Nein, sonderlich beliebt sind Spiele gegen den FC Augsburg wahrlich nicht rund um den 1. FC Köln. Erinnerungen an das unsägliche Pokalspiel in der Fuggerstadt werden wieder wach, zerstörte Elfmeterpunkte kommen einem in den Sinn und zahlreiche unansehnliche Fußballspiele gegen einen Gegner, der es mit der sportlichen Fairness nicht immer so genau nahm. Darüber hinaus ist besonders im Müngersdorfer Stadion die Bilanz der “Geißböcke” gegen die Augsburger verheerend: In Köln ist der FC Augsburg seit sieben Partien ungeschlagen (vier Siege, drei Remis), 2011 gelang dem FC in der Bundesliga gegen die Bayerischen Schwaben der letzte Erfolg vor den eigenen Fans. Ein gewisser Lukas Podolski führte die “Geißböcke” mit einem Doppelpack zum 3:0-Heimsieg, Slawomir Peszko erzielte den dritten Treffer für die “Geißböcke”.
Ein solch klarer Erfolg ist zwar durchaus erwünscht am Sonntagnachmittag, wenn der FCA wieder zu Gast ist im Kölner Stadion – doch zu erwarten ist dies beileibe nicht. Die Mannen von Trainer Steffen Baumgart mussten zuletzt zwei sportliche Rückschläge verkraften, auf das 2:5 im Derby bei Borussia Mönchengladbach folgte das 0:2 bei Partizan Belgrad in der UEFA Europa Conference League. Die Stimmung ist nach diesen beiden Partien deutlich gedämpft rund um den FC, was wieder einmal verdeutlicht, wie schnell es im Sport gehen kann: Vor zwei Wochen noch gewannen die “Geißböcke” nach furiosem Spiel 3:2 gegen Borussia Dortmund und verzückten die Fans dabei mit einem fulminanten Auftritt. Davon ist nach den schwachen Leistungen in beiden Partien gegen Belgrad sowie dem unglücklich verlaufenen Derby keine Rede mehr – nun stehen die Kölner ein wenig am Scheideweg dieser Saison.
“Wir hatten im letzten Jahr zur gleichen Zeit eine ziemlich ähnliche Situation, wo sich abgezeichnet hat, ob wir uns oben dranheften können oder im Mittelfeld stagnieren. Deswegen ist das Spiel am Wochenende schon richtungsweisend und super wichtig. Wir müssen alles daransetzen, dass wir da die drei Punkte mitnehmen”, weiß auch Abwehrchef Timo Hübers, in Belgrad mit einem komplett gebrauchten Tag, um die Bedeutung der Partie für die Kölner. Den Abwärtstrend stoppen, bevor er sich verstetigt: Das dürfte das Ziel für den FC am Sonntag gegen Augsburg sein. Die B-Note dürfte den “Geißböcken” dabei egal sein – ein ansehnliches Fußballspiel sollte gegen den FC Augsburg allerdings niemand erwarten. Dafür sind die Erinnerungen an viele gruselige Aufeinandertreffen mit den Fuggerstädtern noch zu frisch.
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Ausgangslage
Sportlich angeschlagen, personell geschwächt: So sieht die angespannte Situation beim 1. FC Köln derzeit aus. Gegen den FC Augsburg müssen die “Geißböcke” unter anderem auf den gesperrten Florian Kainz, der im Derby Gelb-Rot sah, verzichten, dazu fehlt gleich ein halbes Dutzend Spieler verletzt. Bis zur Winterpause muss sich der FC mehr oder weniger durchbeißen – das gilt auch für die Offensive, in der bisher weder Steffen Tigges noch Florian Dietz in vorderster Front komplett zu überzeugen wussten. Auch wenn es hier da an der notwendigen Präzision im letzten Drittel mangelt, an der grundsätzlichen Spielweise haben die Kölner nach dem Abgang von Anthony Modeste wenig geändert: Die Baumgart-Elf schlägt mit Abstand die meisten Flanken und konnte schon drei Treffer nach Hereingaben von außen erzielen.
Wie für den FC gilt auch für Augsburg: Mit einem Sieg am Sonntag könnte der Abstand nach unten wieder komfortabler gestaltet werden. Doch auch die Fuggerstädter haben Personalsorgen zu vermelden: Rafal Gikiewicz, der sichere FCA-Rückhalt, fehlt auch in Köln verletzungsbedingt, die Innenverteidiger Maximilian Bauer und Jeffrey Gouweleeuw sind nach der 5. Gelben Karte zum Zuschauen verdammt. Dafür kommen die Schützlinge von Trainer Enrico Maaßen, der vor der Saison von Borussia Dortmunds Drittliga-Reserve nach Augsburg wechselte, mit breiter Brust in die Domstadt. In den letzten vier Partien sammelte der FCA zehn Punkte, spielte zuletzt nach drei Bundesliga-Siegen in Folge 1:1 gegen den VfL Wolfsburg.
