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Lebenswege beim 1. FC Köln: Dennis Kings – „Ich wäre nie nach Leverkusen gewechselt!“

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Dennis Kings, der auch aufgrund eines schicksalhaften Zweikampfs statt großer Fußballkarriere sein Glück als Firmeninhaber fand.

Die B-Jugend des 1. FC Köln 1991/92, Dennis Kings mittlere Reihe 2. Spieler v. rechts Foto: Dennis Kings

In den nächsten beiden Jahren schießt der junge Stürmer seine Tore für die E-Jugend des 1. FC Köln, die von Wolfgang Möbius trainiert wird, der heute Teamleiter Qualifizierung beim DFB ist. Möbius ist auch sein Trainer in der D-Jugend und funktioniert Kings dort zum „10er“ um. Er wird in die Kreisauswahl berufen, wo er genau wie beim FC Mannschaftskapitän wird. Zu Beginn der C-Jugend unter Trainer Jürgen Jores rückt der ehemalige PSVler noch weiter in der taktischen Formation nach hinten und findet als defensiver Mittelfeldspieler seine ideale Position.

Vorbilder

Seine beiden fußballerischen Vorbilder füllen diese Rolle perfekt aus. Da ist zum einen Lothar Matthäus, der bei der WM 1990 wohl im Zenit seines Könnens steht. „Sein Tor gegen Jugoslawien, als er den Ball tief in der eigenen Hälfte annimmt, mit voller Geschwindigkeit durch das gesamte Mittelfeld stürmt und mit einem satten Abschluss dem jugoslawischen Torhüter keine Chance lässt, war in meinen Augen das Paradebeispiel für eine perfekte Aktion eines defensiven Mittelfeldspielers“, schwärmt Kings noch heute.

Søren Lerby im Trikot der dänischen Nationalelf Foto: imago images/WEREK

Ein weiteres Vorbild ist Søren Lerby, einst auch bei Bayern München und danach bei der PSV Eindhoven aktiv. „Ich bin selber halber Holländer“, erläutert Kings. „Meine Mutter stammt aus Eindhoven, und die Besuche bei unseren Verwandten habe ich dann oft genutzt, um ins Philips-Stadion zu gehen und mir Spiele der PSV anzusehen. Und Lerby hat mich dabei sehr beeindruckt mit seiner Übersicht, seinem ungeheuer großen Laufpensum und seiner Zweikampfstärke.“

Auch mit der FC-Jugend, in der Vater Ernst inzwischen als Betreuer fungiert, führt ihn der Weg regelmäßig nach Eindhoven, unterhält der Geißbockclub doch zu dieser Zeit eine Kooperation mit dem holländischen Werksverein, für die auf Seiten der PSV der damalige Jugendtrainer Huub Stevens verantwortlich zeichnet und in deren Rahmen es zu einer Reihe von Freundschaftsspielen und gemeinsamen Trainingsmaßnahmen kommt.

C-Jugend des 1. FC Köln 1989/90;  Dennis Kings hinten 3. Spieler v. rechts. Ganz rechts: Ernst Kings        Foto: Dennis Kings

Dennis Kings besucht mittlerweile die Arthur-Koepchen-Realschule in Brauweiler und kann sich angesichts seines wöchentlichen Pensums ganz gewiss nicht über Langeweile beklagen: Schule, Hausaufgaben, vier bis fünfmal Training beim FC, Spiele an den Wochenenden und zusätzlich noch das wöchentliche Stützpunktraining in der Sportschule Hennef mit ihrem Paten Wolfgang Overath. Er schultert dies aber und nutzt die beiden Jahre in der C-Jugend, um auch auf Verbandsebene nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. Und so kommt der frühere Goalgetter zu ersten Einsätzen in der Mittelrheinauswahl, bei denen er ebenfalls als Kapitän aufläuft.

Erste Berufung zur U15 Nationalmannschaft

Beim Jugendländerpokal der Saison 1989/90 in der Sportschule Duisburg-Wedau fällt er mit seiner Zweikampfstärke, seiner guten Übersicht und Torgefährlichkeit DFB-Trainer Bernd Stöber auf, der ihn daraufhin zu einem Sichtungslehrgang zur Bildung der U15-Nationalmannschaft in die Sportschule Hennef einlädt. „Aus den 30 Spielern wurden zwei Mannschaften gebildet, die mehrere Spiele gegeneinander austrugen“, erinnert sich Kings. „Bereits nach dem ersten Spiel nahm Bernd Stöger mich zur Seite und sagte mir, dass ich beim ersten Länderspiel gegen Holland dabei sein werde und auch das Kapitänsamt übernehmen soll.“ Kings überzeugt beim 2:0-Sieg und kommt zu zehn weiteren Einsätzen in der U15-Nationalmannschaft. Er spielt unter anderem gegen Frankreich, Russland, Spanien und Nordirland, fungiert dabei stets als Kapitän und entwickelt sich zu einem Leistungsträger der DFB-Auswahl.

