Vor der Südkurve kontrollierten beim Heimspiel gegen Hertha BSC Ordner und Polizisten den Vorplatz der Südkurve – auf das Gedenken an Hans Schäfer der eigenen Fans wurde vom 1. FC Köln derweil wenig Rücksicht genommen.
Als die Kölner Fans am Sonntag vor dem Spiel gegen Hertha BSC, das später in der nächsten Niederlage enden sollte, am Müngersdorfer Stadion ankamen, staunten sie vermutlich erst einmal nicht schlecht. Gerade hatten viele von ihnen den von den eingefleischten Anhängern schon Tage vor dem Spiel angekündigten Trauermarsch zum Andenken an Hans Schäfer absolviert und die riesige Fahne mit dem Konterfei der Vereinslegende zum Stadion transportiert, da wartete dort eine Menschenkette aus Polizisten und Ordnern vor der Südkurve auf sie.
Die Ordnungshüter hatten sich ein paar Meter vor den Zäunen zum Umlauf auf dem Vorplatz der Südtribüne, auf dem wegen des Trauermarsches auf anraten der Polizei auch keine Bierbuden zu finden waren, postiert, sodass direkter Kontakt zwischen Fans, die bereits im Stadion waren und denjenigen, die sich noch davor befanden, an den Gitterstäben an diesem Spieltag nicht möglich war. Laut effzeh.com-Informationen ging dieses Vorgehen gleichermaßen von Kölner Sportstätten (Stadioneigentümer), Polizei und Verein aus. Begründet wird die Aktion mit dem Einschleusen von Bannern in der Partie gegen die TSG 1899 Hoffenheim – bei selbiger Partie soll es außerdem zu Tumulten am Zaun gekommen sein.
Südkurven-Absperrung: Unverständnis bei den Anhängern
Bei den Anhängern sorgte das Vorgehen der Verantwortlichen nicht nur für grundsätzliche Ablehnung, sondern auch für weiteres Kopfschütteln, da die aktive Fanszene ohnehin angekündigt hatte, dass am Sonntag als Zeichen der Trauer lediglich die Hans-Schäfer-Fahne in der Kölner Südkurve zu sehen sein sollte – begleitet von zwei großen Spruchbändern vor bzw. zwischen den Rängen.
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Dass der Verein in der Halbzeitpause ungeachtet der Bestrebungen der eigenen Anhänger sein Halbzeitprogramm inklusive Miljö und lustigem T-Shirts-ins-Publikum-Werfen abspulte, stimmte die Fans dann ebenfalls nicht gerade versöhnlicher.
Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images
Im Grunde war die einzelne, riesige Fahne schon ein Kompromiss: Choreografien werden vom 1. FC Köln nicht grundsätzlich verboten, doch mittlerweile besteht der Verein darauf, das einzelne Anhänger für eventuelle Abweichungen von den vorher genehmigten Inhalten der Choreografien die Verantwortung übernehmen und damit haftbar gemacht werden können, sollten diese Abweichungen später zu Strafen für den Verein führen. Die Maßnahme war die Folge zweier Choreografien, bei denen schlussendlich zuvor nicht abgesprochene Motive im Stadion gezeigt wurden. Die Ultra-Gruppen sehen in dem Vorgehen allerdings das Risiko, dass sie für Verfehlungen einzelner Fans bei Choreografien, die nicht in ihrer direkten Kontrolle liegen, zur Verantwortung gezogen werden könnten und verzichten daher seitdem gänzlich auf die traditionell beeindruckenden Darbietungen in der Kölner Südkurve.*
Weiterhin keine Choreografien in Köln
Der 1. FC Köln findet also offenbar sogar in der katastrophalen sportlichen Situation noch genug Zeit, sich kreative Gedanken um eine im vorauseilenden DFB-Gehorsam eingesetzte Sperre um die Südkurve zu machen. Vielleicht ist dieses Vorgehen einfach nur professionell – wie die Halbzeitshow ungeachtet der Anliegen der eigenen Anhänger durch zu prügeln.
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Ob es aber klug ist, das eh schon angekratzte Verhältnis zu den eigenen Fans weiter zu belasten, obwohl diese dem Club in der dunkelsten Krise der Bundesliga-Geschichte bisher loyal zur Seite standen und ohnehin für diese Partie auf alle Aktionen verzichten wollten, erscheint in diesen Tagen nüchtern betrachtet dann doch etwas fraglich.
*Anm. d. Red.: Dieser Absatz wurde nachträglich von uns überarbeitet. Die vorherige Formulierung war missverständlich und unpräzise, daher wurde sie optimiert.