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Nachspiel

Hauptsache keine Pfiffe!

Der 1. FC Köln verpasst den Sprung auf Tabellenplatz 6 und verliert äußerst unglücklich mit 1:2 gegen Hertha BSC. Unser Nachspiel.

© effzeh.com

 

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Früher Abend am Samstag nach der Länderspielpause. Der effzeh empfängt die Hertha aus Berlin, der 10. gegen den 14. Wobei Letzterer die punktschwächste Auswärtsmannschaft der bisherigen Spielrunde ist – erst ein Punkt aus 5 Spielen, der letzte Auswärtssieg liegt ganze 9 Monate zurück. Doch der effzeh ist die drittschwächste Heimmannschaft, und hat erst 5 Punkte aus 5 Spielen geholt. Das riecht nach K(r)ampf und sorgt nicht nur bei mir für gemischte Gefühle. Für positive sorgt hingegen die Choreo, die die aktivsten der Fans vor dem Spiel wieder einmal präsentieren.

Ausgangslage

Unser effzeh ist Tabellenzehnter. Auf die Heimniederlage gegen Freiburg folgte ein unerwarteter Auswärtssieg in Hoffenheim. Erstmals konnte dabei in dieser Saison die so oft gescholtene Offensivhemmung mit gleich vier Treffern widerlegt werden. Die vierzehntägige Spielunterbrechung mit vielen Abstellungen für Auswahlmannschaften ehrt den Verein,  kam aber alles andere als gelegen.

Anders war dies bei den Berlinern. Die beiden letzten Spiele gingen in Paderborn (3:1) und in der Bundeshauptstadt gegen Hannover (0:2) verloren, hinzu kommt das Ausscheiden im Pokal gegen Arminia Bielefeld. Wertvolle zwei Wochen also für Trainer Luhukay, die Erinnerung daran aus den Köpfen seiner Spieler zu kriegen.

Peinliche Randnotiz: die Gästefans, immerhin der erfolgreichste Verein der mit Abstand größten Stadt Deutschlands, schaffen es nicht mal ansatzweise, den Gästefanbereich zu füllen. Naja, als Berliner würde ich eh an zur alten Försterei fahren…

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Das Personal

Zum Dauerverletzten Helmes haben sich neben Risse nun auch noch Nagasawa und Zoller gereiht. In der Aufstellung rückte als defensivere Variante Gerhardt für den von uns erwarteten Halfar in die Mannschaft. Ansonsten keine Besonderheiten zu Beginn, sieht man einmal von der Diskussion um die Besetzung der rechten Außenverteidigung ab.

Bei der Hertha war laut Geißbock Info Ben-Hatira verletzt, lief dann aber doch von Beginn an auf. Mit Jens Hegeler stand bei den Hauptstädtern ein gebürtiger Kölner in der Anfangsformation, der als 7-Jähriger aus den Veedeln Westhoven und Porz den Weg in die Jugend unseres glorreichen effzeh gefunden hatte.

Spielverlauf

Die Spielanteile sind von Anfang an zu Gunsten der Heimmannschaft verteilt, aber erst in der 16. Minute springt nach einem Eckball auf das kurze Eck und einer Kopfballverlängerung von Vogt eine Chance für Ujah heraus. Der verfehlt aber knapp das Leder, das dann am Tor vorbei im Seitenaus verschwindet. Eine Minute später kommt der Ball erneut nicht bei ihm an, als Olkowski den Ball im Strafraum quer auf ihn legen möchte, aber ein Herthaner Bein dazwischen kommt.

Erst in der 20. Minute taucht die Hertha erstmals vor Timo Horn auf, doch der Kopfball ist viel zu unplatziert und trudelt harmlos am Tor vorbei. Beide Mannschaften stehen bis dahin kompakt und tief, wobei der effzeh weiterhin mehr Ballbesitz hat. Es fehlt aber an Ideen, die aggressive und robuste Verteidigung der Berliner entscheidend zu durchdringen. Mal geht der Ball bereits im Mittelfeld verloren, dann kommt der entscheidende Pass oder die Flanke nicht beim Mitspieler an. So auch in der 23. Minute, als Svento über links frei zum Flanken kommt. Überhaupt geht auffallend viel über Links – fast 60 %, während sich die Angriffsbemühungen auf der rechten Außenbahn im übersichtlichen Bereich von 15 % bewegen.

