Kaiserslautern. Trier. Freiburg. Karlsruhe. Liegt nicht nur alles südlicher als Köln, sondern spielt auch in einer unrühmlichen Statistik eine Rolle.Viermal war der effzeh bislang aufgestiegen, viermal hatte er das Spiel danach mehr oder minder abgeschenkt. 2002/03 verlor die Elf um Dirk Lottner sogar alle vier Spiele nach vorzeitig erreichter Rückkehr in die Bundesliga.
Diese Blöße wollte sich Peter Stöger in Ingolstadt nicht geben, diese Blöße wollte sich auch das Team in Ingolstadt nicht geben. Schließlich ist der effzeh noch auf Rekordkurs. Und bleibt das dank Anthony Ujah, der den Ausgleich erzielte, und dank Elfmeterkiller Timo Horn auch – die unrühmliche Serie ist durch ein 1:1 in Ingolstadt durchbrochen. Alles hat schließlich ein Ende – in Ingolstadt endete die Stanislawski-“‘Ära” und in Ingolstadt begann die Abschiedstournee vom Fahrstuhl-Dasein.
Ausgangslage
Aufsteiger und Meister – für den glorreichen effzeh hätte die Saison bereits am Montag aufhören können. Dennoch: Coach Peter Stöger hatte weitere Taten angekündigt. Rekorde, um genauer zu sein. Den Punktrekord des effzeh in der 2. Liga wolle das Team genauso knacken wie den Gegentor-Bestwert aller Mannschaften. Ambitioniert und dennoch seriös, so liebt man den Stögers Pitter rund um das Geißbockheim.
Für den FC Ingolstadt 04 ging es dagegen noch um den Klassenerhalt. Sechs Zähler Vorsprung vor dem Relegationsplatz, den Dynamo Dresden belegt, standen für die Elf von Trainer Ralph Hasenhüttl zu Buche. Der Ex-Kölner an der Seitenlinie, der auch mit Peter Stöger bei Austria Wien zusammen kickte, hoffte darauf, dass unsere rot-weiße Götter lange gefeiert hatten. Das heimschwächste Team der Liga gegen die Auswärtsmacht? Da würde ich auch auf Restalkohol setzen!
Personal
Nach dem Erreichen des Saisonziels hätte Peter Stöger komplett umbauen und auch auf Nachwuchskräfte setzen können, machte der Österreicher aber nicht. Torjäger Patrick Helmes blieb mit einer Oberschenkelblessur zuhause, für ihn rückte Anthony Ujah erwartungsgemäß in die Startaufstellung. Adam Matuschyk nahm am Anfang auf der Bank Platz, Marcel Risse begann anstelle des defensive Mittelfeldspielers und gab dem effzeh so eine offensivere 4-1-4-1-Ausrichtung.
Bei den “Schanzern” gab es dagegen gezwungenermaßen einige personelle Veränderung. Caiuby (Gelb-Rot-Sperre), Danilo (Rotsperre) und Almog Cohen (5. Gelbe) mussten beim Spiel gegen unsere Aufstiegshelden gesperrt zuschauen, sie wurden durch Leon Jessen, Konstantin Engel und Andreas Buchner ersetzt. Außerdem rückte Philipp Hofmann in die Startelf, Karl-Heinz Lappe blieb erstmal nur der Platz auf der Bank.
Spielverlauf
So richtig wach wirkten unsere Aufstiegshelden zu Beginn der Partie nicht. Ingolstadt präsentierte sich nicht wie das heimschwächste Team der Liga, das gegen den Abstieg spielt, sondern als taktisch gut konzipiertes und offensiv gefährliches Gebilde. Kaum verwunderlich, dass die Gastgeber die erste kleinere Möglichkeit der Partie hatten: Hofmann kam im Strafraum zum Kopfball, setzte das Leder aber deutlich über den von Timo Horn gehüteten Kasten.
Der effzeh bemühte sich um Spielkontrolle, hatte fortan mehr vom Spiel, ohne allerdings wirklich torgefährlich zu werden. Die “Schanzer” verteidigten geschickt, machten die Räume eng und hielten den Gegner vom eigenen Tor fern. Bis zur 25. Minute mit Erfolg: Da enteilte Risse seinen Bewachern, tanzte die Leverkusener Leihgabe im FCI-Trikot, Danny da Costa, aus und schloss ab. Die Kugel ging allerdings ans Außennetz – kein Torjubel bei den zahlreich erschienenen Kölner Fans, die das Duell zu einem kölschen Heimspiel machten.
