Die Bestandsaufnahme ist allerdings ernüchternd. Man muss schon bis in die Jahre 2011 beziehungsweise 2012 zurückgehen, um mit Timo Horn und Jonas Hector zwei damalige Nachwuchsspieler der U21 zu finden, die nachhaltig den Sprung zu den Profis schafften und zu unumstrittenen Stammspielern wurden. Das kann nicht zufriedenstellen und „schreit“ geradezu nach Ideen und Konzepten, die Besserung versprechen.
Getreu der Devise „von den Besten lernen“, könnte dabei eine intensive Betrachtung der Arbeit solcher Clubs hilfreich sein, denen genau dies, der Übergang von Talenten in den Profibereich, besser gelingt. Hertha BSC, aktueller Spitzenreiter mit nicht weniger als zwölf „homegrown players“, käme da in Frage oder Werder Bremen mit derer immerhin neun.
Schalke macht es vielen Clubs vor
Ein gutes Beispiel scheint aber besonders der FC Schalke 04 zu sein. Die dortige Knappenschmiede lieferte in den letzten fünf Jahren Spieler wie Leroy Sané, Max Meyer, Thilo Kehrer, Weston McKennie oder Alexander Nübel an die Profiabteilung der Königsblauen. Weitere Talente wie Ahmed Kutucu oder Nassim Boujellab haben ihre Bewährungsprobe in der Bundesliga bereits hinter sich.
Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images
Und genau hier wird es interessant: Sie – und drei weitere Spieler der Schalker U23 (Carls, Wright und Timotheou) – wurden in das Stahlbad der Bundesliga geworfen in einer Saison, in der die Profis bis zum drittletzten Spieltag verzweifelt gegen den Abstieg kämpften. Wohlgemerkt: Vier dieser fünf Akteure spielten normalerweise mit ihrer U23 in der fünftklassigen Oberliga Westfalen, Ahmed Kutucu gehörte sogar noch der U19 des Vereins an!
Mit ihnen die Mission Klassenerhalt anzugehen erforderte – Mut. Mut – anstatt auf Erfahrung – auf Begabung und jugendlichen Elan zu setzen, und genau darin könnte schon eine erste kleine Antwort – von mehreren – auf die Frage zu finden sein, wie besagter Übergang besser zu gewährleisten ist. Von den Besten lernen heißt erfolgreich lernen.
Von den Besten lernen heißt erfolgreich lernen.
Von den Besten lernen – in umgekehrter Richtung hat das schon einmal bestens funktioniert. An einem kalten Januartag im Jahr 1965 wurden zwei Herren mittleren Alters im Geißbockheim vorstellig. Wilhelm Neudecker, der damalige Präsident des FC Bayern München, und Robert Schwan, der Manager des Vereins, hatten sich auf den Weg an den Rhein gemacht, um von den Verantwortlichen des ersten Bundesliga-Meisters zu lernen.
Sie waren begierig zu erfahren, wie man einen Verein zu Erfolg, Ruhm und Meisterschaft führt und ihm ein modernes Gesicht verleiht. Die Geschichte des deutschen Fußballs seit den Siebzigern bis heute legt Zeugnis darüber ab, dass sie damals wohl sehr aufmerksam zugehört haben müssen. Aufmerksam zuhören, von den Besten lernen – das gilt allerdings auch für die U21 des 1. FC Köln in den kommenden Wochen, will sie das gesteckte Ziel in die Tat umsetzen.