Der Spitzensport ist im Eimer, das dürfte jeder wissen. Der preisgekrönte Dokumentarfilm „Dirty Games“ zeigt deutlich auf, dass sich etwas ändern muss. Wir haben ihn uns angeschaut.
Nicht erst der Skandal um das sogenannte „Sommermärchen“ hat gezeigt: Der Spitzensport allgemein, aber auch der Fußball insbesondere ist so richtig schön im Eimer. Wettbetrug, Dopingskandale, Korruptionsaffären – man kann beim besten Willen nicht mehr behaupten, dass die Weste, die der Sport trägt, allzu rein ist. Der deutsche Investigativjournalist Benjamin Best blickt in seinem preisgekrönten Dokumentarfilm „Dirty Games“ weltweit hinter die Kulissen der schillernden Sportwelt und nimmt neben dem Fußball auch Boxen und Basketball unter die Lupe.
Benjamin Best | Foto: W-film / Benjamin Best Productions
Regiert im internationalen Spitzensport wirklich Lug und Betrug? Dieser Frage geht Best seit einem Jahrzehnt nach – und die Erkenntnisse, die er auf seiner Welttournee der Korruption gesammelt hat, sind erschütternd. Der Filmemacher reiste nach Nepal, um mit Arbeitern zu sprechen, die in Katar ausgebeutet wurden. Er sprach mit dem ehemaligen NBA-Schiedsrichter Tim Donaghy, der auf seine eigenen Spiele wettete, er ließ sich von Charles Farrell, einem ehemaligen Box-Promoter, erklären, wie Kämpfe verschoben werden. In der Türkei beleuchtete er den Manipulationsskandal rund um Fenerbahce Istanbul, in Rio de Janeiro zeigte er die Auswirkungen von sportlichen Mega-Events wie der Fußball-WM oder den Olympischen Spielen auf die normale Bevölkerung auf. Verschiedene Fälle, die den Facettenreichtum des Betrugs in der Sportwelt klar machen.
Fühlt sich an wie #veragate
Zwar ist für den interessierten Fan kaum etwas neu, allerdings üben die Vielfalt an Fällen, die eindringliche Schilderung der Protagonisten und die klaren, ruhigen Bilder (ganz im Kontrast zur hektischen Sportwelt) eine unglaubliche Wucht aus. Es hat etwas von „#veragate“, der durch Jan Böhmermann vorangetriebenen Öffentlichwerdung der fiesen Machenschaften rund um die RTL-Show „Schwiegertochter gesucht“. Natürlich wusste jeder, wie das Ganze im Grunde genommen abläuft – es aber so deutlich aufs Fressbrett zu bekommen, was Sache ist, hinterlässt einen äußerst faden Nachgeschmack. Es ist eine Dokumentation, die für die breite Masse an Sportfans gemacht wurde, nicht für die eigene, gut informierte „Filter Bubble“.
Dass Best in den packenden 90 Minuten das Problem des Sports weniger strukturell angeht als eher die Opfer und die Täter sprechen lässt, macht das Ganze noch wirkungsvoller. „Kein Funktionärsfilm“ sollte es sein, erklärte Best auf der Deutschlandpremiere im Kölner Odeon. Das lässt die Auswirkungen weniger abstrakt wirken – der Zuschauer erhält direkt eine Verbindung zu den Problemen. Gerade in diesen Phasen, wo Best die Opfer erzählen lässt, wo er teilweise auch nur die Bilder sprechen lässt, ist „Dirty Games“ am stärksten. Dass ein Sender eine Ausstrahlung mit der Begründung, die Fans wollen sich während der Events ihre gute Laune nicht verderben lassen, absagte, wirkt angesichts der brisanten Zusammenfassung, die die preisgekrönte Dokumentation liefert, mehr als verständlich.
Die Fans sind am Ball
“Dirty Games” läuft ab 2. Juni im Kino | Foto: W-Film
Klar ist: Wer sich nach „Dirty Games“ noch ohne Hintergedanken der Freude am globalen Spitzensport widmen kann, der muss in einer Parallelwelt gefangen sein. Daher hat „Dirty Games“ neben der Aufklärung über die dunklen Machenschaften innerhalb des milliardenschweren Sportgeschäfts auch einen anderen Effekt. Die 90 Minuten sollen aufrütteln, sollen aufmerksam machen, sollen anklagen – und zwar vor allem die Fans, die das ganze Geschäft am Laufen halten. Der Sport ist zwar im Eimer. Aber – und das zeigt auch „Dirty Games“ mit dem Abschluss beim von enttäuschten Anhängern gegründeten FC United of Manchester – noch längst nicht unrettbar verloren!
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