Prolog. Im Leben kriegt man das, was man braucht, nicht das, was man will. Anfürsich es et Blues.
Monolog. Wochenenddienst an Karneval. Und das als Exilkölner. Weit ab von jedem Trubel widmet man sich also der Arbeit. In der Hoffnung Samstagmittags ein wenig Zeit zu bekommen, sich den effzeh in Aue anzuschauen. Wird nix, zu viel los. Also mal kurz den Ticker angeworfen: 2:0!!! noch 10 Minuten. “Jetzt muss ich mir den Driss auch noch im Re-Live geben, weil ich mich zum Nachspiel gemeldet habe…” 10 Minuten später sieht die Welt anders aus, etwas heiterer. Nicht freudestrahlend, nur freundlicher. Und ich frage mich, wie ist das zustande gekommen. Hat der effzeh wirklich noch nicht die Qualität, die wir alle gerne hätten, oder hat man wieder Pech im Abschluss gehabt! Hat der Schiedsrichter seine Finger im Spiel? Ich freu mich aufs Relive. Im Leben kriegt man das, was man braucht. Anfürsich es et Blues.
Dialog. Jetzt sitz ich hier beim Nachspiel und das Relive läuft nebenbei. Die Sonne scheint in Aue, viele Jecken sind da, der Ball rollt. Meien Freunde sind in und um Köln unterwegs und feiern Karneval, nix mit Dialog. Im Leben kriegt man nicht das, was man will. Anfürsich es et Blues.
Epilog. Et hätt noch immer joot jejange. Wie auch immer, finde ich vermutlich keine Antwort auf die Fragen. Fakt ist, dass der effzeh in Aue einen Punkt geholt hat, Lautern zum Beispiel nicht. Dass die Mannschaft Moral gezeigt hat. Dass Halfar endlich rausgefunden hat, wie das Runde ins Eckige reingeht. Und dass der Vorsprung in der Tabelle weiterhin luxuriös ist. Anfürsich is et ävver un bliev für ievisch Blues.
Isch spingkse ens watt kütt.
Ausgangslage
So gut wie nie. Abgesehen davon, dass der effzeh einen luxuriösen Vorsprung hat, die Verfolger ständig straucheln, holt man selbst nur mäßig viele Punkte und wenn man gewinnt, dann nicht souverän. Der Nimbus des unangefochtenen Tabellenführers schwindet zumindest in den Augen von so manchen Fans etwas. Jetzt muss man ins Erzgebirge, zu einer Mannschaft, die dieses Jahr alles gewonnen hat. Auch die wohl zweitstärkste Mannschaft der zweiten Liga geschlagen hat. Verletzt sind Bruno, Kessler und Exslager. Im Umfeld des künftigen Erstligisten rechnet man mit einer Systemumstellung, die Rückkehr zu einer Spitze und stärkerem Flügelspiel. Hierbei gibt es aber keine Überraschungen und der Trainer stellt tatsächlich so auf, wie wir es im Vorspiel prognostiziert haben. Außerdem ist Karneval. Alaaf!
Spielverlauf
Kurz und knapp? Köln spielerisch besser, Aue kämpferisch besser. Köln ohne Wucht im Torabschluss, Aue mit dem absoluten Willen vorm Tor. Auf jeden Fall alles in allem, auch wenn Köln den besseren Gesamteindruck machte, ein leistungsgerechtes Unentschieden.
Etwas ausführlicher? OK. Der erste Torschuss gehörte den Gastgebern, stellte für Timo Horn aber keine Gefahr dar. Kurz später versuchte sich Peszko aus halblinker Position mit einem Fernschuss, der deutlich das Ziel verfehlte. In der 12. Minute dann der Schock. Aus schnellem Umschaltspiel und einem schönen Pass auf den linken Flügel, verwehrtete Silvestr die Flanke im Fallen und schoss das 1:0 für Aue. Nun drehte der effzeh auf, Helmes kam zu 2 Torabschlüssen, brachte aber nicht richtig Druck hinter den Ball. Dominik Maroh köpfte dem gegnerischen Torhüter auf den Fuß und Peszko verpasste eine Hereingabe von Gerhardt sehr unglücklich. Die Auer hatten kurz vorher noch eine Freistoßchance, die Horn souverän klären konnte.