Deutsche U15-Nationalelf 1990, Dennis Kings hinten 4. Spieler v. links Foto: Dennis Kings

In der Saison 1990/91 rückt Kings zur B-Jugend des FC auf, die von Frank Schaefer trainiert wird. „Er war ein brillanter Motivator“, erzählt Kings. „Wenn er uns vor einem entscheidenden Spiel in der Kabine heiß gemacht hatte, hätten wir wer weiß was auf dem Platz für ihn getan!“ Die Motivationskünste des Trainers fruchten, Leverkusen wird abgehängt und der Meistertitel am Mittelrhein geholt. Sportlich läuft es rund beim 1. FC Köln. Und trotzdem breitet sich in Kings zunehmend Unzufriedenheit aus. „Ich spielte jetzt in meinem siebten Jahr beim FC, war Nationalspieler, Leistungsträger und Kapitän, fühlte mich aber wenig wertgeschätzt“, erläutert er. „Ich bekam damals 150 DM im Monat, wohingegen unsere Neuzugänge wesentlich großzügiger entlohnt wurden.“

Die B-Jugend des 1. FC Köln 1990/91, Dennis Kings hinten 3. v. links Foto: Dennis Kings

Deutlich mehr Wertschätzung erfährt Kings von anderen Vereinen, in deren Fokus er als eines der hoffnungsvollsten Talente seines Jahrgangs gerät und die entsprechend heftig um ihn buhlen. „Seit der C-Jugend warb zum Beispiel Bayer Leverkusen um mich. Deren Jugendleiter Andreas Rettig saß einmal im Jahr bei uns im Wohnzimmer“, erinnert sich Kings. „Er bot mir ein Gehalt an, das zehnmal so hoch war wie das, was der FC mir bezahlte.“ Er lächelt, dann sagt er: „Allerdings wäre ich nie im Leben nach Leverkusen gewechselt, denn das waren unsere Erzfeinde, die wir in der Meisterschaft jedes Jahr aufs Heftigste bekämpften.“

Wechselgedanken

Schalke 04 meldet sich bei ihm in personam Bodo Menze, dem Jugendmanager der Königsblauen. „Das Schalker Angebot war reizvoll, sportlich wie finanziell. Mir hat damals aber auch besonders imponiert, wie intensiv sie sich um mich gekümmert haben“, erinnert sich Kings. „Die Schalker stiegen in dieser Saison in die erste Liga auf und luden mich zum letzten Zweitligaheimspiel gegen Darmstadt ins ausverkaufte Parkstadion ein. Die 70 000 Zuschauer schufen eine einzigartige Atmosphäre, ich saß neben dem damaligen Manager Helmut Kremers und wurde nach dem Spiel ins Präsidentenzimmer eingeladen, das mit Ölgemälden ehemaliger Schalker Größen bebildert war.“

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Nicht nur diese Ahnengalerie beeindruckt Dennis Kings, und so bereut er es zunächst nicht, im April einen 5-Jahres-Vertrag bei den Knappen unterschrieben zu haben, mit einer Perspektive Richtung Profikader. Erfolg reiht sich an Erfolg für den jungen Kölner. Nach weiteren guten Ergebnissen mit der DFB-Auswahl und dem Meistertitel am Mittelrhein mit dem FC führt Kings die westdeutsche Auswahl als Kapitän zur Deutschen Meisterschaft zusammen mit seinen Nationalmannschaftskollegen Kai Michalke und Lars Ricken.

Vor dem Spiel in Wembley: Das Schicksal schlägt zu

Wenig später fiebert er zwei weiteren Saisonhöhepunkten entgegen. Zunächst trifft er mit dem FC im Achtelfinale der deutschen B-Juniorenmeisterschaft auf den Niederrheinmeister, Bayer Uerdingen. Am Tag danach fliegt die deutsche U15-Nationalmannschaft nach England, um im altehrwürdigen Wembleystadion das erste von zwei Länderspielen gegen ihre englischen Altersgenossen zu bestreiten. „Das war der Traum eines jeden Jugendspielers, in Wembley vor 50 – 60 000 Zuschauern zu spielen“, berichtet Kings. „Das sind Gänsehautmomente, dafür wirst Du Fußballer.“

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