Folge uns
.

Geißbockheim

In der UEFA Youth League trifft der 1. FC Köln auf den KRC Genk: Europapokal am Geißbockheim

Ein Highlight wartet auf die U19 des 1. FC Köln: In der UEFA Youth League geht es unter der Woche im Hinspiel gegen den KRC Genk zur Sache. Trainer Stefan Ruthenbeck erwartet gegen den belgischen Nachwuchs ein Duell zweier absoluter Topmannschaften.

FIFA Youth League 2019/20: Szene aus der Partie zwischen dem KRC Genk und dem FC Liverpool (Foto: IMAGO/PA Images)

Es war spät geworden an jenem Abend im Geißbockheim irgendwann Ende der Siebziger, aber niemand dachte daran, nach Hause zu gehen. Hennes Weisweiler, damals Trainer des 1. FC Köln, saß in geselliger Runde mit einigen Gästen aus Japan, die den großen Lehrmeister höflich und doch bestimmt mit Fragen rund um den  Volkssport Nummer eins löcherten. Man hatte einige Gläschen getrunken, die Stimmung war gelöst, als einer der Gäste Weisweiler nach dem Wert des Dribblings im Fußball fragte.  FC-Legende Karl-Heinz Thielen erinnert an diese Szene in seiner Autobiographie „Zwischen den Spielen. 1960 – 2010“ und überliefert Weisweilers Antwort so: „The dribbling is a middle of football.“

Restart – der belgische Fußball erfindet sich neu

Einige Jahrzehnte später, zu Beginn der 2000er Jahre, geriet der Fußball nicht nur in Deutschland in eine tiefe Krise, sondern auch in Belgien, unserem westlichen Nachbarland. Bei der WM 1998 wie auch bei der Heim-EM 2000 waren die „Rode Duivels“ sang- und klanglos ausgeschieden, in der Nationenwertung fanden sie sich auf einem Platz jenseits der 50 wieder.  Es musste sich etwas ändern. Und das tat es auch, fast gleichzeitig in Nachwuchsförderung und Trainerausbildung. Kris van der Haegen, verantwortlich für letzteren Bereich, umschreibt die Neuorientierung in Christoph Biermanns Artikel „Warum der belgische Fußball so stark ist“ (Der Tagesspiegel, 27.06.2021) so: „Fußball ist ein kollektiver Sport, aber er wird von Individuen gespielt. Bevor sie [die jüngsten Nachwuchskicker] das Passen lernen, sollen sie erst dribbeln können.“

„Fußball ist ein kollektiver Sport, aber er wird von Individuen gespielt. Bevor sie [die jüngsten Nachwuchskicker] das Passen lernen, sollen sie erst dribbeln können.“

Da war es wieder, das Dribbling, das Mittel des Fußballs, das vom Gladbacher und Kölner Meistertrainer bereits vor Jahrzehnten als ein elementarer Bestandteil von Trainerlehre und Talentförderung im Nachwuchsbereich erkannt worden war. Die Freude an der Finte, am Umgang mit dem Ball und nicht die Fixierung auf Taktik und Kondition. Ballfertigkeiten entwickeln, den jungen Spielern den Spaß am Spiel vermitteln und ihnen Freiheiten lassen, damit sie Probleme auf dem Platz selber lösen lernen. Kaum irgendwo ist diese Überzeugung so konsequent umgesetzt worden wie in unserem westlichen Nachbarland. In den Nachwuchszentren des RSC Anderlecht mit seinem „Purple Talent Project“, in Lüttich mit der Académie Robert Louis-Dreyfus – und nicht zuletzt in der Jos Vaessen Talent Academy des KRC Genk.

Ausgebildet beim KRC Genk – de Bruyne, Courtois, Origi und Co.

In der Talentschmiede dieses Vereins aus dem kleinen Städtchen in der Provinz Limburg, das keine 70.000 Einwohner zählt, lernten spätere Weltstars das kleine ABC des Fußballs. So schnürten Kevin de Bruyne und Thibaut Courtois ihre Fußballschuhe hier, aber auch Leandro Trossard, Christian Benteke, Divock Origi – und viele andere mehr. Die heutigen Jungtalente des Klubs eifern ihnen nach und nutzen dazu die großzügigen Möglichkeiten der Talent Academy. Fünf Rasenplätze stehen ebenso ausschließlich für den Nachwuchs zur Verfügung wie zwei Kunstrasenplätze, ein Indoor-Fußballfeld sowie hochmodernes, 2400 qm großes Jugendzentrum mit zahlreichen Trainings- und Schulungsmöglichkeiten.

