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Vorspiel

Auswärts beim 1. FC Union Berlin: Der 1. FC Köln ist auf der Suche

Formdelle oder bedrohlichere Situation? Nach zwei Zu-Null-Niederlagen hintereinander muss der 1. FC Köln ausgerechnet zu Angstgegner Union Berlin. Beim Köpenicker Kollektiv wollen die “Geißböcke” finden, was zuletzt verloren zu sein schien.

Union Berlin's Austrian defender Christopher Trimmel (L) and Cologne's Austrian midfielder Florian Kainz vie for the ball during the German first division Bundesliga football match between FC Cologne and 1 FC Union Berlin in Cologne, western Germany, on September 11, 2022. - DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO (Photo by UWE KRAFT / AFP) / DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO (Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Sieben Spiele, kein einziger Sieg: Das ist die traurige Bilanz des 1. FC Köln in der Bundesliga gegen den 1. FC Union Berlin. Schlimmer wird es sogar mit einem genaueren Blick auf die Ergebnisse: Nur ein mickriges Unentschieden steht zu Buche für die “Geißböcke” im Duell mit den Köpenickern, die sechs der sieben Aufeinandertreffen für sich entscheiden konnten. Auffällige Resultate, die sogar die Social-Media-Abteilung der Kölner zur selbstironischen Nutzung des UNO-Memes veranlasste. 25 Karten ziehen oder endlich einmal gegen Union gewinnen: Ja, wenn das ganze abseits von lustigen Bildchen doch so einfach wäre. Seit ihrem Aufstieg sind die Berliner definitiv einer der Angstgegner der Jungs mit dem Geißbock auf der Brust.

Ein Fußball-Leckerbissen dürfte auch deshalb am Samstagnachmittag in der ausverkauften Alten Försterei nicht zu erwarten sein. Die zwei laufstärksten Teams der Bundesliga kreuzen ab 15.30 Uhr die Klingen in der Hauptstadt – zwei Mannschaften, die für ihre intensiven Herangehensweise bekannt sind. Während der FC allerdings eher das Heil in der Flucht nach vorn sucht, sind die “Eisernen” das Defensivbollwerk der höchsten deutschen Spielklasse. Wohl kein Gegner ist derart unangenehm zu bespielen, wohl keine Mannschaft in der Bundesliga versteht es derart gekonnt, die Angriffsversuche des Kontrahenten zunichte zu machen. Nein, die Aussicht auf ein Duell mit den “Eisernen” weckt wohl in keinem FC-Fan Vorfreude.

Für FC-Coach Steffen Baumgart wird es eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte: 68 Pflichtspiele absolvierte der Stürmer von 2002 bis 2004 für die “Eisernen”. Die Rückkehr an die Alte Försterei ist für den 51-Jährigen daher immer etwas ganz Spezielles: „Die Spiele dort sind für mich immer ein besonderes Erlebnis, nicht nur, weil ich dort in der Nähe lebe, sondern weil dort immer eine überragende Atmosphäre herrscht. Meine schönste Zeit im Fußball hatte ich bei Union, obwohl ich nur zwei Jahre für die Eisernen gespielt habe. Die Zeit bei Union war die prägendste Phase, die ich in meinen 14 Jahren als Fußball-Profi hatte”, schildert der Kölner Trainer. Zu verschenken gibt es trotz seiner Sympathien für Union am Samstag natürlich trotzdem nichts: “Wir wissen, was notwendig ist, um drei Punkte zu holen. Entscheidend ist, dass wir sie holen wollen und alles dafür tun werden.“

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Ausgangslage

Eine klare wie verdiente 0:3-Niederlage beim FC Bayern München als Rückschlag vermelden? Das zeigt bereits, wie weit die sportliche Entwicklung beim 1. FC Union Berlin fortgeschritten ist. Punktgleich gingen die “Eisernen” ins Spitzenspiel beim Rekordmeister und mussten erkennen, dass die Bäume an der Alten Försterei erwartungsgemäß doch noch nicht in den Köpenicker Himmel wachsen. Dennoch: Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer spielt einmal mehr eine herausragende Saison, rangierte vor dem Start in den Spieltag nur drei Zähler hinter dem Spitzenreiter aus der bayerischen Landeshauptstadt. Mit schnörkellosem Fußball, der nichts für Feinschmecker ist, sondern eher deftige Hausmannskost bringt, haben sich die Hauptstädter in der oberen Tabellenhälfte etabliert – und stehen darüber hinaus nach dem Triumph über Ajax Amsterdam im Achtelfinale der Europa League sowie im Viertelfinale des DFB-Pokals.

Auf drei Hochzeiten tanzt der 1. FC Köln dagegen schon lange nicht mehr – die Bundesliga ist für die “Geißböcke” derzeit Herausforderung genug. Nach fulminantem Start ins neue Jahr musste die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart zuletzt zwei Niederlagen einstecken. Nach der schwachen Vorstellung am Karnevalssamstag in Stuttgart (0:3) fand der FC gegen einen abgezockten VfL Wolfsburg (0:2) nicht die richtigen Lösungen. Sieben Punkte nach oben auf Platz sieben, sieben Zähler nach unten auf den Relegationsrang: Die Kölner sind so etwas wie die graue Maus der Bundesliga-Tabelle, auch wenn die Spiele beileibe nicht so daher kommen. Vollgas-Fußball: Den wollen die Baumgart-Schützlinge auch an der Alten Försterei zeigen. In der Bundesliga haben die “Geißböcke” noch nie gegen Union gewinnen können – vielleicht ist der erste Samstag im März 2023 der richtige Zeitpunkt für eine Premiere.