So lief das letzte Aufeinandertreffen
Einen Sahnetag erwischte der 1. FC Köln beim 4:1-Auswärtserfolg in Augsburg am 32. Spieltag der vergangenen Saison: Jan Thielmann (12.), Mark Uth (15.) und Anthony Modeste (63./77.) schossen die “Geißböcke” zu einem auch in der Höhe verdienten Sieg in der Fuggerstadt und brachte sich durch den Dreier in eine perfekte Ausgangsposition für den Endspurt um den Europapokal. Weniger erfolgreich verlief dagegen das Heimspiel 2021/22: Andre Hahn (72.) und ein Traumtor von Niklas Dorsch (88.) besiegelten im Müngersdorfer Stadion nach enttäuschender Leistung die 0:2-Niederlage der “Geißböcke”.
Schlüsselspieler
Der FC geht personell am Krückstock und hat vor dem ungeliebten Duell mit dem FC Augsburg mit der Derbyniederlage sowie der Europapokal-Pleite in Belgrad zwei Enttäuschungen im Gepäck. Um die ersatzgeschwächte Mannschaft zu stabilisieren, kommt es nun besonders auf den Kapitän an: Jonas Hector, unter der Woche über 90 Minuten im Einsatz, muss das Team gegen Augsburg anführen – mental wie sportlich. Wie wichtig der ehemalige Nationalspieler fußballerisch für den FC ist, hat er bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Wie wichtig er auf seiner angestammten Position als Linksverteidiger ist, haben die vergangenen Wochen gezeigt. Gegen die unangenehmen Gäste kommt es auch darauf an, die Nerven zu behalten und sich nicht von den Nickligkeiten der Fuggerstädter anstecken zu lassen. Auch dabei darf Hector gerne voranmarschieren!
Auch der FC Augsburg tritt mit einem Rumpfkader an, baut für das Auswärtsspiel in Köln auf seinen formstarken Angreifer Ermedin Demirovic. Vor der Saison im Tausch mit Michael Gregoritsch aus Freiburg zu den Bayerischen Schwaben gekommen schlug der 24-Jährige direkt ein, hat bereits vier Saisontore und eine Vorlage auf dem Konto. Beim Augsburgs Auswärtssieg auf Schalke war Demirovic mit einem Doppelpack der entscheidende Mann beim FCA. Der bosnische Nationalspieler kommt dabei nicht nur im Sturmzentrum zum Einsatz, sondern zuletzt vor allem über die Außenbahn. Mit seinem Tempo und seinem Zug zum Tor ist Demirovic für die geradlinige Spielweise der Augsburger enorm wichtig – aber nicht nur ihn gilt es für den FC am Sonntag zu stoppen.
“Wir haben eine schwere Phase, aus der wir uns herausarbeiten müssen. Wir müssen schauen, dass wir einen klaren Kopf behalten.”
Top-Fakt
Der 1. FC Köln gewann in dieser Bundesliga-Saison nach den Partien auf dem internationalen Parkett noch keine Bundesliga-Partie (drei Remis, zwei Niederlagen).
Das sagen die Trainer
Steffen Baumgart (Köln): “Wir haben eine schwere Phase, aus der wir uns herausarbeiten müssen. Wir müssen schauen, dass wir einen klaren Kopf behalten. Wir müssen über 90 Minuten bei 100 Prozent sein, wenn wir Spiele gewinnen wollen. Mit dem FC Augsburg treffen wir auf einen aggressiven Gegner, der sehr gut nach vorne arbeitet. Sie lassen dem Gegner wenige Räume und machen es ihnen dadurch schwer, diese Räume zu bespielen.” ”
Enrico Maaßen (FC Augsburg): “Wir wollen die Art und Weise des Fußballs, den wir in den letzten Wochen gezeigt haben, auch in Köln auf den Platz bringen. Die Mannschaft ist im Flow, wir sind richtig gut drauf und es ist unser großes Ziel, erneut etwas Zählbares mitzunehmen. Im Hinblick auf die Bundesliga hat Köln international mit Sicherheit ein paar Spieler geschont, um die nötige Frische zu behalten. Uns wird ein Hexenkessel erwarten, aber wir müssen auf uns schauen und freuen uns auf die Partie.”
“Es ist unser großes Ziel, erneut etwas Zählbares mitzunehmen. Uns wird ein Hexenkessel erwarten.”
So könnte der FC spielen
Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector– Skhiri– Schindler, Duda, Huseinbasic – Tigges, Maina