Dass der FC und andere Vereine durch Corona eingeschränkt sind, ist bekannt. Für einige Vereine könnte es eine schwierige Saison werden. Aber wo steht der FC im Bundesliga-Vergleich? Sind andere Vereine auch so eingeschränkt? Was bedeutet das für die kommende Saison? Hat der FC einen großen Nachteil? (via Facebook)
Im Bundesliga-Vergleich dürfte der 1. FC Köln tatsächlich etwas härter durch die Folgen der Coronavirus-Pandemie getroffen sein als die Konkurrenz. Das liegt an mehreren Gründen: Zum einen hat der FC seit dem Europapokal-Einzug nicht sonderlich nachhaltig gewirtschaftet und besonders nach dem Abstieg mehr von der Substanz gezehrt, als vielen am Geißbockheim lieb sein dürfte. Zum anderen hat der FC nach dem Aufstieg in der Hoffnung auf steigende Erlöse gewaltig investiert – die Einnahmenverluste kommen daher zu gar keinem guten Zeitpunkt für den Verein. Darüber hinaus sind die „Geißböcke“ ein mitgliedergeführter Verein ohne großen Mäzen oder Investor im Rücken. Das heißt: Im Vergleich zur Konkurenz sind Zuschauereinnahmen bei Heimspielen (inkl. Catering) ein wichtigerer Faktor, der nicht so leicht ausgeglichen werden kann.
Das gilt nicht nur für den FC, das gilt für einige andere Clubs auch. Dennoch: Der FC hat es etwas schwerer, da er eher im Umbau begriffen war. Das ist mit geringeren Mitteln natürlich schwieriger möglich, auch wenn andere auch nicht aus dem Vollen schöpfen können. Hier muss der Verein wohl oder übel kreativ agieren: Die Zeiten kostspieliger Verpflichtungen sind vorbei, auch bei den Gehaltskosten gilt es zu sparen. Insgesamt wird angesichts der weiter anstehenden Einnahmeausfälle ein harter Sparkurs angesagt sein. Und auch wenn der FC im Sommer die Verträge mit den sportlich Verantwortlichen langfristig verlängert hat: Das wird sich sowohl vor auch hinter den Kulissen widerspiegeln. Sonst wird es schwierig, weiterhin konkurrenzfähig zu sein.
Bei den Abgängen setzt der 1. FC Köln stark auf Leihen, auch für die Zugänge hat Horst Heldt das angekündigt. Ist das aus eurer Sicht der richtige Weg? (per Mail)
Ich gehe davon aus, dass dem Verein angesichts der aktuellen finanziellen Lage gar keine andere Möglichkeit bleibt. Es ist auch nicht so, als ginge es derzeit nur dem FC so, dass es auf dem Transfermarkt nur mit vielen Leihen Bewegung generiert werden kann. Auf der Abgabenseite muss die Gehaltsstruktur beachtet werden: Der Kölner Kader hat kein gutes Preis-/Leistungsverhältnis – Vereine, die sich für die hier nicht mehr benötigten Spieler interessieren könnten, können sich die üppigen Verträge einfach nicht leisten. Daher muss der FC dort mindestens zuschießen, um den Kader zu verkleinern und Spieler wenigstens zeitweise von der Gehaltsliste zu bekommen.
Foto: imago images / Herbert Bucco
Ähnlich sieht das jedoch nahezu überall aus – sofern keine größeren Abgänge erfolgt sind. Ich gehe daher davon aus, dass der FC (wie bei Ron-Robert Zieler) für Verstärkungen recht kreative Lösungen finden muss. Ob Leihen mit oder ohne Kaufoption, vielleicht sogar mit Kaufverpflichtungen: Allzu wählerisch darf Horst Heldt nicht sein, will er den Kader qualitativ verstärken. Dass das nicht zwingend schlecht sein muss, zeigt beispielsweise Eintracht Frankfurt in der jüngeren Vergangenheit. Spieler wie Luka Jovic, Filip Kostic, Ante Rebic oder Jesus Vallejo konnten sich dort einen Namen machen und so sportliche Qualität sowie finanziellen Zugewinn liefern.
Wat do nit sähs – unser Hot Take
Es dürfte wohl eine der wichtigsten Personalien der Transferperiode des 1. FC Köln werden: Bleibt Jhon Cordoba, dessen Vertrag bei den “Geißböcken” im kommenden Sommer ausläuft, am Geißbockheim oder sieht sich der FC gezwungen, den Kolumbianer möglichst teuer zu veräußern? Rein finanziell gibt es vermutlich nur zwei Lösungen des Problems: Entweder verlängert Cordoba bei den Kölnern oder aber er muss in diesem Sommer verkauft werden, was angesichts der derzeitigen Marktlage wohl keinen großen Erlös geben dürfte. Auch deshalb muss eine dritte Variante ins Auge gefasst werden: Den möglicherweise ablösefreien Abgang in Kauf nehmen und Cordoba mindestens bis zum Saisonende halten. Denn der Sturmtank ist aufgrund seiner überragenden Physis für das FC-Spiel unter Gisdol elementar. Und wie teuer der Abgang eines Torjägers letztlich trotz vernünftiger Ablöse werden kann, haben die “Geißböcke” 2017/18 leidvoll erfahren müssen.
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