des hauptsächlichen Trikotsponsors “REWE” auf einen anderen Schriftzug zu setzen, gegen Ingolstadt war das der Schriftzug “Toleranz”.
Wer in den FC-Trikots beim Anpfiff stecken wird, lässt sich anhand der letzten Partien auf den meisten Positionen recht klar prognostizieren. Vom Torwart bis zum defensiven Mittelfeld sollte die Startelf aller Voraussicht nach identisch zum Schalke-Sieg sein. Ebenso sollte für den Start kein Weg an Risse, Osako oder Modeste vorbeiführen. Für den verbleibenden elften Platz dürften momentan Milos Jojic, Koka Rausch und Simon Zoller in Frage kommen, da Leonardo Bittencourt weiterhin verletzt ausfällt.
Ralph Hasenhüttl muss auf Stürmer Emil Forsberg verzichten, der sich gegen Gladbach eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Ferner fallen weiterhin die Verteidiger Kyriakos Papadopoulos und Lukas Klostermann aus, letzterer hatte bei Olympia noch gemeinsam mit Timo Horn die Silbermedaille gewonnen. Einen normalen Bundesligaaufsteiger würden derartige Ausfälle wohl entscheidend schwächen – bei RB Leipzig ist das hingegen wohl kaum zu erwarten.
Man ist als effzeh-Fan fast geneigt, dem Hamburger SV am Samstagnachmittag die Daumen dafür zu drücken, dass der Labbadia-Truppe ein Sensationssieg gegen den FC Bayern gelingt. Denn in diesem Fall könnte der 1. FC Köln am Ende des 5. Bundesliga-Spieltags der Saison 2016/17 erstmals seit November 1989 wieder Tabellenführer der höchsten deutschen Spielklasse sein. Damals, am 18. Spieltag, verlor der amtierende Meister und (bis dato) Spitzenreiter FC Bayern München auswärts übrigens mit 0:4 (beim 1. FC Nürnberg).
Sollte es genauso kommen – der HSV also gegen die Bayern gewinnen und einen Tag später die Halbgötter aus Müngersdorf gegen die roten Bullen siegen – dann würde wirklich jeder effzeh-Fan RB Leipzig mit etwas Positivem verbinden. Aber auch nur dann.
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