Aufgrund des vorgezogenen Anpfiffs am Nachmittag, hatte man sich kurzfristig entschieden, auch das Vormittagstraining früher stattfinden zu lassen. Dadurch sollte den Spielern ein etwas größerer Zeitraum zum Verschnaufen über den Mittag verschafft werden. In der frühen Trainingseinheit übte die Mannschaft dann in wechselnden Formationen den direkten Spielaufbau aus der Abwehr heraus bis zum Abschluss. Der methodische Aufbau – tags zuvor war das schnelle und flache Kurzpassspiel verinnerlicht worden – trug sodann auch Früchte. Der Ball sollte aus der Abwehr auf Außen Höhe Mittellinie gespielt werden. Während die Stürmer auf halber Strecke der Angriffshälfte erstmals kreuzten, musste der Ball durch die Mitte mit eben jenem Kurzpassspiel auf die andere Seite transportiert werden, von wo aus der Flügellauf mit abschließender Flanke und Torabschluss durch die Stürmer zu suchen war. Insbesondere bei den Abschlüssen durfte dann auch Risikobereitschaft gezeigt werden, nicht nur zur Freude der Spieler.
“Wir wollen jede Position doppelt besetzt haben”
Bei den Trainingseinheiten findet man Jörg Schmadtke zeitweilig auch immer wieder alleine und mit gedankentragendem Gesicht abseits des Platzes in einer stillen Ecke wieder. Was mag dem Manager da durch den Kopf gehen? An welche Verstärkungen zum Sommer denkt er bereits jetzt? Wir werden ihn dies in den nächsten Tagen persönlich fragen, wenn er sich unseren Fragen stellen wird. Nur soviel ließ er abseits des Geschehens schon einmal verlauten: “Es wird keine sechs Neuzugänge im Sommer geben. Wir wollen jede Position doppelt besetzt haben.” In diesem Zusammenhang ist mit Sicherheit auch die Entwicklung von Youngster Andre Wallenborn zu beobachten, der sich als Backup für die Außenverteidigerposition eifrig bewirbt.
Im Taxi mit Berater
Saß am Vorabend noch Slawomir Peszko mit seinem Berater im Foyer des Hotels, so zeigte sich über Mittag Sascha Bigalke mit seinem Berater auf der Terrasse. Gemeinsam mit Letzterem machten wir uns dann auf die kurze Taxifahrt zum “Auswärtsspiel”. “Ich bin mehrmals im Jahr hier in Belek. Hier finde ich Ruhe. Nicht wenn, wie jetzt Trainingslager ist. Aber dafür bietet es jetzt sich natürlich an, sich auch mal mit den Spielern zu treffen.” Auf die Möglichkeiten seines Kölner Schützlings angesprochen, zeigte er sich dann zuversichtlich: “Der Biggi, der wird das schaffen. Er hat einen sehr guten Trainer, der Spieler liebt, die Fußball spielen können. Und das kann Sascha verdammt gut.” Finden wir auch. Bestätigt durch gute Trainingseindrücke. Während Bigalkes Berater dann im Mannschaftshotel der Münchener 60er verschwand, um einen neuen Spieler der Löwen auf einer Pressekonferenz vorzustellen, betraten wir also den Platz des Tageshighlights.
