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Nachspiel

Der 1. FC Köln gewinnt mit 3:2 gegen Mainz: Déjà-vu oder ein Sieg der ganz besonderen Art

Gegen den 1. FSV Mainz 05 dreht der 1. FC Köln einen 0:2-Rückstand und blüht vor allem dank eines goldenen Händchens von Trainer Steffen Baumgart in der 2. Halbzeit auf. Ein Sieg der ganz besonderen Art für die “Geißböcke”, auf die nun das Derby wartet.

Die Spieler des 1. FC Köln und die Südkurve feiern das 3:2 gegen Mainz (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Jeder kennt es, fast alle haben es bereits erlebt: ein Déjà-vu. Man glaubt, ist sich vielleicht sogar recht sicher, ein gegenwärtiges Ereignis in der Vergangenheit in gleicher Weise schon einmal gesehen oder durchlebt zu haben. In “… und täglich grüßt das Murmeltier” ist die von Bill Murray gespielte Hauptfigur sich wiederholenden Déjà-vus ausgesetzt, befindet sich in einer Zeitschleife, aus der sie nur dadurch herausfindet, dass sie ihr Leben von Grund auf ändert. Aber auch im wirklichen Leben gibt es Déjà-vus – und damit auch im Fußball.

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Ein 3:2 gegen Mainz: Da war doch schon mal was…

Ein solches Déjà-vu mag zwei der siegreichen Spieler des 1. FC Köln am 9. April 2022 bei diesem 3:2-Erfolg über den 1. FSV Mainz 05 am 29. Spieltag der laufenden Spielzeit durch den Kopf gegangen sein, wenn sie sich an Datum, Gegner und Torfolge einer Partie der Saison 2015/16 erinnert haben. Am 17. April 2016 war es, als Jonas Hector und Anthony Modeste mit ihrem Team zur Begegnung des 30. Spieltags in der Mainzer Coface Arena antreten mussten.

Freude pur bei Steffen Baumgart und Torschütze Luca Kilian nach dem 3:2-Siegtreffer gegen Mainz (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Die Partie ließ sich schlecht an für den FC. Wie gestern lag das Team zur Pause mit 0:1 im Hintertreffen und musste nach der Halbzeit gar das 0:2 hinnehmen. Marcel Risse, Milos Jojic und Anthony Modeste bogen mit ihren Toren das Spiel noch um und ließen die Mannschaft die Heimfahrt nach Köln mit einem 3:2-Sieg im Gepäck antreten. Modestes Siegtor fiel damals in der 82. Spielminute, diesmal traf Luca Kilian zum 3:2 – ebenfalls in Minute 82.

Mainzer Kontrolle – Kölner Comeback

Alle wussten es, Trainer Steffen Baumgart hatte es immer wieder betont: Die Mainzer spielen intensiv, giftig, gallig und gerne vertikal. Alleine – die Spieler des 1. FC Köln fanden lange kein Mittel dagegen, produzierten zahlreiche Fehlpässe, blieben in Zweikämpfen zu oft zweiter Sieger und kamen bis zur 60. Spielminute zu keiner einzigen klaren Torgelegenheit. Das sah auch Steffen Baumgart so: “Die ersten 60 Minuten waren wir nicht gut im Spiel, haben viele Fehler gemacht”, sagte er nach Spielschluss. Burkardt vor der Pause und Onisiwo nach langem Sprint in der 55. Spielminute münzten die Spielkontrolle ihres Teams in eine bis zu diesem Zeitpunkt verdiente 2:0-Führung um.

“Die ersten 60 Minuten waren wir nicht gut im Spiel, haben viele Fehler gemacht.”

Dann griff Trainer Steffen Baumgart ein und stellte mit drei Wechseln die Statik der Partie auf den Kopf. Salih Özcan, Dejan Ljubicic und Louis Schaub kamen in das Spiel, ein Ruck ging durch die Mannschaft, nun ging die Spielkontrolle an den FC. Der Rest ist schnell erzählt. Skhiri traf zum 1:2, Ljubicic nagelte das Leder zum 2:2 in den linken Torwinkel und Luca Kilian, die Mainzer Leihgabe, der beim 0:1 Burkardts Schuss unglücklich abgefälscht hatte, blieb es vorbehalten, den Ball zum 3:2-Siegtreffer über die Linie zu stochern.

