“Mein Vater musste für seine Arbeit viel umziehen und wir sind ihm gefolgt. Zum Beispiel habe ich zwei Jahre in Paris gelebt, danach sind wir für zwei Jahre nach Marokko gezogen, wo ich mit Fußball begonnen habe”, erklärte Bornauw einst in einem Interview und fügte mich einem Lachen hinzu: „Der Trainer hat einfach einen Ball gegeben, zwei Tore auf den Platz gestellt und gesagt, wir sollen nun anfangen zu spielen“, so der Belgier, der die Zeit in Casablanca trotz seiner jungen Jahre als prägend empfand: „In Marokko habe ich gelernt, dass man hart arbeiten muss, um etwas zu erreichen. Eine solche Auslandserfahrung bereichert dich.“
Doch nicht nur die Zeit im Ausland bereichert den Erfahrungsschatz des jungen Fußballers, auch im Sport geht Bornauw ungewöhnliche Wege. Ist er zu Beginn seiner Fußballkarriere auch nach der Rückkehr in sein Heimatland noch als Stürmer unterwegs, kommt er seit seinem 14. Lebensjahr in der Abwehr zum Einsatz. „Ich spiele lieber weiter hinten, dort habe ich mehr Übersicht und Kontrolle und kann die Mannschaft dirigieren. Das passt mir sowieso besser”, erklärt der Abwehrhüne, der nach einem kurzen Gastspiel beim FCV Dender EH in den Nachwuchs des RSC Anderlecht wechselt, die Hintergründe seines Positionstausches.
Bornauw: “Ich habe die Anderlecht-DNA”
Sein Wechsel in die Defensive zahlt sich für Bornauw aus: In den belgischen Junioren-Nationalmannschaft ist er gesetzt, spielt für sein Heimatland bei U17- und U19-Europameisterschaften und verteidigt für den RSC Anderlecht in der Youth League auf höchstem Niveau. Die Karriere scheint vorgezeichnet für den talentierten Abwehrspieler: Beim Rekordmeister ausgebildet gilt Bornauw, der durch den ehemaligen Bundesliga-Verteidiger Daniel van Buyten („Sebastiaan hat enorme Qualitäten“) beraten wird, als zukünftiger Abwehrchef in Anderlecht.
“Ich bin kein Großmaul. Nie abheben, immer mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben und immer hart arbeiten – so bin ich erzogen worden.”
Eine Prophezeiung, die sich 2018 erfüllen sollte. Der baumlange Innenverteidiger überzeugt mit seiner abgeklärten Spielweise, ist im Zweikampf schwierig zu überwinden und besonders in der Luft defensiv wie offensiv eine Waffe. Für einen Abwehrspieler seiner Größe ist Bornauw dazu erstaunlich schnell im Antritt und der Endgeschwindigkeit. Die rasante Entwicklung scheint ihn daher nicht zu irritieren: „Die Umstände haben die Dinge vorangetrieben, aber ich mag es, wenn es schnell geht. Wenn mein Glück nur langsam eintreffen würde, würde ich ungeduldig werden. Ich bin erst 19 Jahre alt, aber das Alter spielt keine Rolle, es ist nur eine Zahl“, betont das Defensivtalent nach seinem Durchbruch.
Mit 19 Jahren Abwehrchef bei Anderlecht
Bornauw, der Abwehrchef. Auch weil der baumlange Innenverteidiger sich nicht scheut, trotz seiner jungen Jahren bereits Verantwortung zu übernehmen. „Ich kommuniziere so viel wie möglich, weil ich in der Umkleidekabine bin und Französisch, Niederländisch und Englisch spreche. Ich fühle mich bereit, diese Rolle des Abwehrchefs zu übernehmen, wenn der Trainer mich fragt“, gab sich Bornauw, in der Jugend oft als Mannschaftskapitän in Aktion, bereits in seiner Debütsaison selbstbewusst.
Dass er zu diesem Zeitpunkt erst 19 Jahre alt ist, stört ihn dabei wenig: „Alter ist nur eine Zahl. Außerdem ist in diesem Zusammenhang jeder Spieler verpflichtet, seine Verantwortung zu übernehmen, egal ob sie 19, 28 oder 37 Jahre alt sind“, so der Youngster, der kurz darauf trotz der sportlichen Krise beim Rekordmeister öffentlich vom Titel spricht. „Ich habe die Anderlecht-DNA“, erklärt Bornauw. Das heißt übersetzt: Für ihn gibt es als Eigengewächs des Renommierclubs nur ein Ziel – und das ist der größtmögliche Erfolg.
Trainerlaufbahn nach der aktiven Karriere angestrebt
Solch große Töne sind allerdings Mangelware in der Karriere des Sebastiaan Bornauw. Das Abwehrtalent gilt als reflektierter, intelligenter Kerl, der auf dem Boden geblieben ist. „Ich bin kein Großmaul. Nie abheben, immer mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben und immer hart arbeiten – so bin ich erzogen worden“, betont Bornauw. „Ich denke, dass es zu einem großen Teil an meiner Persönlichkeit liegt, aber der Club hat dabei natürlich auch geholfen“, lobt der Abwehrspieler seine Ausbildung in der Nachwuchsabteilung des RSC Anderlecht, wo er als Teil der „Purple Talents“ enorm gefördert wurde. Dennoch ging das Top-Talent währenddessen weiter mit Nicht-Fußballern auf eine normale Schule.
Doch seine Gedanken kreisen zunehmend um das Spiel. „Taktik fasziniert mich. Über das bestmögliche System nachzudenken hat mich schon immer interessiert. Ich habe vor, nach meiner Karriere Trainer zu werden“, erklärt der als äußerst selbstkritisch geltende Bornauw, der jedes seiner Spiele intensiv analysiert, zu seinen Zukunftsplänen nach der aktiven Karriere. Um sich auch neben dem Sport anderweitig zu beschäftigen, beginnt er mit Klavierstunden. „Es ist wichtig, nicht den ganzen Tag an Fußball oder PlayStation zu denken“, erläutert er seine Beweggründe für das eher ungewöhnliche Hobby.
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