Es war wahrlich kein guter Tag für einen der letzten verbliebenen Dinos der Bundesliga. Der Kicker schrieb nicht umsonst von einem zu verhaltenen Auftritt der Geißböcke, von einem nicht gut funktionierenden Umschalten von Abwehr auf Angriff, von einem glücklosen Effzeh-Spielmacher Dorinel Munteanu, der an diesem Tag auf sich alleine gestellt war.
Auf der Gegenseite wirbelte das von VfB-Trainer Joachim „Jogi“ Löw perfekt eingestellte magische Dreieck. Balakov, Elber und Bobic befanden sich in beeindruckender Form. Gerade Regisseur Balakov hatte keine Probleme mit seinem Manndecker Pablo Thiam. Bei den Schwaben räumte Zvonimir Soldo vorbidlich vor der Abwehr ab und VfB-Verteidiger Thomas Schneider avancierte mit einer tadenlosen Defensivleistung sowie einem Tor zum Mann des Spiels.
Es war kein guter Tag für den 1. FC Köln. Mit 0:4 wurde die Elf von Peter Neururer am Ende aus dem ausverkauften Gottlieb-Daimler Stadion geschossen. Als Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich die Begegnung am 08.09.1996 abpfiff, war klar, dass diesem 1. FC Köln eine schwierige Saison bevorstünde. Und genau das war der Fall. Doch aus einer schwierigen Saison wurden schwierige Jahre, aus schwierigen Jahren wurden Auf- und Abstiege und kein Stein blieb beim Karnevalsverein aus Köln auf dem anderen.
Nur eines sollte feststehen: Dieses 0:4 im „Spätsommer of 96“ (uh-huh!) sollte die vorerst letzte Bundesliga-Niederlage des Effzeh in Stuttgart bedeuten. Was also für eine schöne…
Ausgangslage
1:1, 3:0, 0:0, 0:0, 3:2, 3:1, 2:0, 1:0, 2:2 – Eine Bilanz, die runtergeht wie Öl oder warme Butter oder Bratenfett oder was auch immer. Der Erste Fußballclub Köln ist nun seit 18 Bundesligajahren unbesiegt in Stuttgart. „Solche Statistiken bedeuten gar nix. Da stehen sich ja jetzt zwei ganz andere Mannschaften gegenüber“, sagen die Realisten. „Auswärtssieg, Auswärtssieg“, singen wir vor dem Duell gegen die Brustringträger aus dem Schwabenländle.
Grundsätzlich stehen beide Mannschaften nach dem ersten Spieltag mit der gleichen Meinung da. „Ni fu, ni fa“, sagt der Spanier. Das bedeutet so viel wie „So lala“ oder „Nicht Fisch, nicht Fleisch“. Genau das waren die Ergebnisse beider Teams zum Auftakt. In Köln war eigentlich jeder zufrieden mit dem 0:0 gegen den HSV. Ein solider Auftakt, der zeigte, dass die Mannen von Peter Stöger in der Defensive nur schwer zu überwinden sind mit dem menschlichen Raketenabwehrsystem Anthony Ujah und einer gut abgestimmten Viererkette. Und doch hätte es mit etwas Glück und Entschlossenheit im letzten Drittel ein wenig mehr sein können.
In Stuttgart haderte man da schon etwas mehr, weil man den Lieblingsgegner vom Niederrhein am Rande der Niederlage hatte und sich dann, wie schon in den 34 Spielen der Vorsaison, doch wieder ein spätes Gegentor fing. Mit einem Punkt gehen beide Teams also in dieses Duell, in dem es eigentlich keinen großen Favoriten gibt.
Personalien
Beim Effzeh gestaltet sich die Kadersituation genauso wie zum Bundesligaauftakt. Die Langzeitverletzten Nagasawa, Helmes, Peszko, Svento und Bröker stehen auch für das Spiel in Stuttgart nicht zur Verfügung.
Lediglich an der Anfangsformation könnte Peter Stöger Feinjustierungen vornehmen. So könnte Simon Zoller für den gegen den HSV unglücklichen Yuya Osako nach vorne rücken, auch Kevin Vogt drängt in die Startelf. Stöger ließ sich wie immer keine fixe Aussage bezüglich einer Umbesetzung entlocken.
VfB-Coach Armin Veh hat vor allen Dingen in vorderster Front mit Verletzungssorgen zu kämpfen und muss im Sturm weiter auf Abdellaoue (Knorpelschaden) und Ginczek (Rückstand nach Krezubandriss) verzichten. Ansonsten wird aber höchstwahrscheinlich die Startelf auflaufen, die schon in Mönchengladbach über weite Strecken überzeugte.
Aufstellungen
effzeh: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, Vogt – Risse, Zoller, Halfar – Ujah
Stuttgart: Ulreich – Klein, Schwaab, Rüdiger, Sakai – Romeu, Gentner – Harnik, Didavi, Maxim – Ibisevic (Werner)
Ausblick
Fast noch beeindruckender als die Serie von neun Spielen ohne Niederlage in Stuttgart ist wohl die Tatsache, dass der VfB Stuttgart in diesen Spielen auch nur sechs Tore schoss. Wer die rot-weißen Götter gegen den HSV hat verteidigen sehen, der kann sich nur schwer vorstellen, dass nun viele Tore für die Stuttgarter dazukommen.
Es wird also wiederum ein enges Spiel, in dem schon ein einziges Tor entscheidend sein könnte. Für den Effzeh ist es wichtig, noch mehr Kreativität und Durchsetzungsvermögen nach vorne zu entwickeln, der VfB muss es schaffen, über 90 Minuten die Konzentration hochzuhalten. Es ist alles offen, doch aufgrund des Gesetzes der Serie werden die Stuttgarter am Ende mit Wehmut singen: „That were the best days of my life, oooooh yeeeah. Back in the summer of 96, uh-huuuh.“
Stimmen der Redaktion
Sebastian: Mir hat der (defensiv gesehene) Auftakt gegen die Hamburger sehr gut gefallen und ich weiß, nachdem ich Rolfs Artikel gelesen habe, dass Peter Stöger und sein Team sofort die Schwachstellen in Angriff genommen haben. Auch wenn ich die Auswärtsbilanz gegen Stuttgart aussen vor lasse, sehe ich gute Chance auf die ersten drei Punkte.
Thomas: Auswärts beim Lieblingsgegner. Stuttgart ist für den effzeh immer eine Reise wert. So auch diesmal – wir holen einen weiteren Zähler für unsere Jagd nach dem goldenen Klassenerhalt!
Rüdiger: Normalerweise hab ich keine großen Hoffnungen. Aber immer dann wenn ich keine großen Hoffnungen hab, überrascht mich der effzeh. Von daher glaub ich einfach mal an eine große Überraschung. Da ein 1:0 für den effzeh, nach all den Jahren im Schwabenland, wohl keine große Überraschung wäre. Glaub ich jetzt fest einfach mal an ein 4-1 für unseren effzeh. Das wäre fast so etwas wie eine große Überraschung und mit dem Heimspiel gegen Paderborn könnte man dann Richtung dahin gucken, wo man nach meiner Ansicht nach eh hingehört. Das ist ja wohl keine Überraschung, oder?