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Interviews

WM-Serie: „Kein Logo so oft gesehen, wie das des FC!“

Innerhalb unserer WM-Serie sprachen wir mit FC Fan Christian Vogt, der in der Gruppenphase in Brasilien war und für uns die Stimmung einfing.

Foto: Christian Vogt
Foto: Christian Vogt

Foto: Christian Vogt

Im Rahmen unserer “WM Serie” sprachen wir mit FC Fan Christian Vogt. Christian ist selbstständiger Unternehmensberater im Bereich Kundenorientierung und lebt in Bielefeld . Seit 2012 leitet er  die Charta-Kommission des FC. Zusammen mit zwei weiteren FC-Mitgliedern war er zur Vorrunde in Brasilien unterwegs. Gerade nach dem glorreichen Sieg der Deutschen über das Gastgeberland, Grund genug für uns mal nachzuhaken wie die Stimmung in der Gruppenphase in Brasilien war.

Hallo Christian, seit einigen Tagen wieder zurück aus Brasilien. Schon wieder im grauen Alltag angekommen?

Nicht so ganz. Meine Uhr habe ich bewusst noch nicht umgestellt. So werde ich automatisch immer an die tolle Zeit erinnert. Sie wird erst umgestellt, wenn wir Weltmeister sind. Somit war ich gefühlt bis zum Ende dabei.

Wie war die Stimmung vor, während und nach den Spielen?

Jeder ist irgendwie aufgeregt. Man spürt, dass das für jeden Zuschauer etwas Besonderes ist. Brasilianer ohne Tickets jubeln uns vom Straßenrand zu. Deutschland ist auch hier sehr willkommen. Während des Spieles ist es wie bei FC-Auswärtsspielen: man steht überwiegend, feuert an. Jeder will alles mitbekommen. Großartig, wie im Umlauf des Stadions in Salvador zur Halbzeit lautstark „Deutschland, Deutschland…“ skandiert wurde. Auch nach den Spielen war überall nur Freude zu spüren. Jeder feiert mit jedem und will einfach nur die WM in vollen Zügen genießen. Egal, ob auf zentralen Plätzen, in Bars und Restaurants oder am Fan-Fest. Es war überall einfach nur bunt, voll und fröhlich.

Wie war die Transport- und Hotelsituation?

Absolut unproblematisch. Wir hatten drei einwandfrei verlaufene Inlandsflüge und wurden jeweils vom Hotel-Fahrservice abgeholt. Gut, alles dauert etwas länger. Besonders die Autofahrt auf den schlechten Straßen. Die Anfahrt zum Spiel in Recife war im Taxi aufgrund des Hochwassers schon ein Erlebnis, auf das man gerne verzichtet hätte. Überrascht waren wir z.B., dass die An- und Abfahrt zur Copacabana anlässlich des Eröffnungsspieles mit der Metro so entspannt ablief. Kein Gedränge. Keine überfüllten Züge. Ansonsten klappte in den anderen Städten der Bus-Shuttle zum Stadion recht gut. Allerdings fühlten wir uns seitens der FIFA nicht gut informiert. Wir mussten vieles erfragen. An Flughäfen wusste kaum einer Bescheid. Jeder Deutsche Fan hatte eine andere Idee oder Info, wie man nun in welcher Stadt am besten zum Stadion kommt. Da waren wir aus Kapstadt und Durban 2010 anderes gewohnt.

Habt Ihr euch sicher gefühlt und habt ihr Proteste aufgrund der sozialen Situation mitbekommen?

Zweimal haben wir kleinere, von der Polizei gut eingekesselte Demonstrationen erlebt. Das Thema Sicherheit ist das so eine Sache. Einmal wurden wir in einer ruhigen Gegend eines kleinen Urlaubsortes von zwei jungen Männern über einen längeren Zeitraum verfolgt. Stoppten wir, stoppten auch sie mit Abstand zu uns. Wir haben dann unseren Weg lieber im Taxi fortgesetzt. Wir hörten von Deutschen und Holländern, die in Salvador mit Messern bedroht und ausgeraubt wurden. In Fortaleza hat uns die Deutsche Fan-Botschaft empfohlen, die Strand-Promenade bei Dunkelheit besser nicht auf eigene Faust zu verlassen. Auch von Einheimischen hörten wir, dass diese sich je nach Gegend von einem Polizisten zu ihrem parkenden Auto begleiten lassen. Die Polizei-Präsenz war im Übrigen schon beeindruckend. Das vermittelte uns schon ein Gefühl der Sicherheit. Doch auch trotz dieser Geschichten glaube ich, dass sich jeder WM Tourist bei entsprechendem Verhalten sicher fühlen konnte, wenn er sich entsprechend verhält.

Foto: Christian Vogt

Foto: Christian Vogt

Wie stark waren Fans vom FC vor Ort vertreten und wie war der Kontakt zu Fans von anderen Bundesligaclubs?

Also ganz neutral bewertet: wir haben kein Logo so oft gesehen, wie das des FC! Das war schon klasse. Wir waren mit Flohe, Schäfer und Poldi-Retro-DFB-Trikot unterwegs und wurden oft angesprochen. Einmal gesellte sich ein FC-Fan mit Cullmann-Retro Shirt zu uns. Binnen Sekunden waren wir ein Team… Auch an Nicht-Spieltagen waren wir über Shirts etc. als FC-Fans erkennbar. Wir wurden oft von Fans aller möglichen deutschen Vereine angesprochen und mit Lob überschüttet. Ja, das neue FC-Image ist deutlich zu spüren. Man hat wieder Respekt und freut sich auf das stimmungsvolle Rhein-Energie-Stadion.

Stimmt es das die Nationalmannschaft hoch angesehen ist in Brasilien?

Aber so was von! Immer wieder baten uns Brasilianer um ein Photo. Für uns irgendwie schwer zu verstehen, aber sie waren richtig stolz, sich mit uns in deutschen Farben ablichten zu können. Klasse, wie leidenschaftlich drei brasilianische Studenten die deutsche Mannschaft gegen Ghana im Stadion unterstützt haben. Wir hatten sie am Vorabend des Spieles kennen gelernt und unter großer Begeisterung spontan ins Stadion eingeladen. Sie kannten fast alle deutschen Spieler. Das hat uns sehr beeindruckt.

Was nimmst Du mit von Deinem Trip in den „grauen“ Alltag?

Da sind zum Beispiel die viele neue Kontakte zu besonders lieben Menschen aus Süd- und Mittelamerika. Das ein oder andere Treffen wird es sicher im Nachgang geben. Brasilien ist ein ganz besonders schönes Land und man kann nur die Daumen drücken, dass sie diese unglaublichen Herausforderungen zur dringend nötigen Fortentwicklung gestemmt bekommen. Die Menschen haben es verdient. Wir haben jeden Tag gesehen, woran es alles fehlt und somit wieder vor Augen geführt bekommen, wie wohlhabend wir in Deutschland aufgestellt sind! Um uns etwas für die entgegengebrachte Herzlichkeit zu bedanken, werden wir nun eine kleine, von einem jungen deutschen Arzt gesteuerte Hilfsorganisation unterstützen, welche wir in Fortaleza kennen gelernt haben. Auch das können Ergebnisse einer Fußball-WM sein.

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