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Nachspiel

Der 1. FC Köln siegt mit 1:0 gegen Schalke 04: Der große Kampf eines echten Kapitäns

Der 1. FC Köln ringt durch ein spätes Tor von Sebastiaan Bornauw Schalke 04 nieder und sichert sich die Teilnahme an der Relegation. Neben dem umjubelten Helden aus Belgien sticht vor allem Jonas Hector heraus, der als Kapitän der “Geißböcke” voranging.

Foto: IMAGO/Team2/Maik Hölter

Jonas Hector besah sich seine Arme, die Spuren der vergangenen 90 Minuten waren nicht zu übersehen. Er saß an der Seitenlinie des Müngersdorfer Stadions und blickte auf die Menschentraube, die sich rund um den Mittelkreis versammelt hatte. Da war Sebastiaan Bornauw, der Schütze des goldenen Tors, das seinem Team die Relegation beschert hatte. Er sah Friedhelm Funkel, vertieft in das Gespräch mit Schiedsrichter Daniel Siebert. Ob es dabei wohl um den aberkannten Treffer von Sebastian Andersson ging? Ralf Fährmann nickte ihm zu, der Schalker Torhüter, der glänzend gehalten hatte. Shkodran Mustafi, sein Mannschaftskollege aus vergangenen Nationalmannschaftstagen, hob die Hand zum Gruß. Gerald Asamoah, der Teammanager der Königsblauen und einst torgefährlicher Außenstürmer in Diensten der Knappen, gratulierte ihm zum Sieg und zu seiner Leistung.

Jonas Hector schloss die Augen und ließ vermutlich Szenen des Spiels Revue passieren. Die Schalker, für die es um nicht mehr und nicht weniger als die Ehre ging, hatten ihnen einen großen Kampf geliefert und waren gewiss nicht wie ein Absteiger aufgetreten. Die Königsblauen hatten eine erste Halbzeit abgeliefert, in der sie seiner Mannschaft absolut ebenbürtig gewesen waren und durch Matthew Hoppe sogar die große Chance zum Führungstreffer gehabt hatten (31.). Sein Team hatte sich schwer getan und war lediglich durch Benno Schmitz (22.) und Florian Kainz (26.) zu zwei Torgelegenheiten gekommen.

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Die 2. Halbzeit – ein Wechselbad der Gefühle

In der Halbzeitpause hatten sie sich geschworen, noch einmal alles ‘rauszuhauen. Hector schüttelte unmerklich den Kopf. Er hatte den Führungstreffer zweimal auf dem Fuß gehabt, war jedoch an Schalkes Torwart Ralf Fährmann gescheitert. In der 69. Spielminute hatten sie sich am Ziel gewähnt, als Sebastian Andersson zum vermeintlichen 1:0 ins Schalker Tor getroffen hatte. Der VAR hatte sich eingeschaltet, der Treffer war aberkannt worden. Mal wieder der VAR. Wie schon so manches Mal in der abgelaufenen Saison. Nein, er war gewiss nicht der Freund seiner Kölner.

Foto: IMAGO/Team2/Maik Hölter

Dann hatte Sebastiaan Bornauw doch noch getroffen. Mit einem wuchtigen Kopfball nach Flanke von Jan Thielmann (86.). Nach dem Treffer war Bornauw losgestürmt, hatte seine Freude in den Himmel über dem Kölner Stadion geschrien, war von seinen Mitspielern fast erdrückt worden. Sie hatten noch einmal alles geben müssen, um den Sieg über die Zeit zu bringen. Die Königsblauen wollten sich einfach nicht geschlagen geben, sogar Ralf Fährmann war beim letzten Eckball der Schalker in den Kölner Strafraum gestürmt und mit seinem Kopfball das Tor nur knapp verfehlt.

Ein echter Kapitän seiner Mannschaft

Jonas Hector nahm einen Schluck aus seiner Trinkflasche. Salih Özcan kam auf ihn zu und umarmte ihn lange. Da war Ismail Jakobs, der gelbgesperrt auf der Tribüne gesessen hatte und ihm nun zu seiner Leistung gratulierte. Ihm, dem Kapitän, der seine Mannschaft nach vorne getrieben hatte, der vorangegangen war und die allerletzten Energien aus seinem Körper geholt hatte. Nun war er erschöpft, ausgelaugt, ausgepowert und konnte nur noch da sitzen und an nichts mehr denken. Seine Mitspieler und die Verantwortlichen des 1. FC Köln einte dagegen ein Gedanke: Sie hatten eine außergewöhnliche Leistung von Jonas Hector gesehen. Gerade als es eng wurde, als die Mannschaft ihn am meisten brauchte, hatte er gezeigt, was er ist: ein  Führungsspieler im wahrsten Sinne des Wortes, ein großer Kapitän.

“Jonas hat wirklich alles, was in ihm steckt, ‘rausgehauen. Er gibt der Mannschaft zusätzlichen Halt, pusht sie auf dem Spielfeld und in der Kabine.”

Das sah auch Friedhelm Funkel so: “Jonas hat wirklich alles, was in ihm steckt, ‘rausgehauen. Er gibt der Mannschaft zusätzlichen Halt, pusht sie auf dem Spielfeld und in der Kabine. Er ist von ganzem Herzen FC-ler, Kölner im Grunde genommen. Er ist ungemein wichtig für uns, und deshalb hoffe ich, dass er sich bis Mittwoch gut erholt.”

Der Blick auf das nächste Spiel

Am Mittwoch steht das Hinspiel der Relegation an. Im heimischen Müngersdorfer Stadion wird die Partie um 18.30 Uhr angepfiffen, alleine der Gegner ist noch unbekannt. Der VfL Bochum, Holstein Kiel oder die SpVgg Greuther Fürth kommen dafür in Frage. Friedhelm Funkel wollte sich auf einen Wunschgegner nicht festlegen: “Man kann nicht sagen, welcher Gegner für uns jetzt der beste wäre. Das sind drei Mannschaften, die es sich verdient haben, um den Aufstieg zu spielen. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre es nicht Bochum, weil ich dort eine schöne Vergangenheit hatte.”

Foto: IMAGO/Team2/Maik Hölter

Die gestrige Partie hat nicht nur Jonas Hector viel Kraft gekostet, auch die vernünftige Regeneration seines übrigen Teams scheint für den Kölner Trainer notwendiger und wichtiger denn je zu sein: “Ich habe der Mannschaft morgen frei gegeben, weil wir jetzt zwölf Tage zusammen waren. Die Spieler sollen sich erholen. Am Montag beginnt dann die Vorbereitung auf Mittwoch.”

Personell kann Funkel wieder fast aus dem Vollen schöpfen. Ellyes Skhiri und Ismail Jakobs haben ihre Gelbsperren abgesessen, lediglich Elvis Rexhbecaj wird voraussichtlich  aufgrund einer Muskelverletzung weiter ausfallen. Und so wird sich der 1. FC Köln auf 180 Spielminuten vorbereiten, die darüber entscheiden, ob der Verein in der kommenden Saison in der Beletage des deutschen Fußballs zu Hause sein wird oder nicht. Sekt oder Selters, Kölsch oder Gänsewein? Die Antwort darauf? Am kommenden Samstag wissen wir mehr.

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