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Kolumnen

Quo vadis, FC?

Er hat viele Höhen und Tiefen erlebt beim effzeh. Vor der neuen Saison macht sich Bodo Illgner Gedanken über seinen Verein. Setzt man nun auf Kontinuität?

© effzeh.com

Autogrammkarte von 1987/88

1983 kam ich als A- Jugendlicher zum 1.FC Köln. In dem Jahr, als der letzte Titel in Köln gefeiert wurde. Zu der Zeit versuchte man auf der anderen Rheinseite, unter dem Bayer-Kreuz, uns, dem FC, Konkurrenz zu machen. Viel Geld wurde, unter anderem, dafür verwendet, die grössten Talente aus ganz Deutschland nach Leverkusen zu holen.

Bis Anfang der 90 er Jahre lachten wir immer über die “Pillenschlucker”. Wir spielten unter dem Trainer Christoph Daum um die deutsche Meisterschaft! Die Euphorie in Köln war riesig und es machte unglaublich viel Spaß beim FC!

1990 wurde Christoph Daum entlassen und Thomas Häßler nach Juventus Turin verkauft. Bis heute ist nie dargelegt worden, wofür die eingenommenen Millionen ausgegeben worden sind. Es folgten unendlich viele Trainerwechsel. In meinen 11 Profijahren beim FC hatte ich, wenn ich richtig gezählt habe und keinen vergessen habe, 11 Trainer! Erst kürzlich las ich die Aussage von Poldi:” In meinen letzten 3 Jahren beim FC hatte ich 5 verschiedene Trainer”. Kontinuität sieht anders aus!

Und das Problem liegt doch auf der Hand: Ein Trainer wird für die kommende Saison verpflichtet. Er hat seine Vorstellungen, wie die Mannschaft spielen soll und fordert vom Verein bestimmte Spieler, die zu seinem “Spielsystem” passen. Natürlich werden diese Spieler verpflichtet und die neue Saison beginnt. Nach einigen erfolglosen Spielen wird der Trainer entlassen (wie z. Bsp. mit Morten Olsen beim FC geschehen), der neue Trainer hat, im besten Fall, eine etwas andere, im schlechtesten Fall, eine komplett andere Auffassung davon, wie der FC spielen soll. Dann kann es vorkommen, dass gerade erst im Sommer verpflichtete Spieler auf ganz anderen Positionen eingesetzt werden oder andere taktische Aufgaben erhalten und nicht ihre Leistung bringen, wie zuvor unter dem alten Trainer oder in ihrem alten Verein.

Bei einem Blick auf die erfolgreichen Vereine der letzten Jahre in Deutschland fällt auf, dass es dort immer zumindest eine Konstante gegeben hat. Wenn es nicht der Trainer war (wie in Bremen) dann war es der Vorstand (Bayern München), das Management oder der Sportdirektor (Dortmund, Leverkusen). Ja, Leverkusen. Der Verein, den wir alle vor mehr als 20 Jahren mitleidig belächelt haben. Den gleichen Blick erhalten wir FCer vermutlich heute von der anderen Rheinseite.

Der 1.FC Köln hat tolle Vorraussetzungen: eine tolle Stadt, ein überragendes Stadion, begeisterungsfähige Fans und eine Presselandschaft, die tagtäglich in großem Stil über den Verein berichtet. Dieses Potential muss erkannt und voll ausgeschöpft werden. Nach fast 20 dürren Jahren ist es endlich an der Zeit, dass wieder etwas aufgebaut wird: Mit einem Vorstand, der in Zusammenarbeit mit dem Sportdirektor und seinem Team eine Fußballphilosophie und Spielsystem entwickelt, das zum FC und der Stadt passt. Das Gültigkeit hat, auch über die einzelnen Trainer hinaus.

Mit jungen, hungrigen Spieler, die sich mit diesem Club identifizieren.

Denn auch ohne Spieler wie Hans Schäfer, Wolfgang Overath, Toni Schumacher, Pierre Littbarski oder Lukas Podolski besteht der 1.FC Köln noch immer und wird es auch weiterhin tun! Das sieht man an dem großen Interesse und an den zahlreichen Fans. Dieser Weg wird kein leichter sein und er wird auch nicht in 2 Jahren die deutsche Meisterschaft bringen. Aber einmal eingeschlagen, verspricht er zumindest eines: Kontinuität!

Und hoffentlich einen modernen, bestimmenden, erfrischenden und engagierten Fußball!

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