Er wolle Herbstmeister und Winterkönig werden – und natürlich aufsteigen. Das hatte sich FC-Trainer Peter Stöger am Nikolaustag vor dem Heimspiel gegen den FSV Frankfurt gewünscht. Zumindest der erste Wunsch wurde dem Wiener vom Mann im roten Mantel schonmal erfüllt. Mit 2:0 (0:0) siegte der effzeh verdientermaßen gegen das unbekanntere Team aus der Mainmetropole und sicherte sich so den inoffiziellen Titel des Herbstmeisters. Zwar hatten auch die Frankfurter einen Nikolaus mitgebracht, dieser irrte aber eher unbeteiligt durch den Gästeblock, sodass er seiner Mannschaft keine große Hilfe war.
Ausgangslage
Die Ausgangslage war klar: Mit einem Heimsieg könnte der 1. FC Köln die Herbstmeisterschaft perfekt machen und den Druck auf die Verfolger aufrecht erhalten. Genauso klar war, dass es personelle Änderungen im Vergleich zum bitteren Pokal-Aus beim HSV geben würde. Mit Adam Matuschyk wurde der beste Kölner vom Dienstag erwartunsgemäß zugunsten eines zweiten Stürmers geopfert. Zudem durfte Danial Halfar wieder von Beginn an dribbeln. Die Gäste aus der Mainmetropole kamen mit der Empfehlung von Tabellenplatz 14 ins Müngersdorfer WM-Stadion. Zudem hatte Trainer Benno Möhlmann mit Kapitän Björn Schlicke, Denis Epstein und Odise Roshi gleich drei Ex-Kölner im Gepäck. Das alles ließ Erinnerungen wach werden. Erinnerungen an das bis dato letzte Heimspiel. Der Gegner hieß FC Ingolstadt, befindet sich in Abstiegssorgen und kam ebenfalls mit einigen ehemaligen Kölnern. Am Ende hieß es 0:1. Es hätte also schlimm enden können, tat es aber nicht.
Spielverlauf
Der effzeh begann druckvoll und hatte bereits nach wenigen Sekunden die erste Chance: Nach einer Helmes-Ecke verpasste Sturmpartner Anthony Ujah aber knapp (1.). Ein Freistoß von Risse flog wenig später weit über den Frankfurter Kasten (5.). Schon früh wurde klar, dass die Gäste keineswegs den Weg über die A3 genommen hatten, um frisch, fromm, fröhlich, frei nach vorne zu spielen. Frankfurt stand tief und konnte nur selten für Entlastung sorgen. Nach zehn Minuten hätte der erste vernünftig vorgetragene Angriff des FSV allerdings fast die Führung für die Gäste bedeutet. Timo Horn hatte Glück, dass ihm Michael Görlitz aus kurzer Distanz genau in die Arme köpfte.
Auf der Gegenseite versuchten die Kölner immer wieder über die Außenpositionen hinter die dichte Frankfurter Deckung zu kommen. Oftmals mit Erfolg. Anthony Ujah setzte sich auf der rechten Seite durch, seine flache Hereingabe auf Helmes konnte Björn Schlicke unter freundlicher Mithilfe des eigenen Torpfostens aber klären (18.). Dieser Pfostentreffer wirkte wie ein Weckruf. Nur Sekunden später kam Ujah nach einer Risse-Flanke zum Kopfball, konnte das Spielgerät aber nicht in Richtung Tor bringen (19.). Wiederum nur vier Minuten später kombinierten sich Helmes und Ujah durchs Zentrum in den Strafraum, Helmes ließ einen dynamischen Antritt folgen, traf aus vollem Lauf mit dem Vollspann aber wieder einmal die Latte anstatt ins Tor (22.). Der effzeh blieb am Drücker: Wimmer passte in die Spitze, Helmes ließ den Ball geschickt passieren und Yannick Gerhardt scheiterte mit einem tollen Schuss am glänzend parierenden Patric Klandt (33.). Während Patrick Helmes – vermutlich um das Abschluspech endlich abzulegen – sein Schuhwerk wechselte, wurde ein Schussversuch von Ujah geblockt (37.). Frankfurt traute sich im Anschluss nochmals in die gegnerische Hälfte, doch Görlitz´fiesen Flatterball konnte Horn entschärfen (38.). Trotz guter Chancen ging es also einmal mehr torlos in die Pause – und die Erinnerungen kamen zurück.
Sie blieben aber nur kurz: Der bis dato unauffällige Marcel Risse setzte sich zu Beginn des zweiten Durchgangs auf der rechten Seite durch, drang bis zur Grundlinie vor und sah in der Mitte Anthony Ujah, der aus kurzer Distanz die überfällige und vielumjubelte Führung erzielte (54.). Unklar, ob sich Risse durch diese Aktion vor einer drohenden Auswechslung retten konnte, denn noch ehe Stadionsprecher Michael Trippel den Torschützen verkünden konnte, hatte der FC erstmals gewechselt. Statt möglicherweise Risse, verließ Daniel Halfar den Platz. Dieser hatte bis dato eigentlich ein gutes Spiel gemacht und immer wieder gefährliche Szenen kreiert. Es kam Slawomir Peszko, der sich mit einem gefühlvollen Heber auf Patrick Helmes einfügte. Da Helmes sich vor dem Tor aber nicht so recht entscheiden konnte, ob er schießen oder passen wollte, blieb es zunächst beim 1:0.
