Eine ganz normale Woche. Das ist für den 1. FC Köln ein ungewöhnliches Gefühl, doch nach dem hart erkämpften 3:2-Heimsieg gegen den FC Augsburg war es endlich so weit. Während viele andere Bundesligisten im DFB-Pokal ihr Glück suchten (und im Falle einiger Vereine nicht fanden), konnten sich die “Geißböcke” in Ruhe auf die anstehenden Aufgaben im Endspurt dieses Fußballjahres vorbereiten. Dank der “besten WM aller Zeiten” (nicht ganz O-Ton Uli Hoeneß) im muckelig warmen Katar ist der Auftritt der Mannen von Trainer Steffen Baumgart gegen den 1. FSV Mainz 05 am Freitagabend tatsächlich so etwas wie der Startschuss in den letzten FC-Block 2022 – noch sieben Spiele stehen bis zum 12. November auf dem Programm, dann kann sich ganz Köln auf die Karnevalssession konzentrieren.
Und wie passend ist es da (welch Überleitung, Gerhard Delling wäre stolz darauf), dass dieser heiße Herbst für die “Geißböcke” durch das Karnevalsduell in Mainz eingeläutet wird. Schon in der vergangenen Saison war das Duell zwischen Alaaf und Helau äußerst intensiv – es dürfte sich daran auch diesmal wenig ändern. Erstmals in dieser Saison “darf” der 1. FC Köln an einem Freitagabend spielen und hat bei den Rheinhessen die Chance, sich bei einem Erfolg zumindest über Nacht auf Platz drei zu verbessern. Wichtiger daran wäre allerdings angesichts des eng zusammenliegenden Feldes, dass der FC sich weiter in der oberen Tabellenhälfte festsetzen könnte, falls er in Mainz punktet. Denn: Wie wichtig der Heimsieg gegen Augsburg für die Stimmung rund um den Verein war, konnte jeder ausmachen, der Steffen Baumgart beim Abpfiff ins Gesicht blickte.
Und ein Auswärtserfolg bei den “Nullfünfern” ist keinesfalls ausgeschlossen, denn das Team von Trainer Bo Svensson konnte zuhause noch nicht so recht überzeugen. Drei mickrige Punkte stehen vor den eigenen Fans nach vier Heimspielen zu Buche, die Zähler kamen allesamt durch Remis zustande. Heißt: Die Mainzer konnte zuhause noch nicht gewinnen und sind das schwächste Heimteam der Bundesliga. Kurios: Gleichzeitig sind die Rheinhessen mit vier Siegen auf fremdem Geläuf die beste Auswärtsmannschaft. Noch kurioser: In der vergangenen Saison stellte sich das Verhältnis bei den Mainzern genau andersherum da – die Svensson-Schützlinge waren das viertbeste Heim- und das zweitschwächste Auswärtsteam der Bundesliga. Es soll nicht zum Schaden des glorreichen 1. FC Köln sein, wenn es erst einmal bei der “Nullfünfer”-Schwäche im eigenen XXXL-Möbelhaus bleiben sollte.
Ausgangslage
Der 1. FSV Mainz 05 hat tolle Tage hinter sich: Am vergangenen Spieltag sicherten sich die Rheinhessen einen verdienten 2:0-Auswärtssieg beim SV Werder Bremen, unter der Woche setzten sich die Svensson-Schützlinge souverän im DFB-Pokal beim Nord-Regionalligisten VfB Lübeck durch. Im Achtelfinale des DFB-Pokals, in der Bundesliga auf Platz elf mit Tuchfühlung nach oben: Es gab schon schlechtere Zeiten in Mainz, wie auch Trainer Svensson befindet. “Die letzten Spiele haben mir gut gefallen, eigentlich seit Freiburg beziehungsweise der zweiten Halbzeit gegen Hertha. Damit meine ich vor allem die Einstellung und Haltung. Diese Verlässlichkeit auf die Leistung war davor nicht immer da. Zuletzt war wieder erkennbar, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die ein gemeinsames Ziel verfolgt”, so der Däne, der abermals ein taktisch diszipliniertes Kollektiv geformt hat, das dem Gegner das Leben äußerst schwer zu machen versteht.
Das allerdings könnte auch eine Beschreibung des 1. FC Köln sein, der nach drei Niederlagen am Stück mit dem 3:2 gegen Augsburg einen beachtenswerten Befreiungsschlag feiern konnte. Der kleine Abwärtstrend ist gestoppt, der Endspurt eingeläutet: Für die “Geißböcke” geht es nun in der Bundesliga und in der Europa Conference League in die heiße Phase. Und da tat die spielfreie Woche, die sich durch das Erstrundenaus im DFB-Pokal beim Zweitligisten Jahn Regensburg ergeben hatte, den Baumgart-Mannen sichtlich gut. “Wir haben eine normale Trainingswoche gehabt. Gerade mit Blick auf das Mainz-Spiel konnten wir im Training mehr machen als in den Wochen zuvor. Wir haben Spieler aus der U21 und U19 miteinbezogen. Die Intensität wurde in der aktuellen Woche hochgefahren”, schilderte der FC-Coach. Diese Intensität gilt es nun auch in Mainz auf den Platz zu bringen, um Zählbares mitnehmen zu können.
