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Interviews

“Der FC ist unfassbar viel Emotion.”

Beach-Volleyball-Olympia-Sieger Jonas Reckermann, FC Fan seit Ewigkeiten, erzählt uns was über das Leben nach London und natürlich über seinen FC.

Foto-Credits: FIVB

Foto-Credits: FIVB

Anfang Dezember schaufelte sich Olympiasieger und effzeh-Fan Jonas Reckermann etwas Zeit frei, um mit uns zu sprechen. Dabei ging es um das Leben nach London, den Hype und natürlich um den 1.FC Köln.
Selbst am Ende der Welt steht er in der Nacht auf , damit er auch ja kein Spiel seines Herzensclubs verpasst. Dies und weitere interessante Geschichten hat unser Olympiasieger zu erzählen.

Hallo Jonas, zunächst noch einmal Glückwunsch zu eurem sensationellen Olympia Erfolg. Mit einem gewissen Abstand: Hättest du das Ausmaß der Euphorie so erwartet?

Ein solches Ausmaß der Euphorie hatten wir sicher nicht erwartet. Dass nach einem Olympiasieg so einiges los sein würde, davon war natürlich auszugehen. Aber dass sich 9 Millionen Deutsche ein Beachvolleyballspiel anschauen würden und es auch im Nachklang so viele Anfragen geben würde, konnten wir uns nicht vorstellen.

…und wie gehst Du jetzt mit diesem Hype um?

Mit dem Hype beschäftige ich mich nicht wirklich, das lässt sich von uns ja eh nur bedingt beeinflussen.

Durch den Olympiasieg wurde ja auch medial auf Euch aufmerksam gemacht. In kaum einem Medium sprach man nicht über Beachvolleyball. Wäre es nicht wünschenswert dieses Interesse zu konservieren?

Wir hätten diese Aufmerksamkeit seitens der Öffentlichkeit in dieser Form nicht erwartet, aber überlegen uns da jetzt auch nicht irgendwelche Strategien, um den Hype künstlich zu verlängern. Ich denke, dass gute sportliche Leistungen am wichtigsten sind und das Entscheidende ist, das Interesse an unserer Sportart aufrecht zu erhalten. Wir sind in erster Linie Sportler und keine PR-Berater und wollen auch als solche verstanden und wahrgenommen werden.

Verständlich und bei den ganzen Terminen hat man ja kaum Zeit, sich um den effzeh zu kümmern. Wie war das denn in London? Konntest du da die Geschehnisse rund um den effzeh verfolgen oder hat man aufgrund der Anspannung  überhaupt keinen Kopf für so etwas?

Natürlich habe ich mich auch in London über den effzeh informiert und zum Saisonauftakt vor dem Live-Ticker die Daumen gedrückt! Wir waren leider viel unterwegs an den beiden Spieltagen in Braunschweig und gegen Sandhausen, so dass ich keine Livebilder sehen konnte.

Jonas mit effzeh-Mütze in Las Vegas.
© Jonas Reckermann

Das ist ja grausam, gerade für einen langjährigen effzeh-Fan wie dich. Seit wann genau bist du eigentlich Fan und wie kam es dazu?

Das ist beides nicht ganz so leicht zu beantworten. Irgendwann war ich es einfach… Ich komme ja ursprünglich aus dem Münsterland und bin (die allermeiste Zeit) dankbar dafür, dass ich kein Dortmund- oder gar Schalkefan geworden bin! Vielleicht gefiel mir als Kleinkind der Geißbock oder die Farben – keine Ahnung. Ich bin effzeh-Fan, seitdem ich ca 5 oder 6 Jahre alt gewesen bin.

Kannst du dich in diesem Zusammenhang an Dein erstes Spiel in Müngersdorf erinnern?

Das erste Ereignis, an das ich mich bewusst erinnern kann, war mein erstes Spiel in Müngersdorf im April oder Mai 1988. Der FC gewann gegen den späteren Meister Werder Bremen mit 2:0, das war das Spiel, in dem Frank Ordenewitz ein Handspiel zugab und Litti den fälligen Strafstoß verwandelte.

Ja, das waren noch die erfolgreicheren Zeiten vom effzeh.
Was macht eigentlich diesen Klub so besonders?

Das ist schwer zu sagen, ganz rational kann man das sicherlich nicht sagen und begründen… Auf jeden Fall wird in Köln und Umgebung der Fußball gelebt, gefeiert und verflucht, es sind unfassbar viele Emotionen dabei, wenn die Leute vom effzeh sprechen.

…dazu zählt auch die Stimmung, oder?

Ja, die Stimmung im Stadion ist natürlich sensationell, das traditionelle kölsche Liedgut ist einmalig und langweilig wird es rund um den effzeh natürlich auch nie! Eine fußballerische Begründung fällt mir im Augenblick allerdings schwer, da gibt es wenige gute Argumente in den vergangenen Jahren…

Und trotzdem besuchst du die Spiele, wenn du in Köln bist!