Auch Ingolstadt hatte die erste richtig gute Chance: Hofmann zog von links in den Strafraum und schloss mit links ab. Horn lenkte den Ball gerade noch um den Pfosten zur Ecke. Die führte zur FCI-Führung: Bei Morales’ Kopfballverlängerung sah der Kölner Abwehrverbund nicht gut aus, der Ex-Kölner Hartmann schob die Kugel aus kurzer Distanz zur Führung ein (34.). Hartmann, der von 2006 bis 2009 für die FC-U23 gespielt hatte, war bereits im Hinspiel der Siegtorschütze gewesen.
Die Grundtendenz des Spiels änderte sich dadurch nicht: Sowohl vor als auch nach dem Seitenwechsel war der effzeh die optisch überlegene Mannschaft, ohne jedoch große Durchschlagskraft zu entwickeln. Die Chance hatte der FCI: Horn parierte einen Mijatovic-Kopfball bärenstark, Maroh klärte vor den einschussbereiten “Schanzern”. Der effzeh brauchte für seine erste brauchbare Offensivaktion Power und das nötige Quäntchen Glück: Ujah setzte sich nach einem langen Schlag durch und spitzelte das Leder an FCI-Keeper Özcan vorbei (61.). Das zehnte Saisontor des Nigerianers!
Die Schlussphase wurde turbulent. Nach einem eigenen Freistoß wurde der effzeh ausgekontert, Brecko brachte Lex im Strafraum zu Fall. Der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, für den Slowenen gab’s oben drauf die Gelb-Rote Karte. Doch der glorreiche effzeh wäre in dieser Saison nicht der glorreiche effzeh, wenn im Tor nicht jemand stände, der die Fehler seiner Mitspieler ausbügeln kann. Timo Horn parierte den Strafstoß von Philipp Hofmann und hielt das Remis damit fest. In Unterzahl hätte der effzeh gegen anstürmende “Schanzer” sogar noch die Chance auf einen – sicherlich unverdienten – Dreier gehabt. Der eingewechselte Finne scheiterte jedoch am stark reagierenden Özcan.
Spieler im Fokus
Timo Horn Zeigte, warum er zurecht als bester Keeper der 2. Bundesliga gilt und ständig mit Erstligisten in Verbindung gebracht wird. Schon vor dem Strafstoß mit zwei starken Paraden gegen Hofmann und Mijatovic. Setzte als Elfmeterkiller dieser Leistung noch die Krone auf.
Dominic Maroh Wirkte zunächst ein wenig wie der Tagesvollste der Mannschaft und hatte Probleme gegen Hofmann und Co. Sah mehrmals ganz schlecht aus, holte sich früh die Verwarnung ab und konzentrierte sich dann mehr auf seine Stärken.
Anthony Ujah Fand keine Bindung zum Spiel und erzielte dennoch einen Treffer. Sowas nennt man im Volksmund “Torjäger”. Das 1:1 macht im Kader wirklich nur der “Tünn”. Mit Glück, Willen und dem richtigen Riecher durchgetankt. Zehn Treffer – für jemanden, der die halbe Saison im Formtief steckte, keine üble Bilanz.
Fazit
Der FC schenkt auch nach dem erfolgten Aufstieg die Spiele nicht weg. Der Wille war der Stöger-Elf über weite Strecken nicht abzusprechen, einzig die Mittel gegen die defensiv kompakten Ingolstädter fehlten fast das gesamte Spiel. Offenkundig (und diesmal auch bestraft) wurde die Schwäche bei eigenen und gegnerischen Standards. Unter dem Strich steht ein glücklicher Punkt im Audi-Sportpark, der den effzeh näher an den Punkterekord bringt. Und eine dunkle Serie beendete.
FC Ingolstadt: Özcan – da Costa, Mijatovic, Roger, Jessen (14., Lex, 89., Lappe)- Engel – Morales, Groß – Hartmann, Buchner – Hofmann (84., Quaner)
1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann – Risse (69., Exslager) , Nagasawa (78. Gerhardt), Halfar, Peszko (46. Finne)– Ujah
Tore: 1:0 Hartmann (34.), 1:1 Ujah (61.)
Gelbe Karten: Morales |Maroh
Gelb-Rote Karten: Brecko
Schiedsrichter: Tobias Christ
Zuschauer: 11.000