Das Kollektivversagen beim 0:6 in Hoffenheim deckt die Schwächen des 1. FC Köln überdeutlich auf. Im Abstiegskampf bleiben die „Geißböcke“ konstant inkonstant.
Die Hoffnungen vor dem Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim waren groß beim 1. FC Köln: Gegen Leverkusen hatte das Team gezeigt, dass mehr als nur Abstiegskampf in ihm steckt. Nach den 90 überaus erschreckenden Minuten in Sinsheim muss der geneigte effzeh-Fan konstatieren: Vielleicht ist diese Mannschaft wirklich so schwach, wie sie sich in dieser Saison über weite Strecken präsentiert. In allen Belangen desolat präsentierte sich die Ruthenbeck-Elf an diesem Osterwochenende und kann von Glück sagen, dass sie nur ein halbes Dutzend Tore eingeschenkt bekommt hat.
Grausame Lehrstunde für hoffnungslos unterlegenen effzeh
„Das war eine Frechheit von uns. Jeder Kölner, der hier hingefahren ist, müsste eigentlich sein Geld zurückbekommen“, konstatierte effzeh-Keeper Timo Horn nach dem 0:6-Debakel und lag damit richtig. Wobei: Eigentlich müsste es nicht nur das Geld zurückgeben, eigentlich müssten die wieder einmal zahlreich angereisten Kölner Anhänger sogar noch Schmerzensgeld oben drauf bekommen. Denn das, was sie im Sinsheimer Stadion zu sehen bekamen, tat jedem effzeh-Fan tief in der Seele weh. Von Beginn an waren die Kölner in Sinsheim hoffnungslos unterlegen – schon zum Zeitpunkt des ersten Gegentreffers durch den überragenden Gnabry (23.) hätte es bereits 4:0 für die Gastgeber stehen können, wenn nicht sogar müssen.
Foto: Christof Koepsel/Bongarts/GettyImages
Dass es zur Halbzeit bei dem knappen Rückstand blieb, weckte die leise Hoffnung, die „Geißböcke“ könnten vielleicht einen ähnlichen Coup landen wie in Leipzig, als sie ebenfalls die erste Hälfte komplett verschliefen, sich dann aber zunehmend in die Partie bissen. Diese Überlegung war noch nicht komplett abgeschlossen, da schlug Gnabry erneut zu. Ohne nennenswerte Gegenwehr, wie so oft in dieser Partie. Es war der Auftakt zu einer grausamen Lehrstunde für den effzeh: Bis zur 72. Minute schraubte Hoffenheim das Ergebnis auf 6:0 hoch und hätten sicherlich noch mehr Treffer erzielt, wenn sie nicht nach dem halben Dutzend für die Schlussviertelstunde in den Schongang geschaltet hätten.
Übliche Probleme + übliche Fehler = Schwächste Defensive der Bundesliga
Es war schon bitterste Ironie, dass der beste Kölner auf dem Feld das Trikot des Gegners trug: Mark Uth, der vor der Saison vom effzeh heftig umworben wurde, nun aber nach Schalke wechseln wird, erzielte zwei Treffer und legte zwei weitere vor. Zusammen mit seinen Kollegen im TSG-Angriff wirbelte der gebürtige Porzer die effzeh-Defensive derart durcheinander, dass diese rechtzeitig zum Start der Deutzer Kirmes das Karussell im Alleingang betreiben könnten. Große Probleme bei seinen Offensivbemühungen musste der überragende Uth allerdings nicht befürchten: Dass die Kölner Abwehrreihe nicht noch hilfsbereit Kaffee und Kuchen zu den Gegentoren servierte, war an diesem Karsamstag auch alles. Der Nicht-Leistung der „Geißböcke“ setzte die Fahrlässigkeit der Hoffenheimer in Sachen Chancenverwertung noch die Krone auf.
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Viele konnten sich den Unterschied zwischen dem starken Auftritt gegen Leverkusen und dem Kollektivversagen in Sinsheim nicht erklären. Doch Hoffenheim deckte die vorhandenen Schwächen der Kölner, die sich bereits durch die komplette Saison ziehen, nur überdeutlich auf: Gegen das Tempospiel der TSG kam insbesondere das zentrale effzeh-Mittelfeld nicht hinterher, die rechte Defensivseite glich wieder einmal einer Teststrecke für gegnerische Ballkünstler, individuelle Fehler der simpelsten Sorte besorgten dann endgültig den Rest. 55 Gegentore haben sich die „Geißböcke“ bereits gefangen, 23 davon in der Rückrunde – beides Liga-Negativrekord. Auch taktisch hatte das Team von Stefan Ruthenbeck, der überraschend auf dieselbe Startelf wie beim Leverkusen-Sieg setzte, den Gastgebern zu keiner Phase etwas zuzusetzen. Ein Offenbarungseid zur Unzeit, den der effzeh auf den Sinsheimer Rasen brachte.
Horn: “So bleiben wir nicht in der Liga”
Insbesondere die wehrlose Kapitulation, die eigentlich schon mit dem Anpfiff begann, erschreckt angesichts der aktuellen Situation und den bisherigen Umgang mit der prekären Lage. Bei allen bekannten Schwächen und limitierten Leistungen in dieser Saison: Einen solchen Auftritt hat der effzeh eigentlich nur im September beim 0:5 in Dortmund an den Tag gelegt – nach den vergangenen Wochen ist ein solches Debakel ein Schlag ins Kontor. Nun muss das Team abermals zeigen, dass es Rückschläge wegstecken und sich abermals aufrappeln kann. Am kommenden Samstag wartet Mainz 05 – ein Sechspunktespiel für die „Geißböcke“, die nach dem Kollektivversagen von Sinsheim unter Zugzwang sind. Um wieder Hoffnung zu schöpfen, braucht es allerdings eine deutliche Steigerung. Timo Horn brachte es auf den Punkt: „Mit so einer Leistung brauchen wir gar nicht rechnen. So bleiben wir nicht in der Liga.“