Doppelwechsel zur Halbzeit, Bröker und Ujah rein, ein eindeutiges Zeichen! Nach einer Ecke vergab zunächst aber wieder Maroh. Durch die offensivere Ausrichtung des effzeh, kam Aue zu einigen Kontern. Bei einem dieser Gegenangriffe kam Maroh einen Schritt zu spät und holte Silvestr im Strafraum von den Beinen. Den fälligen Strafstoß verwandelte Löning zum 2:0. Aber der effzeh drückte weiter, Helmes scheitert erneut an Männel. Sieben Minuten vor Schluss packte Halfar dann einen Hammer aus und jagte den Ball aus ca. 25 Metern unter die Latte. Zwei Minuten vor Schluss war es wiederum Halfar von der Strafraumgrenze, der den Ausgleich erzielte. Manch einer erinnerte sich an das denkwürdige Spiel, das der effzeh in Regensburg drehte. Aber Bröker hatte die einzige Chance in der Nachspielzeit und scheiterte knapp.
Spieler im Fokus
Daniel Halfar: Es wäre fahrlässig ihn hier nicht zu nennen. Zwei Tore, dann noch derart entscheidende. Halfi for Karnevalsprinz!
Dominic Maroh: Die tragische Figur dieser Tragikomödie. Drei Großchancen können oder wollen nicht rein und dann verursacht er den Elfer zum 2:0.
Fazit
Kölle Alaaf! Nicht Fisch, nicht Fleisch. Getränkt von sehr melancholischer Karnevalsstimmung, weiß ich momentan nicht so recht, wie ich das einschätzen soll. Mit Lautern hat der Mitfavorit um den Aufstieg in Aue verloren, wir immerhin einen Punkt geholt. Spielerisch waren wir besser und auch die Anzahl der Chancen sprach für den effzeh. Trotzdem wirkte vor allem Helmes im Torabschluss sehr zaghaft. Ist bei Halfar jetzt der Knoten geplatzt? Es wäre ihm zu wünschen und würde sich mit Sicherheit auch positiv auf die Stürmer auswirken.
Stimmen zum Spiel
Peter Stöger: Ein interessantes und spannendes Spiel. Erste Halbzeit haben wir vieles von dem, was wir uns vorgenommen haben, nicht umgesetzt. Wir haben Aue einige Situationen praktisch serviert. In der Halbzeitpause haben wir reagiert. Hatten auch die Möglichkeiten das Spiel zu drehen und geraten dann in Rückstand. Die Mannschaft hat dann das richtige Gesicht gezeigt, das in der Meisterschaft nötig ist.
Matthias Lehmann: Wir müssen viel früher den Ausgleich machen. Halfi hat sich endlich belohnt heute. Jetzt nehmen wir das 2:2 mit, danach wollten wir noch das dritte Tor, wenn das Spiel ncoh 2 Minuten länger geht, schaffen wir das auch.
Dominic Maroh: Durch unseren Schlussspurt haben wir bewiesen, dass wir da oben hingehören. Ich versuch alles, um das Tor nicht zu bekommen, und dann verschulde ich den Elfer. Wir hatten ja viele Chancen, die Dinger müssen einfach mal reingehen.
Daniel Halfar: Wir haben immer gesagt, dass der Mannschaftserfolg im Vordergrund steht. Deshalb interessieren mich meine Tore nur sekundär. Wir haben mal wieder ein paar hundertprozentige liegen lassen, das hängt uns so ein bischen nach. Wir haben heir nach einem 0:2 noch einen Punkt mitgenommen. Das war wichtig für die Moral.
FC Erzgebirge Aue: Männel – Klingbeil , Nickenig , Paulus , Luksik – Fink , Benatelli (61. Schröder) – Könnecke (72. Müller) , Kocer – Löning , Sylvestr
1. FC Köln: Horn – Brecko , Maroh , Wimmer , Hector – Lehmann , Gerhardt (46. Ujah) – Risse (46. Bröker) , Halfar , Peszko (76. Finne) – Helmes
Tore: 1:0 Sylvestr (13.), 2:0 Löning (69., Foulelfmeter), 2:1, 2:2 Halfar (83., 88.)
Gelbe Karten: Maroh, Helmes
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Markus Wingenbach (Mainz)