Nach zuletzt schweren Aufgaben bei der Borussia aus Dortmund und zuhause gegen noch ungeschlagene Wolfsburger wartet auf den 1. FC Köln am 11. Spieltag in Mainz zwar eine auf dem Papier einfachere, jedoch gleichzeitig auch eine sehr wichtige Aufgabe im Kampf um den Klassenerhalt: Die “Geißböcke” stehen als 15. mit sieben Punkten knapp über dem Strich und sind zu Gast beim Tabellenvorletzten, der derzeit lediglich fünf Punkte auf der Habenseite verbuchen kann. Beide Teams haben nach zehn absolvierten Spieltagen damit sehr wenig Punkte geholt, doch vier Punkte aus den letzten beiden Spielen geben den Kölnern in diesem klassischen Kellerduell ein wenig Rückenwind.
Viele bezeichnen dieses Spiel als ein Sechs-Punkte-Spiel: Und tatsächlich, drei Punkte in Mainz und die Domstädter hätten sich etwas Luft verschafft und wären in einer guten Ausgangssituation, mindestens Weihnachten über dem Strich zu verbringen. Nach der Niederlage gegen den 1. FC Union Berlin vor einigen Wochen sahen die Perspektiven für die den FC noch ganz anders aus. Eine Niederlage allerdings, und die Windrichtung würde drehen und aus dem Rückenwind einen unangenehmen nasskalten Gegenwind machen, welcher dem Team von Trainer Markus Gisdol wieder direkt ins Gesicht blasen würde. Inklusive des Fallens auf mindestens den Relegationsplatz und Bayer Leverkusen sowie Champions-League-Achtelfinalist Leipzig in einer Englischen Woche vor der Brust.
Gisdol: „Da hat es Klick gemacht“
Über die Wichtigkeit der Partie muss damit nichts weiter gesagt werden: Siege über direkte Konkurrenten sind immer von enormer Bedeutung, auch wenn der Coach der Kölner die Bedeutung ein wenig runterzuspielen versuchte: „Wir sollten das Spiel in Mainz nicht anders angehen als die anderen. Es ist ein Spiel wie jedes andere.“ Stattdessen konzentrierte sich Markus Gisdol darauf zu erläutern, was in den letzten Wochen besser geworden ist: „Ein Schlüssel ist sicher die Kommunikation auf dem Platz. Da habe ich auch das Gefühl, dass es bei der Mannschaft Klick gemacht hat. Da haben wir einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht der uns sehr gut tut.“ Tatsächlich bemängelte er die fehlende Kommunikation auf dem Platz nach der Niederlage gegen Union Berlin und darf sich dahingehend bestätigt fühlen.
Ein anderer, vielleicht sogar noch wichtigerer Grund ist allerdings die Umstellung auf eine Fünferkette inklusive falscher Neun im Sturm mit Jan Thielmann und Ondrej Duda. Aufgrund der Ausfälle vor dem Spiel in Dortmund ein wenig aus der Not geboren, machten beide eine richtig gute Figur und trafen jeweils gegen Wolfsburg, nachdem das Duo schon in Dortmund 90 Minuten lang stark als erste Verteidigungslinie anlief und den Gegner nervte. Es ist eher unwahrscheinlich, dass der Coach hier Veränderungen im Team vornimmt und Andersson oder gar Modeste wieder in den Sturm stellt. „Die Konkurrenz drückt von allen Seiten, jeder will ran“, mahnte er jedoch auf der Pressekonferenz und machte deutlich, dass sich fast keiner seinem Stammplatz zu sicher sein sollte.
Gisdol überreicht Hector einen „Blankoscheck“, dieser lehnt ihn erstmal ab
Dies gilt auch, weil nach einigen Monaten Jonas Hector ins Mannschaftstraining zurückkehrte. „Das ist eine ganz ganz erfreuliche Geschichte“, so der gebürtige Schwabe angesprochen auf die Frage nach der Rückkehr des Kapitäns. Ob er direkt für das Spiel in Frage kommt, beantwortete Gisdol im selben Atemzug offen sowie ehrlich: „Das entscheidet alleine Jonas.“ Ein Blankoscheck, den Gisdol in dieser Art auch selten aussprechen dürfte.
Am Freitagabend stand dann fest, dass Hector für das Spiel in Mainz noch nicht zur Verfügung steht. Eine vernünftige Entscheidung des Saarländers, der im Saisonverlauf noch gebraucht werden wird. Ein fitter Hector ist einer der Schlüssel zum Klassenerhalt, Ellyes Skhiri und Salih Özcan haben ihre Sache jedoch auch ordentlich genug gemacht, um einen möglicherweise halbfitten Hector nicht überstürzt zu bringen.
Mainz stolpert durch die Saison
Für den Gegner aus Mainz ist 2020 ein turbulentes Jahr. Den Klassenerhalt schafften die “Nullfünfer” vergangene Saison unter dem ehemaligen Kölner Trainer Achim Beierlorzer erst am vorletzten Spieltag mit einem 3:1-Heimsieg über Werder Bremen. In diese Saison starteten die Rheinhessen mit sechs Niederlagen zu Beginn, wobei Beierlorzer bereits nach den ersten beiden Spielen und einem zwischenzeitlichen Spielerstreik entlassen wurde. Neu-Trainer Jan-Moritz Lichte übernahm und konnte im November immerhin fünf Punkte in drei Spielen erhamstern, bevor der Dezember beim 1:2 in Bielefeld wieder mit einem Nackenschlag begann. Mainz tat sich auf der Alm insbesondere beim Kreieren von Chancen schwer, erst in der Schlussphase wachten die Rheinhessen auf und hätten aus einem 0:2 fast noch zu ein 2:2 gemacht.
Für den FSV ist es ein Monat gespickt mit wichtigen Spielen: Nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln folgen ein Auswärtsspiel bei Hertha am Dienstagabend, bevor die “Nullfünfer” am kommenden Samstag Bremen empfängt und zum Abschluss kurz vor Heiligabend gegen den VfL Bochum um den Einzug in die dritte Pokalrunde kämpft. Trainer Lichte spricht deswegen von „durchpowern“, wenn er an den Spielplan denkt. In der Mentalität der Mainzer ist das Spiel gegen den FC ein Sechs-Punkte-Spiel, wie Kevin Stöger unter der Woche im Kicker-Interview bekannte, jedoch nur eines von im Prinzip vier am Stück.
Das Rezept zum Erfolg ergibt sich für Köln aus der Mainzer Gegentorstatistik
24 Tore haben die Mainzer bereits kassiert, noch kein mal in dieser Saison ging man ohne Gegentor vom Feld, lediglich Leverkusen und Hoffenheim trafen einmal gegen Mainz. Wie der FC in Mainz zum Erfolg kommt sollte also klar sein – hinten sicher stehen, Jean-Philippe Mateta aus dem Spiel nehmen und vorne auf Möglichkeiten warten, die sich fast zwangsläufig ergeben werden.
Ein Rezept, welches die „Geißböcke“ durchaus anwenden können. Eine gewisse Stabilität und Ekelhaftigkeit im positiven Sinne hat sich der FC in der Defensivbewegung über die Saison hinweg durchaus eingeimpft, nach vorne muss es im Zweifelsfall allerdings auch über Standards gehen. Sonst droht ein 0:0 der drögen Sorte, ein Ergebnis, mit dem eigentlich keine Mannschaft so richtig leben kann – aber mit einer Niederlage umso weniger. Gerade für den 1. FC Köln wird es bei allem gewonnen Selbstertrauen nicht leichter.