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Vorspiel

Heimspiel gegen Arminia Bielefeld: Nimm mich mit auf die Reise, mein 1. FC Köln!

Träumen erlaubt: Der 1. FC Köln will im Saisonendspurt die Qualifikation für den Europapokal klar machen – nach dem Derbysieg wartet nun mit Arminia Bielefeld eine ganz andere Aufgabe.

Foto: Lars Baron/Getty Images

Rund um den 1. FC Köln, so sagt es das häufig kolportierte Klischee, träume man nach zwei Siegen bereits von der Champions League. Selbst wenn diese gerade in den Medien nur allzu gern genutzte Unterstellung komplett zutreffend wäre (was sie im Übrigen nicht ist): Was ist so schlimm daran, sich für den Verein seines Herzens die höchsten sportlichen Weihen zu wünschen? Wer träumt denn bitte nicht von ruhmreichen Taten in Manchester, Mailand oder Madrid? Wer hofft nicht darauf, dass solche Fantasien für die eigenen Farben in Erfüllung gehen? Träumen, das sei hier ein für alle Male festgehalten, ist als Fan nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht.

Wichtig ist aber, und das Fehlen dieser Differenzierung dichtet das undifferenzierte Klischee den Fan-Fantasien wenig subtil an, ist die Unterscheidung zwischen Traum und Realität. Träumen ist wichtig, Träumen ist schön, Träumen ist sogar mitunter sehr vernünftig – aber es ist nicht die Wirklichkeit. Dort werden Träume nicht urplötzlich wahr, in der Realität stecken zumeist harte Arbeit und/oder eine ordentliche Portion Glück hinter der Erfüllung der meisten Sehnsüchte. Das Glück liegt aber auch nicht einfach auf der Straße. Die Grundlagen müssen gelegt werden, man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige tun – es gibt viele Faktoren, die für Erfolg notwendig sind und doch unerklärbar bleiben.

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Die beste Bilanz seit Einführung der Drei-Punkte-Regel

Der 1. FC Köln beispielsweise stand vor genau einem Jahr mit schwachen 29 Punkten auf dem Relegationsplatz, Siege gegen Leipzig und in Augsburg hatten den „Geißböcken“ überhaupt erst wieder Kontakt zum rettenden Ufer verschafft. 365 Tage später sieht die Welt in der Domstadt gänzlich anders aus: Unter Steffen Baumgart hat das nahezu unveränderte Team einen gewaltigen Aufschwung erlebt, rangiert vor den abschließenden vier Partien der Saison mit 46 Zählern auf Rang sieben und darf berechtigt vom Einzug in den Europapokal träumen. Besser, und das spricht Bände über die Leistung in dieser Spielzeit, stand der FC in Zeiten der Drei-Punkte-Regel zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nicht da.

“Wir haben gesagt, dass wir den internationalen Wettbewerb angreifen wollen, aber in erster Linie müssen wir unsere Hausaufgaben machen!”

Spätestens seit dem deutlichen Derbysieg in der Wochenende, als die „Geißböcke“ verdient mit 3:1 in Mönchengladbach gewannen, ist klar: Ganz Köln will jetzt nach Europa! Als Träumer ist FC-Coach Steffen Baumgart allerdings nun wahrlich nicht bekannt. „Wir haben gesagt, dass wir den internationalen Wettbewerb angreifen wollen, aber in erster Linie müssen wir unsere Hausaufgaben machen“, betonte der Erfolgstrainer vor dem Duell mit Abstiegskandidat Arminia Bielefeld: „Wir wissen, wer aktuell noch hinter uns ist und welche Qualität Mannschaften wie Hoffenheim und Frankfurt haben. Wir spielen mit vielen Mannschaften auf Augenhöhe, aber uns ist auch bewusst, wie schwer es ist, ein Spiel zu gewinnen. Wir schlagen keinen Gegner einfach mal so.“

https://twitter.com/fckoeln/status/1517085064953221123

Und dass die Ostwestfalen am Samstag nicht als der handelsübliche Abstiegskandidat nach Müngersdorf reisen, dürfte spätestens unter der Woche klar geworden sein. Nach nur einem Sieg aus den vergangenen zehn Partien trennte sich die Arminia von Coach Frank Kramer – und setzt für den Endspurt um den Klassenerhalt auf Torwarttrainer Marco Kostmann, der gemeinsam mit dem auch aus Köln noch bekannten Michael Henke den Ligaverbleib doch noch sichern soll. „Wir möchten der Mannschaft einen Impuls geben, um den Verbleib in der Bundesliga zu realisieren. Dies ist unser aller Ziel“, hieß es in der Bielefelder Pressemitteilung zur Entscheidung: „Alle Beteiligten sind gefordert. Die Zeit der Ausreden auf und neben dem Platz ist jetzt vorbei.“