Und wenn spielerisch nicht viel zusammenläuft läuft, dann – entschuldigt das Bedienen dieser Phrase – müssen eben Einzelaktionen her. Das dachte sich jedenfalls der Berliner Beerens, als er nach einem Ballgewinn auf Höhe der Mittellinie das Rund rechts hinaus auf Stocker spielte, selber hinterhersprintete, dabei Hector hinter sich ließ, den Ball am Strafraum zurückbekam, erneut Hector aussteigen ließ, und dann Mavraj am Knie anschoss, von wo aus der Ball unhaltbar gegen den Pfosten und dann ins Tor abgefälscht wurde (28.). Wenn auch Hector in dieser Situation unglücklich wirkte, waren es aber mehrere Fehler, die zum plötzlichen Gegentor führten. Unter anderem Gerhardt war nicht weit genug abgesunken, um den ballführenden Beerens entscheidend am Torschuss zu hindern. Mit diesem Spielstand ging es dann auch in die Halbzeitpause.

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Zu Beginn der zweiten Halbzeit brachte Peter Stöger Osako ins Spiel, um das Zentrum intensiver zu besetzen und damit das Spiel nach vorne zu eröffnen. Bevor eben dieser Osako das tat, prüfte aber Olkowski den Berliner Schlussmann Kraft mit einem Schuss von der Strafraumgrenze auf dessen Unsicherheit (58.). Drei Minuten später dann der Ballgewinn in der eigenen Hälfte für den effzeh, der Ball landet bei Osako, der trotz der aggressiven Bedrängnis mehrerer Berliner den Ball in die gegnerische Hälfte spitzelt. In eben diese ansonsten leere Hälfte startet Ujah mit einem 40-Meter-Lauf, um allein vor Torwart Kraft aufzutauchen. Als dieser sich für eine Ecke entscheiden muss, schiebt Ujah den Ball überlegt ins andere Eck – der Ausgleich (58.). Und beinahe wäre es noch besser gekommen, als Brecko frei zur Flanke ansetzte, diese Ujah erreichte, dessen wuchtiger Schuss aber zum Leidwesen Aller nur an die Latte donnert (63.). Pech.

Von Berlin war bis dahin außer einem Distanzschuss vom eingewechselten Niemeyer (61.) nicht viel bzw. gar nichts mehr zu sehen. Lange konnte der effzeh den erhöhten Druck aber nicht aufrecht erhalten. Immer wieder stören die Herthaner den Spielaufbau mit vielen kleinen Fouls. Kommt der Ball doch mal bis in den Strafraum, sind die Anspiele aufgrund der engen Staffelung in der Berliner Abwehrmauer zu unpräzise und werden erneut bei der Annahme gestört. Auch Halfars Einwechslung (73.) bringt spielerisch keine neuen Impulse. Erst in der 84. Minute spielt Vogt Olkowski an, der den Ball aber anstatt quer auf den frei stehenden Ujah zu legen im Fallen knapp vorbeischießt.

Der Rest ist schnell erzählt: ein Lehmannfoul führt zu einem Freistoß aus 25 Metern. Ndjeng trifft in die Mauer. Ujah, der als einziger nicht hochgesprungen ist und sich reflexartig vom Ball wegdreht, öffnet somit die Mauer, durch die er selber mit der Schulter den Ball unhaltbar für Timo Horn ins lange Eck abfälscht. Blöd gelaufen. Und unverdient sowieso. Die Hertha hat ihren ersten Auswärtssieg nach 9 Monaten eingefahren und der effzeh, nunmehr Elfter, eine weitere Heimniederlage einstecken müssen.

Fazit

Spielerisch werden die Punkte in dieser Saison nicht zusammengetragen werden können: das war jedem vor der Saison klar, und daran sollte man sich auch jetzt erinnern. Mit der Hereinnahme von Osako konnte das Spiel kurzzeitig belebt werden und es war zu dem Zeitpunkt mehr drin, als das eine Tor, das am Ende zu wenig war. Aber die Mannschaft hat gekämpft, einen Rückstand aufgeholt und am Ende nicht das letzte Quäntchen Glück gehabt, das man als Aufsteiger braucht. Auch wenn es sich wiederholt und fast schon abgedroschen wirkt: als Aufsteiger kann keiner erwarten, dass Gegner der ersten Bundesliga in Grund und Boden gespielt werden. Nicht Freiburg und auch nicht Hertha BSC. Die fehlenden Punkte müssen dann eben da zurückgeholt werden, wo sie eventuell nicht eingeplant waren. Gerne schon nächste Woche im Vorort. Und die Hauptsache ist, dass keiner der Zuschauer gepfiffen hat.