Kevin de Bruyne im Trikot des KRC Genk (Foto: IMAGO/Belga)

Für den Verein lohnen sich diese Investitionen. Alleine in den letzten fünf Jahren wurde als Ergebnis konsequenter Nachwuchsarbeit und geschickten Scoutings ein Transferüberschuss von über 70 Millionen Euro erzielt – und dabei die sportliche Qualität des Kaders keineswegs reduziert, eher im Gegenteil. Im Jahr 2019 wurde Genk Belgischer Meister, 2020 gewann man den Supercup, 2021 den Belgischen Pokal. Erfolge, die auch durch den immer weiter sprudelnden Talentbrunnen ermöglicht wurden. Und so verwundert es nicht, dass die Jugendabteilung der „Blau-Weißen“ zusammen mit der des RSC Anderlecht zu den führenden Talentschmieden des Landes gehört, wovon nicht zuletzt die wiederholte Teilnahme der Genker an der Meisterrunde der UEFA Youth League zeugt. In der ersten Runde des diesjährigen Wettbewerbs messen sich die Nachwuchsakteure des „Koninklijke Racing Club“ nun mit ihren Konkurrenten vom Rhein, der U19 des 1. FC Köln.

Besonderheiten des belgischen Nachwuchsfußballs

Am Ende der Saison 2019/20 hatte sich der Nachwuchs der Blau-Weißen für die UEFA Youth League qualifiziert, musste jedoch wie die Kölner die Enttäuschung verdauen, dass dieser Wettbewerb bereits vor der 1. Runde pandemiebedingt abgesagt werden musste. Immerhin haben die Genker in der Vorsaison bereits Erfahrungen in der Youth League sammeln können, dabei mit dem FC Liverpool, dem SSC Neapel sowie dem FC Salzburg die Klingen gekreuzt. Diese drei Vereine waren jeweils mit ihren U19-Teams angetreten, einer Altersstufe, die es allerdings im belgischen Fußball seit der Saison 2018/19 nicht mehr gibt.

Die älteste Jahrgang in der Jugend ist die U18, die unserem jüngeren A-Jugend-Jahrgang entspricht. Darüber gibt es ein sogenanntes Beloften-Team, eine Art “U21”, das ein Altersspektrum von 18 bis 20 Jahren umfasst. Der Sinn dieser Regelung ist, dass die talentiertesten Spieler der U18 sich den Anforderungen des Senioren-Fußballs schon ein Jahr früher stellen müssen und dies den Übergang in den Profibereich erleichtern soll. Die U18 des KRC Genk spielt in einer nationalen Liga, wurde 2019/20 dort Meister und liegt auch in der aktuellen Saison auf Platz eins der Tabelle – vor den Teams aus Anderlecht, Brügge und Lüttich. Die Pole-Position nimmt auch die “U21” der Genker ein und hat damit gute Chancen, in der nächsten Saison erstmalig an der Proximus League, der zweiten Liga des Nachbarlands, teilnehmen zu dürfen.

Luca Oyen beim Youth League-Match gegen den FC Liverpool 2019/20 (Foto: IMAGO/PA Images)

Mehrarbeit bedeutete dies indes für die Verantwortlichen der U19 des 1. FC Köln, denn die mussten bei ihrer Gegnerbeobachtung nun mit U18 und “Beloften” zwei Teams des KRC Genk in den genauen Blick nehmen. “Wir haben das aber organisieren können”, sagt U19-Trainer Stefan Ruthenbeck. “Letzten Montag haben wir jemanden da gehabt, der sich die “U21″ angeschaut hat, und mein Co-Trainer ist am letzten Wochenende zum Spiel der U18 gefahren. Zudem haben wir vom Gegner auch Videomaterial bekommen, so dass wir wissen, was uns gegen Genk erwartet.”

Der Nachwuchs des KRC Genk und des 1. FC Köln – (k)ein Vergleich

ZurückSeite 1 von 2

Mehr aus Geißbockheim

.