Manchmal mache ich so was an Spieltagen: schreibe mit meiner Ketchup-Tube “FC” auf meine Pommes. Versuche mit den Spätsommerkirschen den Hennes nachzulegen. Oder esse einfach ein Eis: Erdbeer und Zitrone. Das schmeckt mir. Alles schön fettig oder mit viel Zucker. Was ich nicht so mag ist Magerkost. Käse und Tomaten zum Beispiel, törnt mich voll ab. Also warum grinst mich dieses Sonntagsmorgenfrühstück zur Vorbereitung auf das Spiel des effzeh gegen Aue an? Ok, es ist ganz nett anzusehen. Aber was will mir das sagen? Wird das Spiel auch so? Nett anzusehen, aber nicht lecker. Wobei der effzeh ja auch oft beide Möglichkeiten liegen lässt. Dann wünsch ich mir aber wenigstens Lecker. Pommes Schranke wie man etwas nordöstlicher sagt zum Beispiel. Aber Magerkäse mit Tomaten? Nee. Dachte ich morgens. Heute abend möchte ich mich für dieses schöne Bild bedanken. Vielleicht hat es Glück gebracht und grinst ich am 16. September noch mal an? Vielleicht greift aber auch endlich das System des neuen Trainers und alles wird gut.
Ausgangslage
Die Überraschungsmannschaft der jungen Saison meldete sich zum Besuch im Müngersdorfer an. In der Vergangenheit waren die Veilchen eher als Punktlieferanten in Köln bekannt. Deshalb ging der effzeh auch als Favorit ins Spiel. Und da die Liga so eng beieinander ist, würde ein Sieg bedeuten, dass der Tabellenzehnte am Tabellenzweiten vorbeiziehen würde. Genug Konjunktiv, zur Sache.
personelle Lage
Bekannte Gesichter beim Gast. Auf der Trainerbank Falko Götz, der sich vor einiger Zeit in Köln als Mittelstürmer und Libero versuchte. Die Innenverteidung der Erzgebirgler besteht komplett aus ehemaligen Kölnern. Beim effzeh gehört Slawomir Peszko (endlich) zum Kader und es gesellten sich keine Neuzugänge ins Lazarett zu den langzeitverletzten Adil Chihi, Sascha Bigalke und Kevin McKenna. Letzterer kündigte dann später an in ca. einem Monat wieder mit der Mannschaft trainieren zu wollen. Für die Aufstellung bedeutet das, dass Peszko beginnen sollte, für ihn blieb Przybylko zunächst draußen. Für Matuschyk stand Gerhardt in der Startelf.
Spielverlauf
So was nennt man Blitzstart. Nach ein paar relativ hektischen Sekunden setzte sich Halfar auf der linken Seite gegen drei Verteidiger durch und spitzelte an der Strafraumgrenze den Ball zu Peszko. Dieser legt den Ball mustergütlig für Gerhardt auf, der aus ca. 20 Minuten mit einem Schlenzer Aues Kischstein überwand. In der Folgezeit hatte der effzeh das Geschehen absolut im Griff. So war es in der 10. Minute wieder Halfar vorbehalten, mit einer exzellenten Vorbereitung zu glänzen. Nach einem Ballgewinn an der Mittellinie erhält er den Ball und treibt ihn bis ca. 5 Meter vor den Strafraum, bedient den mitgelaufenen Risse der erstklassig rechts unten aus halbspitzem Winkel einschiebt.
Wirkliche Sorgen machte sich hier niemand mehr, auch weil Aue sehr hilflos wirkte. Allerdings nutzten die Mannen von Falko Götz ihre einzigen Chance in der 14. Minute zum Anschlusstreffer. Der effzeh blieb aber am Drücker. Halfar schoss von der Strafraumgrenze knapp drüber, bevor Risse in der 24. Minute den Ball im Halbfeld bekommt und sein Solo mit links wieder ins untere rechte Eck abschließt. Bis zur Halbzeit spielte der effzeh sich noch einige Chancen heraus, zum Beispiel Peszko, der mit einem Distanzschuss nur knapp verzog oder Ujah der eine Direktabnahme weit über den Balken setzte.
Anfang der zweiten Halbzeit musste der effzeh eine Schrecksekunde überstehen. Nachlässigkeiten in der Abwehr ermöglichten den Auern ein Abseitstor, das natürlich nicht zählte. Ansonsten sollte es dann auch genug an Aufregung gewesen sein. Der effzeh spielte seinen Stiefel runter, hatte den Gegner im Griff, obwohl man ein bis zwei Gänge zurückschaltete. Mit dem 4:1 in der 55. Minute war das Spiel gelaufen. Maroh erkämpfte sich den Ball und legt ihn mustergültig Ujah in den Lauf. Der scheiterte mit seinem Flachschuss noch am Fuß von Sascha Kirschstein, aber den Abpraller kann Slawomir Pesztko per Kopf einnetzen.