Das zweite Tor fiel dann nach einer guten Stunde. Nach einem langen Ball auf Ujah, scheiterte der Nigerianer zunächst an Klandt, doch den Abpraller köpfte Gerhardt ins Tor (63.). Da Ujah den Frankfurter Torwart nach seinem Schuss aber umgestoßen haben soll, entschied Schiedsrichter Robert Hartmann auf Stürmerfoul – wohl eine Fehlentscheidung. Die FC-Fans hatten im FSV-Keeper auf jeden Fall ihr persönliches Feindbild des Nachmittags ausgemacht und pfiffen Klandt von nun an bei jedem Ballkontakt gnadenlos aus. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben und so mussten sich die über 43.000 Zuschauer noch rund zwanzig Minuten gedulden, ehe Marcel Risse mit einem sehenswerten, wenn auch haltbaren Weitschuss die Entscheidung herbeiführte (84.). Klandt sah den Ball früh auf sich zukommen, verzichtete aber – vielleicht aus Angst vor weiteren Anfeindungen der Südtribüne – auf einen Zwischenschritt und konnte Risses bereits achtes Saisontor so nicht verhindern.
Spieler im Fokus
Marcel Risse: Im ersten Durchgang extrem unauffällig, schien der Flügelspieler erster Kandidat für einen Wechsel zu sein. Dem entzog sich der Kalker Junge aber mit einer schönen Vorlage zum wichtigen Führungstreffer. Anschließend bewies Risse einmal mehr, dass man ihn nicht frei zum Schuss kommen lassen sollte.
Patrick Helmes: “Hast du Sche*** am Fuß, hast du Sche*** am Fuß.” Patrick Helmes und das Aluminium.Es scheint eine innige Liebesbeziehung zu werden. Naja, still a better Lovestory than twilight…
Anthony Ujah: Gewann gewohnt viele Kopfballduelle und hielt den Ball oft im Angriffsdrittel. Beim Abspiel manchmal fahrig, sorgte damit für allgemeines Raunen. Belohnte sich für seinen Fleiß mit dem Tor zur 1:0-Führung, sein erstes seit Spieltag Nummer sieben.
Fazit
Drei Punkte gegen den FSV Frankfurt durfte man im Vorfeld durchaus erwarten. Dass dies klappte, lag letztlich daran, dass der effzeh im zweiten Durchgang zulegen konnte, während es den Gästen nicht mehr gelang, alle Lücken zu schließen. Es war ein verdienter Heimsieg und wohlmöglich ein Vorgeschmack auf das, was uns alle am Freitagabend erwarten wird, wenn mit Dynamo Dresden der nächste Abstiegskandidat in der Domstadt gastiert.
Stimmen zum Spiel
Peter Stöger: Es war das erwartet schwere Spiel gegen einen tief stehenden Gegner. Frankfurt hat in der ersten Halbzeit gut verteidigt. Wir wussten, dass sie bei Kontern Qualität haben, darum durften wir nicht volles Risiko gehen. Wir hatten Chancen, insgesamt war aber zu wenig Bewegung im Spiel. In der zweiten Halbzeit haben wir dann das Tempo erhöht und sind dafür belohnt worden. Wir sind als verdienter Sieger vom Platz gegangen. Dass wir Herbstmeister sind, können wir richtig einschätzen. Die drei Punkte heute waren enorm wichtig. Jetzt wollen wir das Jahr als Winterkönige abschließen. Dann hätten wir die Gewissheit, dass wir noch zwei gute Spiele gemacht haben.
Benno Möhlmann: Nach neunzig Minuten steht das zu erwartende Ergebnis zu Buche. Unter dem Strich haben wir nicht allzu viel zugelassen, vor dem 0:1 aber einen entscheidenden Fehler gemacht und auch der Schuss zum 0:2 schien haltbar. Der 1. FC Köln ist immer in der Lage offensiv gut zu agieren. In Köln kann man sicherlich verlieren.
Kevin Wimmer: Frankfurt hat sehr defensiv gespielt. Wir haben uns sehr schwer getan, aber dann doch zwei wichtige Tore erzielt. In der ersten Halbzeit hatten wir zweimal Aluminium-Pech. Wir wussten aber, dass wir Chancen bekommen, wenn wir uns mehr bewegen und Lücken schaffen. Es war gut, dass wir nach der Pause zulegen konnten. Wir haben jetzt noch zwei Spiele: Das kommende Heimspiel wollen wir unbedingt gewinnen und auch in Düsseldorf können wir ein positives Ergebnis erreichen. Wir wollen unseren Fans dort einen Sieg schenken.
1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, Gerhardt – Risse, Halfar (55. Peszko) – Ujah (88. Bröker), Helmes (74. Matuschyk)
FSV Frankfurt: Klandt – Huber, Schlicke, Konrad, Texeira (76. Roshi) – Heitmeier (68. Kandziora) – Kauko, Djengoue – Görlitz, Epstein – Leckie
Tore: 1:0 Ujah (54.), 2:0 Risse (84.)
Gelbe Karte: Kandziora
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)
Zuschauer: 43.300