Während der 1. FC Köln in der eigentlich etwas ruhigeren Woche vor Karneval ungewollt ein Schlagzeilenspektakel sondergleichen abfeuerte, war es während der jecken Tage an sich eher ruhig rund ums Geißbockheim. Das wenig erbauliche 0:2 gegen Eintracht Frankfurt war zwar ein Rückschlag, jedoch stand man im Waldstadion auch dem Team der Stunde gegenüber, die Niederlage war daher zumindest in der Öffentlichkeit schnell vergessen. Doch nach dem Derbysieg in Mönchengladbach konnte man sich diesen Rückschlag zumindest leisten, ohne wieder auf den Relegationsplatz zu rutschen und wieder eine Trainerdiskussion zu führen.
Drei Punkte trennen derzeit den auf Rang 14 liegenden „effzeh“ von der auf Platz 16 platzierten Arminia aus Bielefeld, die allerdings auch noch das Nachholspiel gegen Werder Bremen in der Hinterhand hat. Der direkte Abstiegsplatz ist noch sieben Punkte entfernt, nachdem Mainz 05 am Karnevalssamstag in Leverkusen mit zwei Last-Minute Treffern einen Punkt und jede Menge Selbstvertrauen aus der Bayarena mitnahm.
Aus dem Gröbsten raus ist man folglich noch lange nicht. In den letzten beiden Monaten stimmte für die „Geißböcke“ allerdings zumindest die Punkteausbeute. Angesichts des alles andere als einfachen Folgeprogramms mit Spielen gegen Bayern München, Werder Bremen, Union Berlin und Borussia Dortmund wäre es wichtig, möglichst bald den Schwung aus dem Derby wiederzufinden und ein paar Punkte zu sammeln, da man ansonsten droht vor dem wichtigen und vielleicht vorentscheidenden April ins Hintertreffen zu geraten.
Spielerische Glanzleistungen sind wohl nicht zu erwarten
Gelingt dies nicht, könnte den Kölnern ihr Spielstil auf die Füße fallen: Denn großartige spielerische Leistungen wird man diese Saison vermutlich nicht mehr erwarten können, viel wird über den Kampf, die Moral und die Gewissheit gehen, notfalls ein Unentschieden mitnehmen zu können. Also auf einem ähnlichen Weg, wie Ingolstadt einst unter Ralph Hasenhüttl die Klasse gehalten hat. Wichtig dafür ist es, möglichst immer auf einem Nichtabstiegsplatz zu stehen und notfalls auf einen Punkt gehen zu können. Auf Überraschungssiege wie in Gladbach oder Dortmund darf man sich jedenfalls nicht verlassen. Rutscht man auf Rang 16 oder noch tiefer und ist zum Siegen gezwungen, werden die Spiele ein Balanceakt und schnell um einiges komplizierter.
Noch steht man allerdings über dem Strich und ein Sieg am Samstag im Müngersdorfer Stadion gegen den VfB Stuttgart wäre ein wichtiger Schritt, damit das auch nach dem 34. Spieltag der Fall ist. Der Aufsteiger aus dem Schwabenland hat nach starkem Saisonstart ein wenig abgebaut und in den letzten sieben Pflichtspielen nur einen Sieg eingefahren. Derzeit rangiert der VfB auf Rang 10 mit 26 Punkten, zuletzt stand ein 1:1-Unentschieden im heimischen Neckarstadion gegen Hertha BSC zu Buche, in welchem man einen späten, aber nicht unverdienten Ausgleich kassierte. „Köln auf Abstand zu halten, ist nicht unwichtig“, analysierte Trainer Pellegrino Matarazzo die Tabelle.
