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Interviews

„Ich bin der effzeh-Historienonkel”

Gestern haben wir sein neues Buch besprochen, heute kommt er selbst zu Wort: Dirk Unschuld im Gespräch mit effzeh.com.

© Dirk Unschuld.privat
© Dirk Unschuld.privat

© Eduard Bopp

2007 kam es zum ersten Kontakt zwischen Dirk Unschuld und mir. Einer meiner besten Freunde heiratete seinerzeit und hatte mir im Vorfeld eher beiläufig erzählt, dass er einmal, vor sehr langer Zeit, in den 80ern oder aber den 90ern vielleicht, auf einem Geißbock-Echo abgebildet war. Dieses eine Heft, das würde er gerne einmal besitzen. Eine gute Idee für ein Hochzeitsgeschenk, dachte ich. Das Problem: Er war auf diesem Cover einer von Hunderten/Tausenden, denn schließlich war darauf die herangezoomte Südkurve des Müngersdorfer Stadions zu sehen. Zudem kamen für mich gefühlt rund 1 Mio. Ausgaben in Frage. Irgendwann in den 80ern oder 90ern war nun wirklich nicht sonderlich konkret. Also nahm ich Kontakt zu Dirk auf, der sofort eine Idee hatte, um welchen Jahrgang und auch welches Heft es sich handeln könnte. “Es gab nicht so viele Ausgaben mit der Südkurve auf dem Cover” meinte er, verabschiedete sich dann in die Recherche und tatsächlich: eine Woche später war das gesuchte Heft in meinem Briefkasten und mein Freund sehr glücklich.

Wir sprachen mit ihm nun über sein Meisterwerk, seinen Job und Omas Kölschglas.

 

effzeh.com: Lieber Dirk, fünf Jahre habt Ihr in Euer Buch „Mit dem Geißbock auf der Brust“ investiert. Was habt Ihr gefühlt, als Ihr Eure Arbeit abgeschlossen hattet? Erleichterung, Stolz oder vielleicht auch etwas Wehmut?

Unschuld:  In meinem Fall war es schon so, dass ich erleichtert war, als der Wälzer endlich fertig war. Ich hatte den Aufwand, den dieses Projekt zur Folge hatte, im Vorfeld unterschätzt. Hätte ich dieses Buch alleine schreiben müssen, wäre es wohl erst in zehn Jahren oder vielleicht sogar niemals fertig geworden. Der Moment, in dem du dann das fertige Werk in den Händen halten darfst, ist natürlich unbezahlbar und etwas ganz Besonderes. Das hat fast schon was von einer Geburt, wenn ich das als dreifacher Vater so sagen darf (lacht).

effzeh.com: Wie war die Aufteilung zwischen Dir und Co-Autor Frederic Latz? War Euch bereits zu Beginn klar, dass das ein derartiges Mammutprojekt werden würde?

Unschuld: Frederic ist dazugekommen, nachdem ich schon drei Jahre an dem Buch „geschraubt“ habe. Als sich abzeichnete, dass der Berg derart hoch ist, war ich auf der Suche nach einem weiteren Autor. Da ich Frederic durch die Arbeit für den FC kannte, habe ich ihn vor rund zwei Jahren gefragt, ob er sich eine Mitarbeit vorstellen kann. Zum Glück hat er direkt Ja gesagt! Ich will aber auch nicht verschweigen, dass Wolfgang Lemmer, ehemals langjähriger Betreuer der FC-U19 und Frank Schneeweiß, den der ein- oder andere vielleicht vom Fan-Club „Jetzt erst recht 2007“ bzw. aus der AG-Fankultur kennt, noch vereinzelte Beiträge übernommen haben. Das war eine sehr willkommen Hilfe, wofür ich den Jungs sehr dankbar bin! Von der Aufteilung her war das Ganze sicherlich etwas „ungerecht“. Ich habe mir die „alten“ Spieler, also vom Zeitraum 1948 bis 1990 unter den Nagel gerissen, während der arme Frederic die unzähligen „Heroen“ der 1990er und 2000er Jahre abklappern musste.

effzeh.com: Ihr habt ja Kontakt zu den noch lebenden Menschen mit effzeh-Vergangenheit hergestellt. Wie seid Ihr dabei vorgegangen, diese ausfindig zu machen?