“Ein volles Haus, volle Power und volle Attacke des 1. FC Köln”

Der als Interimschef eingesetzte Kostmann setzt vor der anstehenden Aufgabe in Köln auf den „Hallo-wach-Effekt“ des Trainerwechsels bei seinen Schützlingen, denen zuletzt neben dem in der Bundesliga stets nötigen Spielglück auch die notwendige Überzeugung abzugehen schien: „Wir brauchen alle Kraft, Energie und Zuversicht, um das Spiel in Köln erfolgreich zu bestreiten. Die Situation ist, wie sie ist und sie hat sowohl mich als auch die Mannschaft durchgerüttelt. Das war auch gut so. Denn es geht darum, die Wiederbelebung der Ressourcen bei den Spielern hinzubekommen. Die Wiederbelebung der guten Erlebnisse und der Ressourcen, die jeder im Spiel einbringen kann – das ist mein Auftrag“, so der bisherige Torwarttrainer.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

Dass es nicht nur ob des Bielefelder Wechsels an der Seitenlinie kein Selbstläufer für den FC werden wird, davon ist Steffen Baumgart angesichts der Eindrücke der letzten Woche und aus dem Hinspiel überzeugt. „Die Arminia hat eine Mannschaft, die uns im Hinspiel gefordert hat. Wir hatten Schwierigkeiten, Lösungen gegen sie zu finden. Sie werden alles daransetzen, in der Liga zu bleiben. Trotzdem wollen wir offensiv agieren und mit aller Macht darauf drängen, unser Heimspiel zu gewinnen“, betont der Kölner Coach und fügt an, dass sich seine Mannschaft auf ihre Stärken konzentrieren soll: „Die Art der Spielweise werden die Bielefelder in so kurzer Zeit nicht komplett verändern. Wir wollen uns nicht zu sehr nach dem Gegner ausrichten, sondern unser Spiel machen.“

“Ich erwarte ein volles Haus, volle Power und volle Attacke des 1. FC Köln. Das macht es interessant, dort zu bestehen und sich zu wehren.”

Was das gerade im Müngersdorfer Stadion bedeutet, ist auch den Ostwestfalen längst klar: „Ein volles Haus, volle Power und volle Attacke des 1. FC Köln“, erwartet Kostmann einen Sturmlauf der gegnerischen „Geißböcke“, deren Entwicklung dem Interimschef der Arminen großen Respekt abnötigt. „So wie sich die Mannschaft des FC momentan präsentiert, sind sie in einem Lauf. Sie haben ihre großen Stärken, indem sie über das Flügelspiel die Bälle hineinbringen und dann verwerten. Da sind wir bei dem Thema Selbstvertrauen. Die Kölner haben ein riesiges Selbstvertrauen und Selbstverständnis, Spiele zu gewinnen und sich nach vorne zu peitschen“, betont der Bielefelder Hoffnungsträger und erwartet von seinen Spielern die nötige Gegenwehr. „Ich erwarte volle Attacke. Das macht es interessant, dort zu bestehen und sich zu wehren.”

Schellende Telefone in Kopenhagen und der Traum von einer Reise nach Mailand

Wehren würde sich in Köln dagegen niemand, wenn auch nach dem Heimspiel gegen den Abstiegskandidaten vom Europapokal geträumt wird. Schon seit Wochen singen die FC-Anhänger von schellenden Telefonen in Kopenhagen, vom Sandstrand auf Teneriffa und Europapokal-Reisen nach Mailand mit ihrem 1. FC Köln. Sind es nicht diese Dinge, die das Fan-Dasein überhaupt erst erträglich machen, die unsere Liebe zu unserem Herzensverein auch in den schwierigsten Zeiten noch am Leben lassen? Die leisen und lauten Hoffnungen, die verlockend, vielleicht falsch und doch so zwischenzeitlich so schön sind? Das Spiel hat noch nicht begonnen und ich kann es jetzt schon im Müngersdorfer Stadion hören: Nimm mich mit auf die Reise, mein 1. FC Köln – nur einmal durch Europa und einmal um die Welt!

So könnte der FC spielen: Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector – Özcan, Skhiri – Ljubicic, Kainz – Uth, Modeste

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