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Vorspiel

1. FC Köln gegen Hertha BSC: Das erste Mal Abstiegskampf

Nach dem schweren Auftaktprogramm beginnt mit dem Heimspiel gegen Hertha BSC der heiße Herbst für den 1. FC Köln. Auch der Gegner aus Berlin steht nach fünf Spieltagen mit dem Rücken zur Wand und braucht Ergebnisse, Trainer Ante Covic steht nach dem Einstieg von Investor Windhorst bereits unter Druck.

Cologne's French striker Anthony Modeste (L) celebarte after a goal during the German First division Bundesliga football match of FC Cologne vs Hertha Berlin in Cologne, on March 18, 2017. / AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ / RESTRICTIONS: DURING MATCH TIME: DFL RULES TO LIMIT THE ONLINE USAGE TO 15 PICTURES PER MATCH AND FORBID IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO. == RESTRICTED TO EDITORIAL USE == FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050 (Photo credit should read PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)
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Wenn man als Beobachter des 1. FC Köln seine Antennen unter der Woche verstärkt in Richtung Geißbockheim richtete, so empfing man unterschiedliche Signale. FC-Trainer Achim Beierlorzer auf der einen Seite gab sich gegenüber dem „Express“ betont lässig und nahm Druck von der Mannschaft, indem er verkündete, das es am 6. Spieltag noch kein Endspiel gibt. Weiter führte er in seiner bekannt optimistischen Art aus, man müsse weiter Begeisterung und Freude ausstrahlen.

Sportchef Armin Veh hingegen schlug etwas andere Töne an, indem er der „Bild“ in den Notizblock schrieb, die Bundesliga sei Ergebnissport und die “Geißböcke” eben jene Ergebnisse brauchen würden. Die beiden Verantwortungsträger setzten also unterschiedliche Akzente. Als Ursache kann man annehmen, dass man auch Ende September noch nicht so ganz weiß, wo man steht. Zwar sind drei Punkte nach fünf Spielen nicht besonders, jedoch war das Auftaktprogramm auch enorm schwierig und die Mannschaft schlug sich gegen Meister und Vizemeister unterm Strich ordentlich.

Die Zeit der Ausreden ist in Köln vorbei

Man muss in den unterschiedlichen Richtungen der Statements deswegen keine „Good Cop, Bad Cop“ – Spielerei sehen. Aber man merkt: Der Honeymoon zwischen Beierlorzer, der Bundesliga und dem FC ist ebenso wie die Zeit der Ausreden vorbei! Das harte Auftaktprogramm haben die “Geißböcke” zwar gerade so im Soll absolviert, doch mit dem Heimspiel gegen Hertha beginnt der heiße Herbst.

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Es wird sich beginnend mit dem Heimspiel am Sonntag voraussichtlich schnell zeigen, wohin die Reise für den FC diese Saison hingehen wird: Bis zum Sessionsauftakt am 11.11. stehen neben dem Heimspiel gegen Hertha Auswärtsspiele bei Schalke, Mainz, Düsseldorf und im Pokal bei Viertligist Saarbrücken an, während man zuhause Paderborn und Hoffenheim empfängt.

COLOGNE, GERMANY - SEPTEMBER 14: Cologne fans show their support during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Borussia Moenchengladbach at RheinEnergieStadion on September 14, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images)

Foto: Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images

Auf dem Papier sollte der Bundesliga-Aufsteiger in jeder dieser Partien, mit Ausnahme des Auswärtsspiels bei Schalke vielleicht gute Chancen auf Zählbares haben. Punkten die “Geißböcke” allerdings nicht regelmäßig und stehen im November folgerichtig tief im Abstiegskampf, wird es schwer, den auffallenden Optimismus Beierlorzer Prägung aufrechtzuerhalten.

Ohne Ehizibue – und ohne Czichos?

Mit welchem Personal der FC-Coach das Spiel angehen wird können, entscheidet sich erst am Wochenende. Klar ist: Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibuze wird nach seiner roten Karte in München gesperrt fehlen. Beierlorzer nannte auf der Pressekonferenz drei in Frage kommende Alternativen: Benno Schmitz, Matthias Bader und Sebastiaan Bornauw.

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Letzterer ist vermutlich die erste Wahl – allerdings nur, wenn Rafael Czichos rechtzeitig von seinem grippalen Infekt gepaart mit einem Magen-Darm-Virus gesundet. Ansonsten wird der Belgier in der Innenverteidigung gebraucht. Außerdem wird Youngster Darko Churlinov dem FC wegen Fieber nicht zur Verfügung stehen.

Spielerisch wird eine der entscheidenden Fragen für das Spiel gegen Hertha sein, wie der FC zu Torchancen kommen wird und ob er sie verwerten kann. Bislang waren die Beierlorzer-Schützlinge in keinem Spiel dazu gezwungen, das Spiel machen zu müssen und konnte vornehmlich durch Pressing und blitzschnelle Umschaltmomente nach Balleroberungen Chancen kreieren.