Spieler im Fokus

Jonas Hector: Musste wie seine Mitspieler eine Menge kleiner Nickligkeiten einstecken. Trotz kleinerer Fehler eine solide Leistung.

Pawel Olkowski: In einer spielerisch schwachen Partie war er derjenige, der noch die meisten Ideen hatte. Wir sind gespannt auf sein Potential in den nächsten Partien, ist er doch derzeit nicht wegzudenken aus der Startelf.

Foto-Credits Dirk Unschuld

Foto-Credits Dirk Unschuld

Dusan Svento: Hatte viele Spielanteile auf der linken Seite. Ihm fehlte aber auch die letzte Durchschlagskraft, um den Ball gefährlich vor das Tor oder auf freie Mitspieler zu kriegen.

Yannick Gerhardt: War beim ersten Gegentreffer nicht nah genug am Ballgeschehen, ansonsten aber zuverlässiger Part im Defensivverhalten. Nach vorne hat da leider nichts stattgefunden.

Anthony Ujah: Tragisch! Erst das Tor, dann der Lattenkracher. Und am Ende der Inbegriff des Pechs. Kopf hoch, Tünn!

Stimmen zum Spiel

Foto-Credits: FC-TV

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Peter Stöger: „Heute war ein bisschen Pech dabei. Aber man darf auch nicht den Anspruch an unsere Mannschaft stellen, dass es ganz klar ist, gegen Freiburg, Hamburg oder eben auch Berlin das Spiel zu gestalten, sie an die Wand zu spielen, das Spiel zu beherrschen. Das haben wir in der letzten Saison auch gehabt, dass es phasenweise nicht ganz so einfach war, dann aber doch die Spiele gewonnen, weil wir die Dominanz ausgestrahlt haben. Die Qualität der Gegner ist natürlich gestiegen. Wir sind in einer Entwicklungsphase. Wir haben uns viel erarbeitet und sind in der Lage zu punkten, wo niemand damit rechnet, wenn alles funktioniert. Das ist klar, dass an unsere körperlichen Grenzen stoßen und im spielerischen Bereich noch Entwicklungspotential haben. Wenn wir mit dem Ballbesitz so wenig anfangen wie in den ersten 45 Minuten, dann werden wir unkonzentriert und verlieren Bälle und bekommen Probleme im Umschaltspiel. Wir haben in der ersten Halbzeit zu wenig die freien Positionen gefunden, die da waren. In den zweiten 45 Minuten waren wir aktiver und das Anspielen der Halbpositionen hat besser funktioniert. So einfache Fehler wie beim 1:2 können wir uns eben nicht erlauben. Das war bitter für Toni Ujah, der ansonsten sehr gut gespielt hat. Das nächste Mal wird er wie eine Wand da stehen. Wenn der Faktor Glück nicht auf unserer Seite ist, ist es für uns immer schwer, Spiele zu gewinnen. Das brauchen wir zusätzlich zum Engagement, das wir sowieso immer an den Tag legen. Die Erwartungshaltung ist groß hier in Köln, aber das macht den Verein aus. Die Aufgabe wird nächste Woche nicht leichter in Leverkusen, aber vielleicht gelingt uns ja eine Überraschung.“

Anthony Ujah: „Ich freue mich über mein Tor, aber wichtiger ist der Erfolg der Mannschaft. Die zweite Halbzeit war mit mehr Torchancen besser als die erste Halbzeit. Der Lattentreffer war einfach nur unglücklich. Beim zweiten Gegentreffer kommt der Ball auf meine Brust, das war zu schnell für mich. Ich bin nicht glücklich. Ja ich bin traurig. Aber es geht weiter.“

Statistik:

effzeh:  Horn – Brecko (88. Finne), Mavraj, Wimmer, Hector – Vogt, M. Lehmann, Gerhardt (46. Osako), Olkowski, Svento (73. Halfar) – Ujah

Hertha: Kraft – Schulz, Brooks, Hegeler – Ndjeng, Skjelbred, Hosogai, Ben-Hatira (73. Haraguchi), Stocker (61. Niemeyer), Beerens – Schieber (83. Kalou)

Tore: 0:1 Beerens (18.), 1:1 Ujah (58.), 1:2 Ndjeng

gelbe Karten: effzeh – keine;  Hertha: Stocker (23.), Niemeyer (67.), Skjelbred (90.)

Zuschauer: 49.200

Schiedsrichter: Tobias Stieler

Assistenten: Patrick Ittrich, Christoph Bornhorst

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