Beim VfB herrscht außerhalb des Feldes Chaos
Überlagert werden jedoch alle sportlichen Aspekte der Schwaben diesen Winter vom von außen kaum mehr durchschaubaren und selbst für FC-Verhältnisse außergewöhnlich großen Theater auf Funktionärsebene. Wenn beim HSV nicht gerade das gesamte Präsidium zurücktritt, ist den Schwaben die volle Aufmerksamkeit und der Titel um die chaotischste Außendarstellung der Saison kaum zu nehmen. Nur um eine Ahnung zu bekommen, was derzeit neben der sowieso vollkommen verkorksten Außendarstellung am Neckar los ist: Zuletzt traten mit Dr. Bernd Gaiser und Rainer Mutschler zwei Präsidiumsmitglieder im Anschluss an die Datenaffäre zurück und der Vereinsbeirat entsendete Rainer Adrion in das Präsidium, um dessen Handlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Außerdem entsandte der Aufsichtsrat sein Mitglied Tobias Keller bis zum Juni in den Vorstand.
„Das ist eine Mannschaft, die mit unglaublicher Energie, Spielfreude und Elan in die Saison gegangen ist. Sie spielen erfrischend nach vorne. Zuletzt haben sie nicht mehr so überragend gepunktet, aber sie waren oft schön zum Ansehen.”
FC-Trainer Markus Gisdol über den kommenden Gegner VfB Stuttgart
Viel Arbeit also für den beim FC bekannten neuen Stuttgarter Medienchef Tobias Kaufmann. Die am heutigen Freitag vom Verein bekanntgegebene Vertragsverlängerung des erfolgreichen Coaches Matarazzo am heutigen Freitag droht da fast unterzugehen. Der 43-jährige übernahm den Job im Dezember 2019 von Tim Walter, führte den VfB in die Bundesliga und überzeugte dort mit attraktivem und erfolgreichem Fußball.
Jakobs wieder fit, auch Wolf und Duda dabei
Beim FC hingegen gibt es abgesehen von andauernden Spekulation um Finanzchef Alexander Wehrle derzeit nur Personaldiskussionen um die Startaufstellung im nächsten Spiel. An dieser Front konnte Coach Gisdol am Freitag vermelden, dass er im Spiel auf Ismael Jakobs zählen kann. Der 21-Jährige fehlte in Frankfurt aufgrund von Sprunggelenksproblemen, ist aber ebenso wieder einsatzbereit wie Marius Wolf und Ondrej Duda – beide spielten letzte Woche angeschlagen und standen bis zuletzt auf der Kippe. Tolu Arokodare wurde für Jakobs aus dem Kader gestrichen. Max Meyer wird dem Kader damit angehören, auf mehr Spielzeit als zuletzt kann er sich jedoch vorerst nicht einstellen. Nennenswerte Einsatzzeit sammelte der Neuzugang nur beim Pokalspiel in Regensburg, konnte sich beim Pokalaus jedoch nicht unbedingt empfehlen.
„Ich kann derzeit keine Spielminuten verschenken, wenn ich denke, es hilft noch nicht optimal. Max muss die Wettkampfhärte über das Training entwickeln“, drückte sich Trainer Markus Gisdol in der Frage nach Einsatzzeiten für den von ihm nicht unbedingt gewollten Ex-Schalker klar aus und ergänze: „Max strengt sich unglaublich an im Training. Wenn er diesen Weg weitergeht, ist alles in Ordnung, wir haben noch 13 Spiele.“
Einen besseren Einstand feierte der andere Winterneuzugang Emmanuel Dennis. „Es ist mehr als ordentlich, was er bisher abgeliefert hat“ lobte ihn sein Coach und fügte hinzu: „Er lauert sehr oft an der Abseitsgrenze, um sein Tempo ausspielen zu können.“ Da Stürmer Sebastiaan Andersson weiter ausfällt und die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld ungleich größer ist, war jedoch auch zu erwarten das Dennis zunächst eine größere Rolle einnehmen würde als Meyer. Dies kann sich jedoch schnell ändern, der FC braucht vermutlich bis zum Ende des Marathons namens Bundesligasaison jeden Spieler, damit es am Ende zum Klassenerhalt reicht.