Risse als Außenverteidiger
In einem von Legia Warschau ruppig-rustikal geführten Spiel trennten sich beide Mannschaften am Ende 2:2. Nach einem Fehler auf der Außenverteidigerposition von Andre Wallenborn schlugen die Polen weit auf die Gegenseite, wo sich Marcel, heute als rechter Außenverteidiger tätig, einen weiteren kleinen Schnitzer erlaubte, der dem ansonsten starken Thomas Kessler zwischen den Pfosten keine Chance ließ. Legia setze immer wieder Matuschyk und Jajalo auf der spieleröffnenden 6er-Position – mit teilweise 3 Gegenspielern – unter Druck, sodass diese keine Anspielpartner in den eigenen Reihen finden konnten. Dies führte zu einigen Ballverlusten. Der Effzeh tat sich schwer, nach vorne ins Spiel zu finden. Erst als Wallenborn mit Zug zum Tor in den Strafraum der Warschauer eindrang, war er nur noch mit einem Foul zu stoppen. Den fälligen Elfmeter verwandelte Marcel Risse mühelos. Die Variante, Marcel Risse auf die rechte Außenverteidigerposition zu stellen, dabei gleichzeitig Andre Wallenborn auf der linken Seite aufzustellen, legt die Vermutung nahe, dass man auch schauen wollte, welche Alternativen sich grundsätzlich auf dieser Position finden lassen. Denn Hector und Brecko haben die Hinrunde fast durchgespielt. Da ist es erfreulich, wenn mit Andre Wallenborn möglicherweise ein Youngster als Alternative auf dieser Position zur Verfügung steht. Denn viel Geld ist nicht da für die von Schmadtke angedeuteten wenigen Verstärkungen im Sommer, weshalb man sich wohl ohnehin schon im preislich günstigeren Ausland umschauen muss.
Zur zweiten Halbzeit trat eine personell komplett andere Mannschaft an. Erfreulicherweise stand auch Kevin McKenna endlich wieder mit auf dem Platz. Das Spiel nahm jetzt vor allem auf Kölner Seite deutlich an Fahrt auf. Auf der rechten Seite harmonierte Nagasawa bereits sehr gut mit Brecko, die gemeinsam viele Spielsituationen öffneten und dadurch permanent für Wirbel über rechts sorgten. Auch von Halfar gingen deutliche Impulse vor allem auf Exslager aus. Bereits nach vier Minuten konnte Exslager den ca. 120 überwiegend Kölner Zuschauern so das 2:1 bescheren. In der Folgezeit wurde aber das überfällige 3:1 verpasst, als McKenna nur knapp mit einem Kopfball das Tor verfehlte oder Nagasawas Schuss nach Zuspiel von Exslager von einem polnischen Abwehrspieler zur Ecke geklärt wurde. So ging es munter weiter. Aber sowohl die Kombination von Neuzugang Bard Finne auf Exslager führte nicht zum Torerfolg wie auch der Abschluss von Exslager, den der gegnerische Torwart nach Vorarbeit von Finne und Nagasawa zur Ecke klären konnte. In der 89. Minute erzielte die Mannschaft von Legia Warschau dann mit einem sehenswerten Treffer in den Winkel, der Marcel Schuhen keine Chance ließ, den Ausgleich.
Das Präsidium kommt
Das Trainerteam dürfte um einige Erkenntnisse reicher sein. Dass der Gegner dabei sehr robust auftrat, dürfte im Zweifelsfall nur ein Vorgeschmack auf das sein, was den Aufstiegsfavoriten aus Köln in den Spielen nach der Winterpause im Ligabetrieb erwartet.
Am späteren Nachmittag versammelten sich dann einige der Betreuer nach der Rückkehr im Hotel zum gemeinsamen Kick auf einem Kleinfeld. Seht es uns nach, dass wir davon nicht berichten. Es war auf jeden Fall eine Menge Spaß dabei.
Für morgen Abend wird im Hotel die Ankunft unseres Präsidiums und weiterer Funktionäre erwartet, die von ein paar Sponsoren begleitet werden. Auch sie werden sich dann am Samstag das nächste Heimtestspiel gegen Gröding, derzeit zweiter der österreichischen Liga, anschauen. Allerdings sind die Wetterprognosen nur noch bis morgen “trocken”.
Wir gehen jetzt ein wenig Schwimmen und genießen danach den Abend, damit wir morgen wieder frisch vom Training berichten können.
Herzliche Grüße aus dem herrlichen Belek/Türkei.