So ist es. Wenn ich in Köln bin, gehe ich eigentlich immer zu den Spielen. Wenn mich meine Frau begleitet natürlich sitzend, bin ich alleine nutze ich meist meine Stehplatz-Dauerkarte.

Trotz dieser Stimmung schaffst Du es nicht Deinen Partner Julius Brink von der “dunklen Seite der Macht” zu befreien? Hat er andersherum schon versucht, Dich von Bayer 04 zu überzeugen?

Ich glaube da ist Hopfen und Malz verloren. Mich kann er eh nicht konvertieren und ihn will ich eigentlich gar nicht überzeugen. Wer allen Ernstes überzeugter Leverkusen-Fan ist, dem ist mit rationalen Argumenten eh nicht beizukommen. Ich glaube, er könnte auch schwer damit fertig werden, wenn er auf einmal Fan eines Vereins wäre, der in einem Stadion spielt, wo richtig Stimmung ist.

Wie ist es eigentlich, wenn du nicht im stimmungvollen Stadion sein kannst, sondern z.B. in Kalifornien sitzt. Stehst du dann um 6 Uhr auf, um die Bundesliga zu verfolgen?

Im Trainingslager ist es in der Tat schon vorgekommen, dass ich morgens um 6 vor dem Rechner sitze und das Internet verfluche, wenn der Livestream mal wieder ruckelt. In Neuseeland war es auch schon mal 3.30 Uhr, als ich mir ein Spiel angeschaut habe, das gilt aber nicht so richtig, weil der Jetlag beim Wachbleiben bzw Aufstehen geholfen hat.

Foto-Credits: FIVB

Mal was anderes: Hat man als Sportler und Fan eigentlich auch Kontakt zu den Fußballprofis?

Es gibt ein paar Kontakte, z. B. mit Thomas Kessler. Christopher Schorch sehe ich im Augenblick fast täglich in der Reha, beides sehr nette Zeitgenossen.

Als du im Sportstudio Deine „ewige Dauerkarte“ überreicht bekamst, was war das für ein Gefühl und hattest du mit Tonis Besuch  gerechnet?

Nein, mit dem Besuch gerechnet habe ich nicht! Obwohl ich mir schon gedacht hatte, dass sich der effzeh irgendetwas einfallen lassen würde, nachdem ich falsch zitiert worden bin in der BILD-Zeitung.

Inwiefern?

Ich hatte nie öffentlich “gewünscht”, eine Dauerkarte des effzeh zu erhalten, sondern hatte im Spaß auf die Frage nach der Verwendung meiner Olympia-Prämie geantwortet, dass ich mir eine lebenslange Dauerkarte kaufen wollte.

Umso schöner, dass Toni Schumacher dann in Mainz auftauchte, oder?

Das war eine sensationelle Aktion seitens des effzeh, bereits in der Nacht nach dem London-Finale hatten mir einige Verantwortliche per SMS beglückwünscht. Jetzt freue ich mich sehr über die lebenslange Dauerkarte, ich hoffe sehr, dass auch die zukünftigen Vorstände weiterhin dazu stehen werden (schmunzelt!).

[tube]https://www.youtube.com/watch?v=-p3jLTtdxeg[/tube]

Durch Deine Körpergröße bist du ja primär der Blocker in eurem Spiel, kann man deine Position eigentlich mit einer im Fußball vergleichen, oder ist das nicht möglich?

Als Fußballer spiele ich ja am liebsten auf der rechten Außenbahn oder im Tor. Meine Rolle auf dem Beachvolleyballfeld würde ich aber eher mit den Aufgaben eines defensiven Mittelfeldspielers beschreiben: Gegnerische Angriffe abfangen, selbst konstruktiv den Spielaufbau einleiten und nach Möglichkeit immer den Überblick bewahren.

Interessant.

Abschließend, weil wir das sensationell fanden:
Wie kam es eigentlich dazu bei der Kundgebung „Arsch huh“,  Anfang November, mitzuwirken ?

Die Organisatoren von Arsch Huh sind auf uns zugekommen und haben gefragt, ob wir uns vorstellen könnten mitzuwirken.

Da fiel die Entscheidung leicht oder?

Ja. Wir haben keine Sekunde gezögert, denn wir stehen komplett hinter den Zielen und Aktionen von Arsch Huh und sind stolz und froh, dass wir mit dabei sein konnten. Eigentlich ist es nicht so wichtig, ob man auf oder vor der Bühne für diese enorm wichtige Sache einsteht, aber wir haben gerne unsere bescheidene Prominenz für diesen Abend zur Verfügung gestellt!

Jonas, vielen Dank für Deine kostbare Zeit und alles erdenklich Gute für die Zukunft wünschen wir Dir.

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