„Vorstand raus“ – auch beim Auswärtsspiel des 1. FC Köln in Sandhausen machte die aktive Fanszene der „Geißböcke“ keinen Hehl daraus, dass sie die Vereinsführung lieber gestern als heute abgelöst sehen wolle. Die massiven Proteste, die beim Heimspiel gegen Paderborn ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten, werden vermutlich so schnell nicht verebben. „Wir haben die Proteste zur Kenntnis genommen. Kritische Meinungen sind legitim und wir sind gerne bereit, auf einer sachlichen Ebene zu diskutieren“, erklärte FC-Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle in einem ausführlichen Interview mit dem „Express“. Ein entsprechender Dialog sei aber einseitig von den Ultras abgebrochen worden.
Wehrle: “Die Botschaften drehten sich um den Regress”
Dass der Vorstand um Präsident Werner Spinner bei den Ultragruppierungen derart in der Kritik steht, erklärt der 43-Jährige mit den jüngsten Regressforderungen angesichts der DFB-Strafe im Zuge des Fahnenklaus im Derby gegen Borussia Mönchengladbach. „Gegen Union Berlin waren die Vorstand-Raus-Aktionen jedenfalls sehr verhalten, wie auch gegen Aue. Erst seit St. Pauli, seitdem die Regressschreiben versandt wurden, ist der Protest massiv. Die Botschaften der Plakate und auch in dem Flugblatt drehten sich um den Regress“, betont Wehrle. In einer Stellungnahme, die gegen Paderborn auch als Flyer verteilt wurde, hatten mehrere Ultragruppierungen mit zahlreichen Punkten die Vereinsführung kritisiert und zum Rücktritt aufgefordert.
Zu den Regressforderungen äußert sich Wehrle im „Express“-Interview ebenso: „Diese Aktion wurde bestraft durch den DFB. Über die Höhe der Strafen kann man immer streiten, aber Fakt ist: Der Schaden ist entstanden. Und wir sind nach dem BGH-Urteil dazu angehalten, diese zu einem angemessenen Teil weiterzugeben“, so der Schwabe. Der Vorwurf, der effzeh würde mit diesen Rückforderungen Existenzen junger Menschen zerstören, sei laut Wehrle nicht fair. Man habe den Tätern angeboten, die Strafe auf anderem Wege, durch Sozialstunden beispielsweise, abzuleisten. „Es war kein Lausbubenstreich, trotzdem haben wir Lösungen aufgezeigt, denn wir werden niemals Existenzen von Jugendlichen ruinieren. Das wurde aber in beiden Fällen abgelehnt“, so der FC-Finanzgeschäftsführer.
Positive Stimmung und Selbstkritik
Trotz der Proteste sei die Stimmung beim Großteil des Kölner Anhangs prächtig. „Wir haben ja wie in all den Jahren viele Fanclubs besucht, in diesem Jahr sind es ja sogar etwas weniger. Die Stimmung, die wir wahrnehmen, ist zu mehr als neunzig Prozent positiv. Das heißt nicht, dass keine kritischen Fragen gestellt würden, unsere Fans sind ja nicht meinungslos. Aber die gute wirtschaftliche Entwicklung und die Art, wie der Verein auch national wieder in ein positives Licht gerückt ist, wird von den Menschen honoriert“, behauptet Wehrle.
Wir haben intern vieles aufgearbeitet. Fehler, die damals passiert sind, werden wir nicht wiederholen.
Den Absturz in die 2. Bundesliga habe der Verein verdaut und bewältigt: „Wir haben intern vieles aufgearbeitet, es gab persönliche Konsequenzen von einzelnen Personen. Fehler, die damals passiert sind, werden wir nicht wiederholen“, erklärt der Finanzboss der „Geißböcke“: „Auch ich weiß, dass ich nicht alles richtig gemacht habe und da sind Dinge, die werden mir nicht noch einmal passieren. Wir haben die internen Abläufe geändert. Wir haben alles dokumentiert und werden auf der Mitgliederversammlung sicher auch nochmal Stellung dazu nehmen.“