Nicht gut gespielt, Moral bewiesen, glücklich gesiegt

Die ersten 60 Minuten gehörten wohl zu den schwächsten, die der 1. FC Köln in dieser Saison abgeliefert hat. Es gelang – nichts. Anthony Modeste hing in der Luft, Ondrej Duda irrte auf dem grünen Rasen herum, seine Mittelfeldkollegen bekamen keinen Zugriff und die Abwehr sah sich wiederholt gefährlichen Nadelstichen der Rheinhessen ausgesetzt. Der Schnelligkeit nicht nur eines Jonathan Burkardt und Karim Onisiwo, der Zweikampfstärke des gesamten Mainzer Teams hatte der FC kaum etwas entgegenzusetzen. Gewiss, auch die Spielleitung durch Schiedsrichter Martin Petersen spielte den 05ern in die Karten. Ihnen kam seine doch recht großzügige Linie bei der Bewertung von Zweikämpfen entgegen. Trotzdem verwunderte es, dass ein Spieler wie Dominik Kohr, der die Grenzen des Erlaubten mehrmals deutlich überschritt, keine Gelbe Karte sah.

Marvin Schwäbe sichert den Ball vor dem Mainzer Lee Jae-sung (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Welche Erkenntnisse bleiben? Vielleicht die, dass es Ondrej Duda in Partien, die so intensiv geführt werden wie die gestrige, schwerfällt, seine zweifellos vorhandenen Fähigkeiten auf den Platz zu bringen. Oder jene, dass Jeff Chabot weit davon entfernt ist, ein gleichwertiger Ersatz für Timo Hübers zu sein. Hüftsteif, hölzern und temposchwach bekam er wiederholt seine Grenzen aufgezeigt. Auf der Habenseite heißt es mittlerweile schon beinahe, Eulen nach Athen zu tragen, wenn man Salih Özcan lobend erwähnt. Selbst nach gerade überstandener Krankheit ist sein Wert für das Team kaum hoch genug einzuschätzen. Darum weiß auch Steffen Baumgart: “Wir haben heute gemerkt, dass Salih Özcan nicht zu ersetzen ist”, räumte er nach Spielschluss unumwunden ein.

“Wir haben heute gemerkt, dass Salih Özcan nicht zu ersetzen ist.”

Mark Uth sollte zukünftig für die Standards verantwortlich sein, immerhin führten zwei seiner Ecken zu Toren. Und Dejan Ljubicic verdiente sich erneut einen Platz in der Startformation. Alleine  mit seiner Schnelligkeit besitzt er im aktuellen Team fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Dazu verfügt er über ein feines Füßchen, sein Tor gegen Mainz war fast noch schöner als sein Treffer gegen Gladbach. Wiederholungen sind da herzlich willkommen.

Das nächste Spiel: Das einzig wahre Derby

Am Ostersamstag (18.30 Uhr) geht es für den 1. FC Köln in den Mönchengladbacher Nordpark, wo das wieder erstarkte Team von Adi Hütter auf die Gäste vom Rhein wartet. Lange waren die Borussen von argen Verletzungsproblemen geplagt, diese scheinen größtenteils überwunden. Und so wartet mit Breel Embolo, Marcus Thuram und Alassane Pléa im Angriff, Florian Neuhaus, Jonas Hofmann und Manu Koné im Mittelfeld und Yann Sommer im Tor ein Gegner mit Champions-League-Format auf Baumgarts Elf.

Kann Mark Uth am Samstag wieder so jubeln, wie nach seinem Treffer zum 2:1 im Hinspiel? (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Zudem nagt das deutliche 1:4 im Hinspiel an den Borussen, die gewiss unter Beweis stellen wollen, dass diese Niederlage ein Ausrutscher war, ein ärgerlicher zwar, aber eben nur eine missliche Laune des Schicksals, die es zu korrigieren gilt. Und so fiebert man am Niederrhein spätestens seit heute dieser Begegnung entgegen, jede Menge Stimmung und ein volles Haus sind garantiert. Steffen Baumgart hat angekündigt, dass er trotz des Sieges der Moral gegen Mainz einiges zu besprechen hat mit seinen Spielern. Bleibt zu hoffen, dass seine Worte auf fruchtbaren Boden fallen – gegen die “Fohlen” bedarf es einer Topleistung. Wird dies gelingen? Ein Déjà-vu des Hinspiels würde jedenfalls gerne genommen.

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