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Nachspiel

2:3 gegen den 1. FSV Mainz 05: Später Stich ins Herz für den 1. FC Köln

Gut, aber nicht gut genug: Der 1. FC Köln verliert durch ein Tor in der Nachspielzeit gegen den 1. FSV Mainz 05. Für Markus Gisdol war es das letzte Spiel seiner Zeit bei den „Geißböcken“.

Fussball, 1.BL Saison 2020/2021, 1.FC Köln vs FSV mainz 05, 11.04.2021, Rheinenergiestadion Köln, Leandro Barreiro Martins erzielte das 2:3 für Mainz 05 *** Football, 1 BL season 2020 2021, 1 FC Köln vs FSV mainz 05, 11 04 2021, Rheinenergiestadion Köln, Leandro Barreiro Martins scored the 2 3 for Mainz 05.
Foto: imago images / Chai v.d. Laage

Jonas Hector konnte einem wirklich leid tun. Wie ein Häufchen Elend kauerte der Kapitän des 1. FC Köln an einer Werbebande vor der Südtribüne des Müngersdorfer Stadions, sinnierte vermutlich in herzzerreißender Optik über die Ungerechtigkeit des Lebens im Gesamten und vor allem des Fußballs im Speziellen nach. Wenige Augenblicke zuvor hatten die „Geißböcke“ das sogenannte Sechspunktespiel gegen den 1. FSV Mainz 05 maximal unglücklich verloren, hatte der FC den entscheidenden Treffer zur 2:3 (1:1)-Niederlage in der Nachspielzeit einstecken müssen. Wenn schon scheitern, dann wohl wenigstens mit dem größtmöglichen Drama – anders scheint es dieser 1. FC Köln einfach nicht zu können.

Leandro Barreiros Siegtor in der 93. Minute, der späte Stich ins kölsche Herz, war der Schlusspunkt einer Partie, in der die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol einmal mehr auf unnachahmliche Art und Weise einen Weg gefunden hatte, sich selbst mit dem Allerwertesten einzureißen, was zuvor mühsam aufgebaut wurde. Den frühen Rückstand durch Jean-Paul Boetius (11.) hatten die „Geißböcke“ weggesteckt, drehten das Spiel durch Ondrej Dudas verwandelten Handelfmeter (43.) und Ellyes Skhiris Kopfballtor (61.). Doch das sollte dem FC an diesem Sonntagabend nicht zum erlösenden Heimsieg reichen: Karim Onisiwo glich die Kölner Führung prompt aus (65.), bevor kurz vor dem Abpfiff der endgültige Knockout auf das Gisdol-Team wartete.

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Hector: “Wir bringen uns zu häufig selbst um den Lohn”

„Ich ärgere mich extrem, dass wir das Spiel verloren haben. Wir reißen uns jede Woche den Arsch auf, bringen uns aber zu häufig selbst um den Lohn“, analysierte Hector sichtlich bedient und um Worte ringend nach dem bitteren Tiefschlag: „ Wir haben bei den Gegentoren leider nicht gut verteidigt, die Treffer bekommen wir zu einfach. Das ist extrem bitter, aber wir werden weiter alles reinhauen, um zu punkten. Der Frust ist groß, aber es geht weiter. Es bringt ja nichts, wenn wir uns jetzt alle irgendwo einschließen. Wir haben noch sechs Spiele vor Brust, in denen wir versuchen werden, so viele Punkte wie möglich zu holen“, verbreitete der FC-Kapitän noch Zweckoptimismus für die anstehenden Aufgaben bis zum Saisonende.

“Wir haben bei den Gegentoren leider nicht gut verteidigt, die Treffer bekommen wir zu einfach.”

So viele Punkte wie möglich holen – mit dieser Ansage waren die „Geißböcke“ auch in das immens wichtige Duell gegen die Mainzer gegangen. Ein Erfolg gegen einen direkten Kontrahenten um den Klassenerhalt: Das war das erklärte Ziel für den FC um Trainer Markus Gisdol, der gegen die „Nullfünfer“ auf die Startelf-Rückkehrer Sebastian Andersson und Florian Kainz (ersetzten Ismail Jakobs und Dominick Drexler in der Kölner Anfangsformation) setzen konnte. Den ersten Stich setzten allerdings die Gäste, die mit ihrem ersten Torschuss in Führung gingen: Nach eigenem Einwurf vertändelte Noah Katterbach den Ball, das schnelle Umschalten der Mainzer veredelte Boetius mit einem sehenswerten Abschluss von der Strafraumgrenze.