So lief das letzte Aufeinandertreffen
Zwei hitzige Duelle gab es in der vergangenen Saison zwischen dem 1. FC Köln und dem 1. FSV Mainz 05. Bei den Rheinhessen trennten sich die Kontrahenten zwar schiedlich-friedlich mit 1:1 (Jonathan Burkardt für die Gastgeber / Salih Özcan für den FC), doch insbesondere neben dem Platz ging es zwischen den Trainerbänken beider Seiten hoch her. Emotionaler auf dem Feld verlief dagegen das letzte Aufeinandertreffen in Köln: Die “Nullfünfer” sahen nach den Treffern von Burkardt (14.) und Karim Onisiwo (55.) bereits wie der sicherer Sieger aus, doch die “Geißböcke” drehten die Partie noch zu ihren Gunsten: Ellyes Skhiri (60.), Dejan Ljubicic (78.) und Luca Kilian (82.) ließen das Müngersdorfer Stadion geradezu explodieren – der endgültige Startschuss Richtung Europapokal!
Schlüsselspieler
Der Trend is your friend, um diesmal ein richtiges Uli-Hoeneß-Zitat zu nutzen – das gilt für Mainz 05 ebenso wie für Marcus Ingvartsen, der zuletzt in drei Spielen hintereinander mit einem Torerfolg glänzen konnte. Der dänische Angreifer, vor der Saison nach einjähriger Leihe fest von Union Berlin verpflichtet, kommt in dieser Saison wie sein Team zunehmend ins Rollen und ist mittlerweile so etwas wie das Gesicht des Aufschwungs der “Nullfünfer”. Mit einem guten Gespür für die gefährlichen Räume ausgestattet ist Ingvartsen nicht immer der auffälligste Mainzer, doch auch dank seines guten Abschlusses stets gefährlich. Der 26 Jahre alte Stürmer braucht nicht viel, um zum Erfolg zu kommen – also immer im Auge haben, diesen Ingvartsen.
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Aufseiten des 1. FC Köln kehrt ein offensiver Schlüsselspieler zurück in die Mannschaft: Florian Kainz, der nach seiner Gelb-Roten Karte im Derby bei Borussia Mönchengladbach gesperrt gegen Augsburg fehlte, soll in Mainz die entscheidenden Akzente setzen. Wie wichtig der Österreicher für das Spiel der “Geißböcke” ist, beweist zuvorderst ein Blick auf die reinen Zahlen: Kainz ist mit vier Treffer der Top-Torschütze des FC, dazu bereitete er bereits vier weitere Treffer vor – in der Bundesliga muss sich der Linksaußen mit dieser Bilanz vor kaum jemandem verstecken. Doch auch abseits der Scorer-Statistiken ist er Antreiber des Offensivsspiels und einer der ersten aggressiven Anläufer gegen den Ball in Personalunion. Dass Kainz zum Mainz-Spiel in die Startelf zurückkehrt, könnte für die Baumgart-Mannen der entscheidende Push sein.
“Mainz ist ein Gegner auf Augenhöhe, wie man anhand der Tabelle sieht. Wir erwarten ein enges Spiel.”
Top-Fakt
Der 1. FC Köln verlor nur eins der zurückliegenden fünf Bundesliga-Duelle gegen Mainz und kann nun mit einem Sieg in der Gesamtbilanz ausgleichen (sieben Siegen stehen acht Niederlagen gegenüber, sieben Mal gab es ein Remis).
Das sagen die Trainer
Bo Svensson (1. FSV Mainz 05): “Die Vorfreude ist riesig. Wir haben in dieser Woche zweimal gewonnen und spielen jetzt zuhause unter Flutlicht gegen einen guten Gegner. Ich glaube, wir werden kein langweiliges Spiel sehen. Köln ist offensiver ausgerichtet als wir und zieht sein Ding immer durch – das spricht für Steffen Baumgart und den Weg, den er mit dem Team eingeschlagen hat. Es ist klar erkennbar, wie sie spielen wollen. Sie sind damit erfolgreich und es ist für jeden Gegner schwer, sie zu bespielen. Ich erwarte viele Emotionen und hohe Intensität auf dem Platz.”
Steffen Baumgart (Köln): “Mainz ist ein Gegner auf Augenhöhe, wie man anhand der Tabelle sieht. Wir erwarten ein enges Spiel. Beide Mannschaften werden mit einer hohen Intensität und einer gesunden Härte agieren. Beide Teams werden auf Sieg spielen. Das ist zumindest unser erklärtes Ziel. Wir wollen dreifach punkten. Wir sind gut vorbereitet auf die Partie. ”
“Köln ist offensiver ausgerichtet als wir und zieht sein Ding immer durch. Ich erwarte viele Emotionen auf dem Platz.”
So könnte der FC spielen
Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector– Skhiri– Huseinbasic, Duda, Kainz – Tigges, Maina