Das Ziel heißt: Den ersten Heimsieg der Saison einfahren

Auf einen offensiv auftretenden Gast mit Bock auf Ballbesitz dürfen die Kölner allerdings dieses Mal nicht hoffen. Beierlorzer weiß dies, arbeitete unter der Woche an Offensivbewegungen und darin, den Ball in gefährliche Zonen zu bekommen und die Abwehr auszuhebeln. Den Rest sollen die Fans im Heimspiel richten: „Jeder in diesem Stadion soll sehen: Diese Mannschaft will dieses Spiel unbedingt gewinnen.“

“Zu Hause wollen wir mit absolutem Siegeswillen herangehen und die drei Punkte hierbehalten”

Auf die Mannschaft wartet eine andere Art von Spiel als bisher: Es wird längere Ballbesitzphasen in der eigenen Hälfte geben, Geduld wird eine der entscheidenden Tugenden sein und die Restverteidigung wird stehen müssen, wenn die Hertha zu Kontern ansetzt. Unterbinden die “Geißböcke” diese und gelingt es dem FC, die Offensive in Gang zu setzen und den Spagat zwischen Gier auf den Ball auf der einen und Absicherung auf der anderen Seite zu schaffen, sind drei Punkte gut möglich. Doch der Aufsteiger ist am Scheideweg und kann nicht gänzlich unbefreit agieren: Eine Heimniederlage und der Druck im Millionendorf am Rhein steigt vor dem Auswärtsspiel auf Schalke unangenehm.

Hertha mit Investor und neuem Trainer

Doch nicht nur in Köln, auch bei der Hertha ist eine ähnliche Situation vorhanden. Nach der vergangenen Saison trennte sich die “Alte Dame” nach vier mehr oder weniger erfolgreichen Jahren von Pál Dardai. Manager Michael Preetz begründete dies mit der Notwendigkeit eines neuen Impulses. Für ihn übernahm der Kroate Ante Covic, der 2010 als U15-Trainer der Berliner begann und sich dann Schritt für Schritt die Jugendmannschaften hochtrainierte, bis er diesen Sommer oben bei den Profis ankam.

Überlagert wurde der Trainerwechsel in der bundesweiten Öffentlichkeit allerdings durch den Einstieg des Investors Lars Windhorst. Das einstige Wirtschaftswunderkind erwarb mit seiner Beteiligungsfirma Tennor für 125 Mio. Euro rund 37,5 Prozent an der Hertha. Nächstes Jahr könnten auf Wunsch und dem nötigen Kleingeld noch einmal 12,4 Prozent dazu kommen, Windhorst würde dann 49,9 Prozent an der Hertha halten. Es ist aber auch so der größte Finanzdeal in der Geschichte der Bundesliga. Im “Spiegel” ließ sich Windhorst mit den Worten zitieren, dass die Hertha wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten “Big City Club” werden könne.

Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images

Viele Fans lehnen den Einstieg eines Investors bekanntermaßen generell ab. Aber auch wenn man Fragen um Investoren und 50+1 eher locker sieht und Investoren nicht kategorisch für den eigenen Club ausschließt, kann man in diesem Fall begründet skeptisch werden. Windhorst hatte in den 90er Jahren als Jugendlicher eine Computerfirma aufgebaut und damit sogar den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl beeindruckt. Als Teil von Wirtschaftsdelegationen durfte er als Teenager mit Kohl mitreisen und galt als sein Aushängeschild.

Wie seriös ist Windhorst und sein Invest?

Doch der Fall war umso tiefer: Anfang des Jahrtausends platze die Dotcom-Blase, drei seiner Firmen gingen pleite und der Ostwestfale wurde wegen Untreue in 27 Fällen verurteilt. Das die 125 Millionen Euro eine Einmalzahlung sind und man mit dieser Summe heutzutage zwar so einiges anstellen, aber nicht einen Bundesliga-Verein aus dem Mittelfeld in ansatzweise in Richtung Real Madrid oder den FC Chelsea schieben kann, lässt einen zusätzlich zumindest zweifeln, ob es mit der Seriosität von Windhorsts Invest besonders weit her ist.

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Dennoch weckt der Geldregen verbunden mit dem Trainerwechsel in der Öffentlichkeit natürlich Erwartungen und verleitet den ein oder anderen zu träumen. Zumindest aber von Mittelfeldclubs wie Bremen oder Mainz sollte man eher kurz- als mittelfristig nicht nur tabellarisch, sondern auch strukturell hinter sich lassen. Auf dem Transfermarkt legte man im Sommer immerhin schon einmal 33 Millionen Euro auf den Tisch, auch wenn man für Valentino Lazaro rund 22 Millionen von Inter Mailand bekam.

Foto: Sean Gallup/Getty Images News

Investoreneinstieg, neuer Trainer und viel in den Kader geflossenes Geld: Die “Alte Dame” hatte sich vom Sommer 2019 Aufbruchstimmung versprochen. Nach fünf Spieltagen ist Ernüchterung eingekehrt: War der erste Spieltag mit einem 2:2 in München noch zufriedenstellend, setzte es danach zwei 0:3-Niederlagen gegen Wolfsburg und auf Schalke sowie ein 1:2 in Mainz. Am vergangenen Spieltag konnten die Berliner zwar schließlich mit einem 2:1 zuhause gegen den SC Paderborn den ersten Saisonsieg feiern, hatte jedoch spielerisch sehr wenig zu bieten und unter dem Strich keine 40 Prozent Ballbesitz und 1:8 Ecken.

Für die neuen Ansprüche der Hertha ist dies ohne Frage zu wenig. „Heute ging es um das Ergebnis“, gab Covic nach dem Sieg zu Protokoll. Dies gilt auch am kommenden Sonntag für beide Teams. Denn für den Verlierer wird es eine unangenehme Woche, der Sieger allerdings verschafft sich eine erst einmal etwas Luft. Das wird man auch am Geißbockheim so sehen, mit den unterschiedlichen Signalen ist es nach dem richtungsweisenden Spiel jedenfalls so oder so vorbei. Veh und Beierlorzer werden am Sonntagabend wissen, wo ihr Team steht.

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