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Vorspiel

Der 1. FC Köln zuhause gegen den OGC Niza: Das ersehnte Endspiel im Europapokal

Ein Sieg für den Einzug in die nächste Runde: Gegen den OGC Nizza hat der 1. FC Köln in der Europa Conference League ein echtes Endspiel vor der Brust – weitere Abenteuer im Europapokal winken den “Geißböcken” im Falle eines Erfolgs.

Foto: NICOLAS TUCAT/AFP via Getty Images

Eric Martel brachte es in der Pressekonferenz auf den Punkt: “Das sind genau die Momente, für die wir Fußball spielen, wenn es um Alles oder Nichts geht“, strahlte der Mittelfeldspieler vor dem entscheidenden Gruppenspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem OGC Nizza. Insbesondere mit den Fans im Rücken werde das morgen ein richtig geiles Spiel, so der U21-Nationalspieler, der sich zuletzt auch aufgrund der Personalprobleme bei den “Geißböcke” immer mehr in den Vordergrund gespielt hatte. 50.000 Zuschauer, ausverkauftes Müngersdorfer Stadion, Flutlicht, Europapokal. Das sind die Zutaten für einen ganz besonderen Abend, der bereits seit Tagen in den Köpfen der Kölner durchgespielt wird. Ein Sieg – und der 1. FC Köln würde tatsächlich in der Europa Conference League überwintern.

Doch die Augen sind nicht nur auf das Geschehen auf dem Platz gerichtet, der Fokus liegt nach den Ausschreitungen beim Hinspiel sicherlich auch zu gewissen Teilen auf dem Verhalten beider Fanlager. Die Kölner Polizei schickte bereits im Vorfeld der Partie Warnadressen – und fabulierte dabei von Krawallmachern aus Italien und Polen, die für das Duell zwischen Köln und Nizza in die Domstadt anreisen würden. Auch abseits solcher märchenhaften Horrorgeschichten: Eine “Revanche” ist angesichts der Vorkommnisse in Nizza sicherlich nicht auszuschließen, aber letztlich sollte bei lediglich 600 Gäste-Fans nicht der nationale Notstand ausgerufen werden müssen. Selbst im chronisch desorganisierten Köln dürfte rund um die alles entscheidende Europa-Conference-League-Partie bei weitem kein solches Chaos wie an der Cote d’Azur herrschen. Vielleicht fahren ja sogar trotz der KVB ab und zu Bahnen Richtung Müngersdorf.

Dort dürfte ein heißer Tanz warten, nicht nur aufgrund der Vorgeschichte der Begegnung. Die Motivation, den FC in die nächste Runde des Europapokals zu brüllen, scheint in Köln gerade unermesslich zu sein. Von einem “Do-or-Die”-Spiel zu schreiben, verbietet sich in Anbetracht der allgemeinen Weltlage, aber wie wichtig ein Weiterkommen für die “Geißböcke” nicht nur finanziell ist, dürfte jedem bewusst sein. Alles oder Nichts: Das ist der Tenor für den Donnerstagabend im Müngersdorfer Stadion. Holen die Baumgart-Mannen keinen Sieg, dann ist das Abenteuer Europapokal frühzeitig beendet. Gewinnt der FC dagegen gegen Nizza, spielt er auch 2023 Europapokal. Und vielleicht, ganz vielleicht spielt er dann, wenn er denn Gruppenzweiter wird, an Weiberfastnacht auswärts in irgendeiner europäischen Metropole. Oder im Nebel der osteuropäischen Pampa. Wer weiß das denn bitte schon?

Ausgangslage

Die Situation ist völlig eindeutig: Der 1. FC Köln braucht einen Erfolg am letzten Spieltag gegen Nizza, um sich und seinen Anhängern weitere Abenteuer im Europapokal zu bescheren. Ob ein Heimsieg gegen die Südfranzosen sogar für den Gruppensieg reicht, das hängt vom Ergebnis in der Parallelpartie zwischen Partizan Belgrad und dem 1. FC Slovacko ab. In das entscheidende “Endspiel” gehen die “Geißböcke” allerdings am Krückstock: Kapitän Jonas Hector wird dem FC ebenso fehlen wie Mark Uth oder Florian Dietz, der sich beim brutalen Foul von Ozan Kabak im Spiel gegen Hoffenheim einen Kreuzbandriss zugezogen hat und monatelang ausfallen wird. Die Brust dürfte allerdings breit sein bei den Baumgart-Mannen, konnte doch am Wochenende in der Bundesliga trotz der Strapazen des verlegten Slovacko-Spiels ein wichtiger Punkt geholt werden. Und mit den Fans im Rücken scheint für diese Mannschaft alles möglich zu sein.

Deutlich formstärker als noch beim Hinspiel kommt der OGC Nizza daher: Seit vier Spielen ist das Team von Trainer Lucien Favre (einst: Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund) in der Ligue 1 ungeschlagen, hat sich dadurch von den Abstiegsrängen Richtung Tabellenmittelfeld entfernt. In Köln reicht den Südfranzosen, die unter anderem auf Stammtorwart Marcin Bulka verzichten müssen, ein Ergebnis wie im Hinspiel, um das Überwintern im Europapokal perfekt zu machen. Doch Nizza weiß selbst, wie schnell es gehen kann: Im Heimspiel gegen Slovacko verspielte der Gruppenfavorit innerhalb kürzester Zeit ein 1:0 und musste letztlich eine bittere Niederlage einstecken. Eine Niederlage, die sich noch rächen könnte: Bei einer Niederlage im Müngersdorfer Stadion wäre die Favre-Elf aus dem Europapokal ausgeschieden.