Foto: Lars Baron/Getty Images

So lief das letzte Aufeinandertreffen

Das Hinspiel war wohl das beste Exempel, wie schwer es für den 1. FC Köln gegen die “Eisernen” laufen kann. Praktisch mit dem ersten konstruktiven Angriff traf der 1. FC Union Berlin im Müngersdorfer Stadion zum 1:0. Wobei der eigene Anteil bei den Köpenickern eher gering ausfiel: FC-Abwehrchef Timo Hübers hatte die Köpenicker mit einem Eigentor in Führung gebracht. Danach taten sich die “Geißböcke” enorm schwer, gegen selbstbewusst auftretende Gäste ins Spiel zu kommen. Marvin Schwäbe parierte kurz nach dem Rückstand einen unberechtigten Handelfmeter, wenig später bewahrte eine hauchdünne Abseitsstellung die Kölner vor dem zweiten Gegentreffer. Offensiv kam die Baumgart-Elf kaum zum Zuge, eine Chance von Linton Maina war das höchste der Gefühle. Nach dem Platzverweis gegen Luca Kilian (Gelb-Rot) war das Spiel gelaufen, die “Eisernen” sprangen durch den Erfolg erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in der Bundesliga an die Tabellenspitze.

Schlüsselspieler

Trotz all der überraschenden Erfolge des 1. FC Union Berlin: Es ist nicht so, als hätte diese Mannschaft einen herausragenden Spieler. Der Star, das ist die Mannschaft – wie einst schon Berti Vogts propagierte. Doch natürlich stechen aus dem Köpenicker Kollektiv einzelne Akteure heraus. Abwehrchef Robin Knoche beispielsweise, der mit seiner ruhigen wie robusten Spielweise der Abwehr der “Eisernen” den nötigen Halt verleiht. Kopfballstark, im direkten Duell abgeklärt, spielerisch solide: Der einstige Wolfsburger ist der Fels in der Berliner Brandung und soll sich sogar schon in den Notizblock des Bundestrainers gekämpft und gegrätscht haben. Knoche spiegelt dabei am ehesten das wider, was Union so stark macht: Unprätentiös, ergebnisorientiert und beständig verrichtet der Innenverteidiger seinen Dienst – ob Dreierkette oder im Viererverbund: Auf Knoche ist Verlass!

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Auch deshalb wird der FC Wege finden müssen, um die “Berliner Mauer” zu knacken. Mangelte es zuletzt an Durchschlagskraft in vorderster Front, so ist gegen die massierte Deckung der Köpenicker guter Rat teuer. Mit Linton Maina stünde den Kölnern allerdings jemand zur Verfügung, der an der Alten Försterei die nötigen Lücken im Defensivverband reißen kann. Mit seinem Tempo und seinen Tiefenläufen war der Angreifer der “Geißböcke” schon im Hinspiel auffälligster Mann der Baumgart-Elf, auch diesmal könnte es der Sprinter im FC-Dress sein, der für den Unterschied sorgen kann. Gelingt es den Gästen, ihren schnellsten Spieler ins Laufen zu bekommen, dann dürfte es auch offensiv Räume und Möglichkeiten geben, die es zu nutzen gilt.

“Der FC ist eine sehr aktive und laufstarke Mannschaft. Sie sind sehr variabel in ihrem Spiel.”

Top-Fakt

Der 1. FC Union Berlin hat in seiner Bundesliga-Geschichte gegen keinen anderen Verein eine so gute Bilanz wie gegen den 1. FC Köln. Nur gegen die Domstädter feierten die Eisernen in ihrer noch jungen Bundesliga-Geschichte schon sechs Siege (plus ein Remis). Union ist der einzige aktuelle Bundesligist, gegen den der FC in seiner Bundesliga-Geschichte noch nie gewann.

Foto: Lars Baron/Getty Images

Das sagen die Trainer

Urs Fischer (1. FC Union Berlin): „Der FC ist eine sehr aktive und laufstarke Mannschaft. Sie sind sehr variabel in ihrem Spiel und haben eine gute Eröffnung. Köln scheut sich auch nicht vor dem langen Schlag, wo sie dann auf den zweiten Ball gehen. Auch auf den Außen ist Köln sehr gefährlich und bringt viele Flanken, aber das ist auch klar, denn sie haben eine starke Präsenz im Strafraum. Insgesamt wird es eine sehr interessante Begegnung und ich hoffe auch, dass meine Jungs an den freien Tagen die Köpfe ein wenig frei bekommen haben, das war uns sehr wichtig.“

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Union ist eine Mannschaft, die mit am besten verteidigt. Letztendlich geht es aber um uns. Nur weil Union jetzt ein Jahr zuhause nicht mehr verloren hat, heißt es nicht, dass sie gar nicht mehr verlieren können. Wir wollen in unsere Abläufe kommen und so Torchancen kreieren. Bevor wir aber vorne Tore schießen, müssen wir hinten gut verteidigen. Wir müssen eine gute Leistung zeigen, um etwas Zählbares mitzunehmen. Wir treffen auf einen Gegner, der aggressiv gegen den Ball arbeitet. Es wird eine intensive Partie. Jeder weiß, wie schwer die Aufgabe bei Union wird.“

“Nur weil Union jetzt ein Jahr zuhause nicht mehr verloren hat, heißt es nicht, dass sie gar nicht mehr verlieren können.”

Schiedsrichter

Tobias Stieler (SR), Christian Gittelmann (SR-A. 1), Marcel Unger (SR-A. 2), Wolfgang Haslberger (4. Offizieller), Dr. Matthias Jöllenbeck (VA), Markus Häcker (VA-A)

So könnte der FC spielen

Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Hector– Skhiri, Martel – Ljubicic, Kainz – Selke, Maina

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