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Nachspiel

Der 1. FC Köln spielt 0:0 beim FC Schalke 04: Die Geister, die ich rief

Beim FC Schalke 04 erkämpft sich der 1. FC Köln ein torloses Remis. In unansehnlichen 90 Minuten werden die „Geißböcke“ dabei Opfer ihrer eigenen starken Auftritte zuvor.

Selke im Kopfballduell mit irgendeinem Schalker
Eine der wenigen "großen Lösungen": Davie Selke (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

So richtig zufrieden war niemand nach dem 0:0 zwischen dem FC Schalke 04 und dem 1. FC Köln. Für die „Königsblauen“ war das torlose Remis nach unansehnlichen 90 Minuten, in denen die Gastgeber das bessere von zwei nicht sonderlich guten Teams war, zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel, die Domstädter mussten dagegen in einem umkämpften Spiel auf schwachem Niveau ihre eigenen Grenzen eingestehen. Die Partie auf Schalke war nichts für Fußball-Feinschmecker, kein sogenanntes 0:0 der besseren Sorte, sondern Abstiegskampf pur, das die Tabellenstände des Schlusslichts gegen den Zwölften der Bundesliga nahezu perfekt widergab.

Die beste Möglichkeit hatten die „Knappen“ bereits nach wenigen Minuten, doch Neuzugang Moritz Jenz scheiterte per Kopf am brillant reagierenden Marvin Schwäbe im FC-Tor (2.). Die „Geißböcke“, die auf Davie Selke im Sturm setzten (Startelf-Debüt) und darüber hinaus Timo Hübers und Dejan Ljubicic von Beginn an brachten, taten sich offensiv über die gesamte Spielzeit schwer, genügend Durchschlagskraft zu entwickeln. Ein Kopfball des Kölner Abwehrchefs Hübers an die Latte war kurz nach dem Seitenwechsel die einzig nennenswerte Torchance der Gäste in der gesamten Partie. Da jedoch auch die Schalker trotz couragierter Leistung die Defensive der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart nicht nennenswert in die Bredouille brachte, stand am Ende ein auch leistungsgerechtes torloses Remis zu Buche.

“Es war ein ausgeglichenes Spiel auf Augenhöhe, aus meiner Sicht 90 Minuten kompletter Abstiegskampf.”

“… dann darfst du wenigstens nicht verlieren!”

Damit dürfte der FC letztlich deutlich besser leben können als der Westrivale, der weiterhin die „Rote Laterne“ sein Eigen nennt und immer tiefer in Abstiegsgefahr gerät. „Es war ein ausgeglichenes Spiel auf Augenhöhe, aus meiner Sicht 90 Minuten kompletter Abstiegskampf. Wir haben sehr gut verteidigt und fahren mit einem Punkt nach Hause, damit sind wir heute zufrieden“, befand FC-Coach Baumgart im Anschluss an die intensive Partie beim Tabellenschlusslicht. Der Meinung schloss sich auch Sportdirektor Thomas Kessler an: „Unsere Mannschaft hat den Kampf super angenommen. Nach vorne hat ein Stück weit die Ruhe gefehlt, doch gerade in der Defensive haben wir alles gut wegverteidigt. Wenn du merkst, dass du hier nicht gewinnen kannst, dann darfst du wenigstens nicht verlieren.“

Das lagen neben dem offensiven Unvermögen der „Königsblauen“ auch an der konzentrierten und kompromisslosen Vorstellung der FC-Abwehr um den abermals stark aufspielenden Jeff Chabot. Der Innenverteidiger, der bereits beim 1:1 in München eine starke Partie absolviert hatte, war auch auf Schalke der Turm in der Schlacht, gewann bärenstarke 86 Prozent seiner Zweikämpfe. Da auch sein Nebenmann Hübers fast zwei Drittel seiner direkten Duelle für sich entscheiden konnte, hatten die „Geißböcke“ in der Abwehr über weite Strecken alles im Griff und ließ kaum klare Möglichkeit zu, wenngleich Schalke alles in die Waagschale warf und mitunter die Entlastung im Spiel nach vorne fehlte. Erst mit der Einwechslung von Rodrigo Zalazar konnte Schalke nochmals Impulse für die Offensive setzen, doch auch dem Uruguayer fehlte bei seinem Comeback das Fortune im Abschluss.

Dem FC fehlen die offensive Momente

Bis zum Abschluss kam der FC dagegen zumeist in dieser Partie nicht – bei den „Königsblauen“ fehlte den Baumgart-Schützlingen im Spiel nach vorn die Genauigkeit und die Intensität, die sie insbesondere in der Begegnung mit Werder Bremen (7:1) ausgezeichnet hatte. „Wir haben es nach vorne nicht geschafft, die Lösungen zu finden wie in den vergangenen Partien, keine hohen Ballgewinne gehabt und uns dementsprechend auch weniger Chancen erspielt“, urteilte auch Abwehrchef Hübers. Dabei wurden die „Geißböcke“ auf Schalke gleich doppelt Opfer ihrer starken Auftritte in den beiden Spielen 2023. Zum einen war dem Team der Husarenritt in München mit 130 abgespulten Kilometern unter der Woche durchaus anzumerken, zum anderen ließ der Gastgeber kaum Ballgewinne in gefährlichen Bereichen zu, um dem Kölner Umschaltspiel die Luft zu nehmen.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

„Schalke hat so ziemlich jeden Ball lang nach vorne gekloppt“, berichtete Timo Hübers – und bestätigte damit den Eindruck von außen. „Man muss sagen: Sie sind wie die Bekloppten angelaufen und haben mit dem Publikum im Rücken ziemlich aggressiv gespielt haben. So haben sie uns dann nicht richtig zur Entfaltung kommen lassen“, erklärte der Kölner Abwehrchef, der nach überstandener Erkrankung wieder in die Startelf zurückgekehrt war. So waren die „Geißböcke“ auf dem Platz gegen engagierte Gastgeber zum Reagieren gezwungen – und das galt leider auch für die FC-Bank: Zur Pause musste Steffen Baumgart gleich doppelt verletzungsbedingt wechseln, für Jonas Hector (Gehirnerschütterung nach Schalker Foul) und Davie Selke (Sprunggelenksblessur) ging es nicht mehr weiter.

Zufrieden nach der Englischen Woche

Die Pläne mehrfach durchkreuzt, allerdings letztlich auf die Zähne gebissen und einen Punkt eingefahren: So war nach Abpfiff doch die Kölner Delegation zumindest nicht unzufrieden. „Wir wussten, dass es keine einfache Aufgabe wird und Schalke mit den Fans im Rücken richtig eklig zu bespielen ist. Wir haben als Team aber alles gut wegverteidigt und dann muss man mit dem Punkt auswärts auch mal zufrieden sein“, betonte Steffen Tigges und schob die Zielsetzung für die kommenden Wochen hinterher: „Wir sammeln weiter fleißig Punkte und wollen uns in den nächsten Wochen schnellstmöglich von unten entfernen“, so der FC-Sturmtank. Auch Steffen Baumgaart zog ein positives Fazit der Englischen Woche: „Zwei Auswärtsspiele nicht verloren und ein Heimspiel gewonnen – das hört sich erst mal gut an“, erklärte der Kölner Coach, dessen Team jetzt zwei Partien vor den eigenen Fans vor der Brust hat: Am kommenden Samstag kommt die Werbeabteilung eines österreichischen Brauseherstellers nach Müngersdorf, danach ist Eintracht Frankfurt zu Gast in der schönsten Stadt Deutschlands.

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