Duda und Skhiri drehen die Partie nur kurz

Den kurzen Schock schüttelte der FC schnell ab, hatte durch Andersson gleich zwei große Chancen auf den sofortigen Ausgleich (19., 20.). Der Abstiegskracher in Müngersdorf: Er entwickelte sich zum umkämpften Duell zweier Teams, die nahezu mit offenem Visier gegeneinander antraten. Moussa Niakhate scheiterte an Timo Horn (33.), auch Barreiro kam kurz vor der Pause nicht an Kölns Keeper vorbei (45.). Vor der Pause hatten die „Geißböcke“ auf 1:1 stellen können: Philipp Mwene bekam Kingsley Ehizibues Schuss an den Arm, Schiedsrichter Felix Brych entschied nach einem Gang in die Review Area auf Strafstoß. Ondrej Duda verwandelte den Handelfmeter etwas glücklich – Ausgleich FC, der sich den Treffer durchaus verdient hatte.

210412 -- COLOGNE, April 12, 2021 -- Ellyes Skhiri C of Koeln celebrates his scoring with teammates during a German Bundesliga football match between FC Koeln and FSV Mainz 05 in Cologne, Germany, April 11, 2021. FOR EDITORIAL USE ONLY. SPGERMANY-COLOGNE-FOOTBALL-BUNDESLIGA-KOELN VS MAINZ ShanxYuqi PUBLICATIONxNOTxINxCHN

Foto: imago images / Xinhua

Auch nach dem Seitenwechsel, den Gisdol zu zwei Wechseln (Jakobs und Horn kamen für Ehizibue und Katterbach) nutzte, spielten die Gastgeber weiter auf Sieg. Marius Wolfs Kopfball nach einer Duda-Flanke lenkte Mainz-Keeper Zentner mit einem Blitzreflex noch an die Latte (59.). Zwei Minuten später war er allerdings machtlos, als Skhiri nach Hectors Freistoß von der linken Seite am zweiten Pfosten freistehend zum 2:1 einköpfte. Lange durfte sich der FC allerdings nicht über die wichtige Führung freuen: Auf links bekam Boetius zu viel Freiraum, seine perfekt getimte Hereingabe drückte Onisiwo ohne Gegenwehr zum 2:2 über die Linie.

Der 1. FC Köln trennt sich von Markus Gisdol

„Da dürfen wir eigentlich kein Tor bekommen“, schloss ein gefasster Gisdol nach der Partie. „Wir können so nicht verteidigen“, mahnte auch Spielmacher Duda die Defensivleistung an. Der FC verteidigte allerdings so – und nicht zum ersten Mal in der Saison. So kam es eigentlich auch wenig überraschend, dass der Lucky Punch am Sonntagabend in Müngersdorf nicht den „Geißböcken“, sondern vielmehr dem 1. FSV Mainz 05 gelang. In einem Abziehbild des zweiten Treffers ließ das Gisdol-Team Mainz einmal mehr zu viel Raum auf deren linken Seite, stand völlig unsortiert im Zentrum. Barreiro nutzte das nach Mwenes Flanke mit einem platzierten Abschluss von der Sechzehnerkante zum aus Mainzer Sicht umjubelten Siegtreffer, der sich für den FC wie ein später Stich ins Herz anfühlte.

„Wir waren heute die bessere Mannschaft, aber wir kriegen unsere Leistungen nicht in Punkte umgemünzt. Das Ergebnis stimmt nicht, das ist bitter“, sinnierte Gisdol nach der Partie, die seine letzte beim 1. FC Köln sein sollte. Am späten Sonntagabend verkündete der Verein die Trennung vom umstrittenen Chefcoach. „Mit einem Trainerwechsel wollen wir der Mannschaft für diese entscheidende Phase mit einer neuen Konstellation einen neuen Impuls geben“, erklärte FC-Sportchef Horst Heldt, der im Sommer den Vertrag mit dem Fußballlehrer ohne Not noch bis 2023 verlängert hatte. Irgendwie ist es schon ironisch, dass Gisdol nach drei Leistungen, die definitiv zu den besseren in seiner Ära zählten, gehen muss. Weil der FC mittlerweile trotz ordentlichen Auftritten zu oft mit leeren Händen da stand statt sich mit Gruselfußball auf unerklärliche Art und Weise Punkte zu stibitzen. Wenn schon scheitern, dann wohl wenigstens mit dem größtmöglichen Drama.

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