Kaum zu glauben, aber es gibt noch positive Meldungen rund um den 1. FC Köln. Am Tag, an dem einige englische, spanische und italienische Clubs ihre Pläne einer exklusiven Super League verkündigten, teilte der FC mit, für die kommende Saison „eine Lizenz ohne Auflagen sowohl für die Bundesliga, als auch für die Zweite Liga“ zu erhalten. Dass dafür Unterstützung von außen nötig war, machte Geschäftsführer Alexander Wehrle aber ebenfalls deutlich: „Wir möchten uns für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit unseren Banken bedanken.“ Dennoch, eine Lizenz ohne Auflagen, ist immerhin mal eine gute Nachricht.
Aus dem sportlichen Bereich gibt es die nämlich weiterhin nicht. Der als Stammspieler und Torgarant verpflichtete Sebastian Andersson konnte zwar das Abschlusstraining vor dem heute anstehenden Heimspiel gegen Leipzig absolvieren, mit in den Mannschaftsbus stieg er trotzdem nicht. Überraschenderweise vermeldet der FC selbst auf seiner Homepage dessen ungeachtet lediglich, dass hinter dem Einsatz des Mittelstürmers „ein Fragezeichen“ stehe, „er wird wohl nicht dabei sein“, heißt es weiter. Vielleicht möchte man sich jedes Hintertürchen offenlassen. Nötig hätte Friedhelm Funkel derzeit vermutlich jede Option.
Kaum Möglichkeiten
Da auch mit Jan Thielmann und Iso Jakobs die schnellen Außenbahnspieler im Kader des effzeh weiterhin ausfallen, muss der “Feuerwehrmann” in seinem zweiten Spiel nach der Rückkehr nach Köln kreativ werden. Immerhin Ondrej Duda kehrt nach seiner Gelbsperre in den Kader zurück, zudem ist Tolu Arokodare neu mit dabei. Dimitrios Limnios und Tim Lemperle bleiben dafür außen vor. Und schon sind wir beim eigentlichen Problem. Das Duell mit Leipzig findet am 30. Spieltag dieser Bundesliga-Saison statt. Es gibt also für die Mannschaft des 1. FC Köln noch fünf Möglichkeiten Punkte gegen den drohenden Abstieg zu sammeln. Nur noch fünf Spiele. Und Friedhelm Funkel muss nun zeigen, ob er das leisten kann, wofür er geholt wurde.
Denn der derzeit älteste Coach der Bundesliga, der heute übrigens gegen sein jüngstes Pendant, Julian Nagelsmann, antritt, versprühte zu Amtsantritt große Zuversicht, dass der Abstieg noch verhindert werden könnte. „Ich glaube fest daran, dass unser Ziel mit dieser Mannschaft zu erreichen ist.“ Gehen wir mal konstruktiverweise davon aus, dass es zu dieser optimistischen Äußerung auch einen Plan gibt. Und selbst wenn dieser nicht unbedingt Punkte gegen die ambitionierten Leipziger eingeplant hat, so wird es in Spiel zwei von sechs durchaus wichtig sein zu erkennen, worin der Plan Funkels mit dieser Mannschaft denn bestehen soll. Denn in Spiel eins war im Endeffekt das zu erkennen, was den FC durch die komplette Gisdol-Saison begleitete: gute Ansätze, sichtbares Bemühen auf der einen Seite – viel zu einfache Gegentore und kaum eigene Torgefahr auf der anderen Seite.
Die FC-Elf braucht eine klare Idee
Vielmehr war der Analyse des neuen Übungsleiters denn auch im Vorfeld des Leipzig-Spiels nicht zu entnehmen: „Der Wille ist der Mannschaft nicht abzusprechen. (…) Wenn wir in den nächsten Wochen Spiele gewinnen wollen, müssen wir in der Offensive viel effektiver werden.“ Um es anders auszudrücken: dieses Spiel gegen Leverkusen hätte auch gut und gerne weiter Markus Gisdol verantworten können. Funkel braucht nun dringend einen echten neuen Impuls. Er hat nur das Personal, was der Kader hergibt. Und es ist durchaus nachvollziehbar, dass der Alttrainer in höchster Not nicht auf die ganz Jungen und unerprobtem Tim Lemperle oder Marvin Obuz setzt. Nur, woher soll dann der neue Impuls kommen? Gegen Leverkusen sahen Personal, Formation und eben auch Ansatz ähnlich aus wie unter Markus Gisdol. Das Problem, dass diesen Spielern gut Zureden nicht reichen wird, hat Funkel so direkt harsch vor Augen geführt bekommen. Die Elf des FC braucht eine klare Idee. Eine einzige. Dieser Idee müssen die Spieler vertrauen, wie einfach sie auch sein möge.
“Das letzte, was wir machen werden, ist aufstecken. Genau mit dieser Einstellung werden wir das Spiel gegen Leipzig angehen.”
Seinen Optimismus hat Friedhelm Funkel nach dem Leverkusen-Spiel jedenfalls noch nicht ad acta gelegt: „Das letzte, was wir machen werden, ist aufstecken. Genau mit dieser Einstellung werden wir das Spiel gegen Leipzig angehen. (…) Das wird das Ziel sein und ich bin überzeugt, dass wir das hinkriegen.“ Über das ‚Wie‘ schwieg der Trainer sich aus. Vielleicht gehört es aber auch zum Repertoire des Alt-Trainers möglichst wenig darüber preiszugeben, wie er den Gegner ärgern möchte. Dass Funkel-Teams Leipzig durchaus Schwierigkeiten bereiten können, weiß zumindest sein Gegenüber Julian Nagelsmann: „In der Vergangenheit hat uns Friedhelm Funkel auch mit Fortuna Düsseldorf vor einige Probleme gestellt und es waren immer knappe Spiele.“ Nagelsmann hat im Gegensatz zu vielen Beobachtern auch beim Spiel der Kölner gegen Leverkusen durchaus einige Veränderungen festgestellt: „Mir sind beim Spiel gegen Leverkusen schon einige Dinge aufgefallen. Der FC hatte mehr Ballbesitzphasen und stand höher.“