So lief das letzte Aufeinandertreffen

Das Hinspiel in der Gruppe begann aufgrund der Ausschreitungen im Stadion deutlich verspätet, aber fußballerisch ganz nach dem Geschmack der “Geißböcke”: Die Baumgart-Mannen hatte Nizza nahezu komplett im Griff und ging nach 19 Minuten hochverdient durch Steffen Tigges in Führung. Schon zuvor hatte der FC große Möglichkeiten liegengelassen, Thielmann scheiterte mehrfach, Ljubicic traf nur den Pfosten. Den Chancenwucher bestraften immer stärker werdende Gastgeber nach dem Seitenwechsel, kamen durch einen fragwürdigen Handelfmeter, den Delort sicher verwandelte, zum Ausgleich. Es entwickelte sich ein packender Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten – die besseren hatte OGC Nizza, doch die Franzosen fanden mehrfach ihren Meister im glänzend reagierenden Marvin Schwäbe. Am Ende stand ein verdientes Remis zwischen zwei mutig agierenden Teams.

Schlüsselspieler

Fünf Treffer, fünf Assists: Florian Kainz ist der Topscorer des 1. FC Köln – in der Bundesliga. In der Europa Conference League dagegen ist der Österreicher noch ohne direkte Torbeteiligung, verschoss zuletzt einen Elfmeter im Nachholspiel beim 1. FC Slovacko. Es wäre also im Europapokal-“Endspiel” gegen Nizza allerhöchste Zeit, dass Kainz diese Bilanz ein wenig aufhübscht. Mit seinen Offensivimpulsen ist der 30 Jahre alte Allrounder ebenso wichtig für das Spiel des 1. FC Köln wie durch seine giftige Herangehensweise gegen den Ball. Auch bei den Standards steht er in der Verantwortung – und könnte dadurch einen großen Teil dazu beitragen, dass die FC-Fans auch nach diesem Donnerstag noch weiter Reisen im Europapokal planen dürfen.

Foto: Lars Baron/Getty Images

Trotz Dante, trotz Todibo, trotz Schmeichel: Der Go-to-Guy der Franzosen spielt im Sturm. Nicolas Pepe dürfte nicht nur der prominenteste Name im Kader beim OGC Nizza sein, sondern ist auch derjenige, dem das Vertrauen in den wichtigen Situationen geschenkt wird. Im Heimspiel gegen den FC Nantes war es die Leihgabe des FC Arsenal, die tief in der Nachspielzeit zum Elfmeter antrat und vom Punkt den enorm wichtigen Ausgleich erzielte. Der ivorische Nationalspieler ist mit seinen Qualitäten, die den Londonern einst 80 Millionen Euro wert gewesen waren, eine stete Gefahr für das gegnerische Tor. Es gilt für die FC-Abwehr, den Angreifer unter Kontrolle zu bekommen – angesichts der Starpower, die Nizza auf den Platz bringen wird, keine allzu leichte Aufgabe.

“Wir haben die Möglichkeit, mit einem Sieg im Wettbewerb zu überwintern. Das ist unser Ziel und dafür werden wir alles geben.”

Top-Fakt

Der Spanier Cesar Soto Grado pfeift die Partie – ein Unparteiischer, der offenbar gern Karten sprechen lässt: Laut weltfussball.de zeigte er in sieben La-Liga-Spielen satte 44 Mal Gelb und drei Platzverweise (1x Gelb-Rot, 2x Rot). Auch auf europäischer Ebene ist der Schiedsrichter nicht zimperlich: In drei Partien gab es 14 Gelbe und zwei Gelb-Rote Karte.

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (Köln): “Vollgas nach vorne und gucken, was herauskommt. Wir spielen meiner Meinung nach gegen die beste Mannschaft dieser Gruppe, was uns aber nicht interessiert. Wir spielen unseren Fußball, wollen nach vorne spielen und alles andere werden wir sehen. Wir können uns auf die Jungs, die morgen auflaufen, 100 Prozent verlassen. Wir gehen davon aus, dass sie stärker auftreten werden als im Hinspiel. Das ändert aber nichts daran, was wir wollen. Wir freuen uns alle auf das Spiel. Wir haben die Möglichkeit, mit einem Sieg im Wettbewerb zu überwintern. Das ist unser Ziel und dafür werden wir alles geben.”

Foto: Lars Baron/Getty Images

Lucien Favre (Nizza): “Wir müssen intelligent auftreten. Ein Unentschieden reicht aus, um das Weiterkommen zu sichern, aber wir werden in dieses Spiel gehen, um es zu gewinnen. Wir werden extrem konzentriert sein müssen, wir müssen mental bereit sein. Es wird eine tolle Atmosphäre herrschen mit 50.000 Zuschauern. Wir müssen von Anfang an zu 100 Prozent bereit sein – und wir dürfen nicht auf Unentschieden spielen.”

“Es wird eine tolle Atmosphäre herrschen mit 50.000 Zuschauern. Wir müssen von Anfang an zu 100 Prozent bereit sein – und wir dürfen nicht auf Unentschieden spielen.”

So könnte der FC spielen

Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Pedersen – Skhiri, Martel– Duda, Kainz – Tigges, Maina

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