Unschuld: Da gab es wirklich alles an Kontaktaufnahmen. Manche Leute standen ganz simpel im Telefonbuch, andere wurden beispielsweise über die Klubs kontaktiert, für die sie aktuell arbeiten. Zudem kannten wir im Vorfeld schon einige der Leute persönlich. Kompliziert wurde es bei Personen, die im Ausland leben und auch nicht mehr im Fußballgeschäft tätig sind. Das geht dann oftmals nur über Behörden oder das Aufspüren von Verwandten, die dann wiederum den Kontakt herstellen.

effzeh.com: Und gab es dabei eine lustige Anekdote?

Unschuld: Dass wir beispielsweise an Georg Tripp herangekommen sind, der in der Saison 1962/63 drei Pflichtspiele für den FC bestritten hat, haben wir dem deutschen Botschafter in Burkina Faso zu verdanken. Oftmals waren es auch hilfsbereite Standes- oder Einwohnermeldeämter die uns beispielhaft unterstützt haben. Das ist alles andere als selbstverständlich.

effzeh.com: Sind für die Zukunft Aktualisierungen in Form weiterer Auflagen geplant?

Unschuld: Die erste Auflage ist bislang überragend gelaufen und ich kann mir durchaus vorstellen, dass es irgendwann eine Neuauflage geben wird. Die Geschichte geht ja immer weiter und ständig kreuzen neue Spieler oder Gremienmitglieder auf. Mittlerweile haben wir ja im Mitgliederrat schon wieder neue Gesichter sowie mit Bard Finne und Kazuki Nagasawa auch zwei neue Akteure, die das FC-Dress bereits in einem Pflichtspiel getragen haben.

effzeh.com: Wie wird man eigentlich effzeh-Historiker?

Unschuld: Irgendwann Ende 2002 erhielt ich Kontakt zum damaligen Verwaltungsratsmitglied Gerd Pulvermachter. Er war vom FC dazu beauftragt worden, Exponate für das geplante FC-Museum im Stadion zusammenzutragen. Da ich schon seit vielen Jahren FC-Memorabilien sammle, war das Ganze naheliegend. Anfangs gehörten noch zwei weitere FC-Sammler mit hoher Affinität zur FC-Historie zu dieser Gruppe, die dann später jedoch ausgeschieden sind. Den Aufbau des Museums übernahm letztlich eine Agentur ohne Bezug zum Fußball. Das sieht man dem Museum heute leider an.

effzeh.com: Inwiefern?

Unschuld: Es repräsentiert die großartige Geschichte des 1. FC Köln aus meiner Sicht fast überhaupt nicht und müsste dringend neu und anders aufgestellt und organisiert werden…

effzeh.com: …zurück zu Dir…

Unschuld: …während der Saison 2004/05 habe ich dem damaligen Geißbock Echo Redakteur Oliver Büsa vorgeschlagen, doch mal eine historische Kolumne im Geißbock Echo zu veröffentlichen. Nach einigem Hin- und Her erhielt ich die Zustimmung und betreue die „Historienseiten“ im Echo nunmehr in der zehnten Saison. Mit den Jahren nahm das Ganze dann eine gewisse Eigendynamik an. Kamen Fragen von Fans zur FC-Geschichte, leitete man diese an mich weiter. Wurden historische Bilder gesucht, beispielsweise für den 60 Jahre FC-Film, eine Festschrift, die FC-Homepage oder andere Projekte, habe ich die Bilder aus meinem Archiv geliefert, denn der FC selbst hat, aufgrund verschiedener Umstände, leider nur noch ein sehr rudimentäres Archiv. Also muss oft das herangezogen werden, was ich in mehr als 20 Jahren besessener Sammeltätigkeit zusammengetragen habe.

 

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