Das Gerücht, Yannick Gerhardt, der sich derzeit in Kurzurlaub auf Ibiza befindet, würde für 8 Mio. € zu Benfica Lissabon wechseln, dominiert derzeit die Internet-Foren und Social Media Plattformen rund um den 1. FC Köln. Was lag da für effzeh.com näher als sich in Lissabon direkt zu informieren?
Sport Lisboa e Benfica (kurz “SLB”), im Mai zum 33. Mal portugiesischer Meister und zum 25. Mal portugiesischer Pokalsieger geworden und als Finalist der UEFA Europa League erst im Elfmeterschießen dem FC Sevilla unterlegen, soll nun also das neue Zuhause von dem 20-jährigen werden, der erst im Januar 2014 seinen Vertrag beim effzeh vorzeitig bis zum 30. Juni 2018 verlängert hat.
Fraglos benötigt Benfica eine Verstärkung im defensiven Mittelfeld, nachdem der vor einem Jahr von Olympiakos Piräus verpflichtete, serbische Nationalspieler, Ljubomir Fejsa nicht annähernd die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen konnte und in den letzten Saisonspielen noch nicht einmal mehr Teil des Kaders gewesen ist. Einen ersten Schritt, diese Lücke im Kader zu beseitigen, tat SLB am 20. Mai mit der Verpflichtung von Pawel Dawidowicz, der – mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet – für rund 2 Mio. € von Lechia Gdansk an die Flussmündung des Tejo wechselt.
Nur zwei Tage später, also am 22.05., verpflichtete – wenn auch für Benfica B (also die zweite Mannschaft) – der beliebteste Verein Portugals mit Kevin Friesenbichler einen 20-jährigen Spieler von Bayern München II für eine Ablösesummer von 100.000,- €. Diese Info wäre nicht einmal eine Randnotiz wert, wäre der Berater Friesenbichlers nicht ein gewisser Roger Wittmann, der in den deutschen Medien als Einfädler des Gerhardt-Benfica-Acht-Millionen-Deals genannt wird.
Hatten sich die großen portugiesischen Tageszeitungen zuvor noch stark bedeckt gehalten, prangt auf der Titelseite des Lissabonner Sport-Magazin am heutigen Freitag: “Yannick Gerhardt até 2019” – Yannick Gerhardt bis 2019!
Demnach wird Kölns Sportler des Jahres die insgesamt sechste Verstärkung von Benfica für die nächste Saison. Voraussetzung hierfür seien lediglich noch die obligatorischen medizinischen Tests, zu denen Gerhardt zu Beginn der kommenden Woche in Lissabon erwartet wird. Der Record attestiert dem Jungstar eine hervorragende Saison gespielt zu haben und stellt hierbei die Zweitligameisterschaft seines bisherigen Vereins heraus.
Benficas Scouts haben den deutschen U20-Nationalspieler über die gesamte Saison beobachtet und ihn den Berichten nach am Vorabend des Europa-League-Finales kontaktiert, um ihn von der Größe des Clubs zu überzeugen und zu einem Wechsel zu verführen. Die Benfica-Offiziellen trafen bei Yannick auf eine gewisse Zurückhaltung ob des Risikos Deutschland zu verlassen.
Von Benfica eingeschaltete Vermittler setzten ihre Bemühungen danach fort, um am vergangenen Montag dann eine Einigung darüber zu erzielen, dass die “31” unseres effzeh einen Vertrag über die nächsten fünf Spielzeiten unterschreiben wird.
Zu einem solchen Wechsel gehören bekanntlich mehr Parteien als nur der interessierte Club und der wechselbereite Spieler – nämlich auch der Verein, bei dem der umworbene Spieler unter Vertrag steht: Hierfür greift Benfica auf einen Investmentfons zurück, der den Transfer ermöglichen soll – zu einer Summe von 8 Mio. €. Es ist demnach allerdings unwahrscheinlich, dass dieser Betrag als Einzelüberweisung erfolgt – diesbezüglich sollen den FC-Verantwortlichen dieser Tage auch bereits alternative Vorschläge unterbreitet worden sein. In der Vergangenheit wurden zu diesem Zwecke beispielsweise Testspiele in der Saisonvorbereitung angeboten.
Die Argumente und Lustreize von Benfica Lissabon könnten kaum größer sein: Als Landesmeister kann sich der Verein – und damit auch Yannick Gerhardt – im Hauptschaufenster des europäischen Fussballs, der Champions League, präsentieren. Dass Jorge Jesus, der Benfica seit 2009 trainiert, in der Lage ist, Fussballer mit großem Talent zu Spieler mit Weltformat weiterzuentwickeln, hat er beispielsweise bei Àngel Di María (seit 2010 bei Real Madrid und argentinischer WM-Teilnehmer) und Fábio Coentrão (seit 2011 bei Real Madrid und portugiesischer WM-Teilnehmer) unter Beweis gestellt.
Es wird nicht erwartet, dass Yannick Gerhardt sofort Stammspieler im Estádio da Luz werden kann. Das Ziel soll aber sein, ihn im Laufe der kommenden Saison in die erste Mannschaft zu integrieren. Es ist auch in Portugal bekannt, dass Gerhardt keine Erfahrungen auf Spitzenniveau mitbringt – die Erwartungshaltung der Scouts ist aber, dass er dieses mittelfristig erreichen wird und seinen Marktwert über den Nachweis von Leistung enorm steigern wird.
Der deutsche U20-Nationalspieler soll die komplette Vor-Saison bei Benfica absolvieren. Sollte sich hierbei herausstellen, dass der Wechsel für ihn noch zu früh käme, so wird über das Szenario spekuliert, dass Yannick Gerhardt sogar für ein weiteres Jahr in Köln in der Bundesliga spielen könnte, um sich dort weiterzuentwickeln und dann erst im Sommer 2015 vom Rhein an den Tejo zu wechseln. Ein Grund, der genannt wird, dass dieses Szenario durchaus möglich ist, ist die demnach von Yannick bekundete Absicht seine Studienkurse in Köln gerne fortsetzen zu wollen. Yannick Gerhardt studiert bekanntlich BWL an der Rheinischen Fachhochschule, so dass dieses Argument zumindest aus seiner persönlichen Sicht heraus sinnhaft ist.
Soll das heißen, dass Yannick Gerhardt nächste Woche für 8 Mio. € zu Benfica Lissabon wechselt, dort die gesamte Saisonvorbereitung absolviert und trotzdem in der neuen Saison mit dem Geißbock auf der Brust aufläuft?
Yannick Gerhardt wird seinen Kurzurlaub auf Ibiza genießen, dann in der kommenden Woche die medizinischen Tests in Lissabon absolvieren und nachfolgend zunächst einmal nach Deutschland zurückkehren, wo er ein paar Tage mit seiner Familie verbringt, um dann den nächsten Karriereschritt in Portugal bei Benfica Lissabon zu starten. So der aktuelle Stand aus portugiesischer Sicht.