Im Geißbockheim traf ich Hermann Knöppel, deutscher Meister mit den FC-Amateuren und Vizemeister mit der A-Jugend, der von der Zeit berichtete, in der er zum Double-Kader unter Hennes Weisweiler gehörte, und Rocco Kühn, einen der ersten talentierten Nachwuchsspieler, die nach der Wende den Weg von Ost nach West beschritten und der für die Jugendmannschaften des 1. FC Köln und des DFB viele Tore schoss.
… und Antworten
Bei allen Unterschieden in den Lebensläufen gab es auffällige Gemeinsamkeiten: Den Durchsetzungswillen, den Biss, der diese Spieler bis an die Schwelle zum Profigeschäft gebracht hatte, zeigten sie auch in der Ausbildung und im Beruf. Dies verhalf ihnen dort zu dem Erfolg, der ihnen im Fußball versagt blieb. Eine weitere Gemeinsamkeit: Ohne Ausnahme fanden alle das Glück da, wo man es am meisten schätzt: im privaten Bereich, in ihrer Familie.
Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images
Gab es Muster, Erklärungsansätze, warum diese Spieler es nicht in das ganz große Rampenlicht geschafft hatten? Ja, die gab es. Verletzungen oder ungünstige Trainer-Spieler-Konstellationen, manchmal auch beides zusammen, waren in den meisten Fällen verantwortlich hierfür. Gelegentlich war es aber auch einfach nur Pech.
So konnte etwa der Übergang vom Junioren- in den Seniorenbereich in eine Phase fallen, in der der Verein kaum bis gar nicht auf den eigenen Nachwuchs setzte. Wie etwa in den späten 90er Jahren in der Folge des Bosman-Urteils, als die Kölner mehr auf möglichst ablösefreie, gestandene Profis setzten und die Kostners, Grassows, Fursths, Vucevics und Rychkovs die Kaderplätze einnahmen, die den Talenten vorenthalten blieben.
“Es reicht nicht” – und trotzdem glücklich
Und trotzdem, eines wurde nach den Gesprächen ganz deutlich: Man kann ein glückliches und erfülltes Leben haben, auch wenn ein großer Traum, in dessen Erfüllung man sehr viel Energie, Leidenschaft und Herzblut gesteckt hat, wie eine Seifenblase zerplatzt. Die Beispiele sprechen für sich.
Es wird noch viele talentierte Nachwuchsfußballer beim FC geben, für die der Satz: “Es reicht nicht” einen großen Traum beenden und zu tiefer Enttäuschung führen wird. Vielleicht hilft die eine oder andere Geschichte, die in den Lebenswegen erzählt wird, dies besser verarbeiten zu können in der Gewissheit, dass alles Glück der Erden ganz sicher nicht nur auf dem grünen Rasen gefunden wird, sondern anderswo, bei Freunden, im Beruf, in der Partnerschaft, in der Familie.
Der nächste Lebensweg beschäftigt sich mit einem Torwart aus der großen Talenteschmiede des 1. FC Köln auf dieser Position, der es in den Kader der deutschen Jugendnationalelf geschafft hat und der auch heute noch mit dem Fußball eng verbunden ist. Um wen es sich dabei handelt? Der nächste Artikel dieser Serie wird Auskunft darüber geben.
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