Fazit
Wenn das die Handschrift Stöger ist, dann dürfen wir auf weitere schöne Momente mit unserem effzeh freuen. Heute sprühte die Mannschaft vor Spielwitz, der Gegner war total überfordert und sogar als man es ruhiger angehen ließ, kam keine Gefahr auf. Alle Tore entstanden aus dem Spiel und waren hervorragend herausgespielt, der lange Ball ist nur noch seltenes Mittel. Mit Yannik Gerhardt hat der hoffnungsvollste Youngster endlich auch mal getroffen und nach wie vor hat der effzeh den jüngsten Zweitligakader. Wir wollen ja nicht gleich von Europapokal sprechen, auch nicht von Aufstieg, aber mit diesem Fußball könnte ich persönlich sehr gut leben.
Spieler im Fokus
Marcel Risse – in Fürth noch relativ glücklos, im Heimspiel so wie man ihn sehen will, Doppelpack und voller Kampfgeist, das zweite Tor kann man allein seinem Willen zuschreiben
Slawomir Peszko – der Pole ist da wo er hinwollte, in Köln und auf dem Spielfeld, er dankt es mit einer hervorragenden Leistung und krönt sein Spiel mit einem Kopfballtor. Welcome back to Cologne!
Daniel Halfar – schon nach kurzer Zeit eine konstante im Kölner Offensivspiel, außer am dritten an allen Toren des Spiels beteiligt
Stimmen zum Spiel
Peter Stöger: Wir sind fast zufrieden. Vieles hat ganz gut funktioniert. Fasziniert hat mich heute, wie die Mannschaft nach dem Gegentreffer reagiert hat. Das entspricht unseren Vorgaben und dass es funktioniert, ist sehr erfreulich und positiv. Die drei Punkte tun uns sehr gut. Wir wissen allerdings, dass sich nicht viel geändert hat, weil es so eng ist. Und das wird auch in den nächsten Wochen so bleiben. Wir haben damit jetzt genau ein Spiel gemacht, mit dem wir komplett zufrieden sind. Mann muss bedenken, dass sich diese Mannschaft noch weiterentwickeln muss und dass viel passieren kann. Slawomir Peszko hat ein gutes Spiel gemacht und gezeigt, dass wir ihn in dieser Form gut gerbauchen können. Für mich ist es immer wieder ein außergewöhnliches Gefühl ein Spiel in Müngersdorf erleben zu dürfen, daran wird sich nichts ändern. Ich freue mich, dass wir den Leuten ein schönes Spiel abgeliefert haben.
Dominic Maroh: Es war mal ganz gut, dass wir wieder mal ein Spiel hatten, das ruhig verlaufen ist. Auch wenn wir dann den Anschlusstreffer bekommen, war es trotzdem kontrolliert und überzeugend. Mit Cottbus und Lautern kommen jetzt zwei ambitionierte Mannschaften auf die ich mich freue.
Matthias Lehmann: Der Applaus hat mir persönlich richtig gut getan. Wir haben aber auch als Mannschaft sehr gut agiert. Das Ergebnis ist deutlich aber auch verdient vom Spielverlauf her. Unter der Woche haben wir geübt in die Zwischenräume reinzugehen, das hat sehr gut geklappt. Als die Welle durchs Stadion ging, das war Gänsehaut pur.
Slawomir Peszko: Gut zurück zu sein. Ich bin zufrieden, dass wir gewonnen haben und ich persönlich ein Tor und ein Assist beisteuern konnte. Nach 60 Minuten war ich müde, aber ich glaube ich komm jetzt immer besser ins Tritt. Die Länderspielpause können wir gut nutzen, um dann drei Punkte gegen Cottbus zu holen.
Marcel Risse: Wir haben uns vorgenommen mal endlich auch in der esten Halbzeit eine gute Leistung abzuliefern, das hat gut getan. In der zweiten Liga kann jeder jeden schlagen und es ist an der Zeit auch mal auswärts drei Punkte zu holen.
Yannick Gerhardt: Mein ganzes Leben habe ich davon geträumt überhaupt in diesem Stadion spielen zu dürfen. Ich bin überglücklich das 1:0 erzielen zu haben. Das war heute mit Abstand die beste Saisonleistung für die Mannschaft.
1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Nascimento, Hector – Lehmann (86. Schnellhardt), Gerhardt (78. Przybylko) – Risse, Halfar, Peszko (60. Jajalo) – Ujah
FC Erzgebirge Aue: Kirschstein – Klingbeil, Nickening (38. Müller), Pezzoni, Miatke – Schröder, Diring (46. Janic)– Novikovas (83. Kocer), Okoronkwo, Ishiara – Sylvestr
Gelbe Karten: Miatke (30.)
Tore: 1:0 Gerhardt (2.), 2:0 Risse (10.), 2:1 Ishiara (14.), 3:1 Risse (24.), 4:1 Peszko (55.)
Zuschauer: 42.000
Schiedsrichter: Markus Schmidt